Eine 83-jährige Frau aus dem Kanton Zürich erhält Mitte Februar ein E-Mail mit dem Betreff «Corona Virus bei Ihnen». Ein Online-Shop für Nahrungsergänzungsmittel mit einer 081-er Kontaktnummer warnt darin: «Das Corona Virus kommt! Schon bald ist das Virus wohl auch bei Ihnen.»
«Wir haben nur noch 80 Stück!»
Über 900 Todesfälle in China, und immer mehr Fälle in Europa gebe es, schreibt der Onlineshop Biovital. Man solle jetzt vorsorgen und eine Schutzmaske der FFP-Schutzklasse 2 kaufen. Das Zehnerpack kostet 69.90 Franken. Und Biovital macht dabei auf Panik: «ACHTUNG: Nur solange Vorrat – die Schutzmasken sind in Europa fast ausverkauft. Wir haben nur noch 80 Stück!»
Wie die Firma an ihre Mailadresse gelangt ist, weiss die ältere Zürcherin nicht. Was sie weiss: Sie findet es geschmacklos, dass da versucht wird, den Leuten Angst einzujagen, um teure Profi-Schutzmasken zu verkaufen.
Angstmacherei auf Kosten der Betroffenen
«Ich finde, das ist Angstmacherei auf dem Buckel von zum Teil todkranken Menschen. Und egal ob diese in China oder hier in der Schweiz sind – das gehört sich nicht», sagt die 83-jährige zum SRF-Konsumentenmagazin «Espresso».
«Espresso» telefoniert mit der Firma, die ihren Sitz in Liechtenstein hat. Doch Fragen, wie viele Schweizerinnen und Schweizer dieses Mail erhalten haben, woher die Mailadressen stammen und ob solche Schutzmasken überhaupt Sinn machen, wollen die Verantwortlichen nicht beantworten.
Biovital schreibt lediglich: «Wir versuchen nur, mit unseren bescheidenen Mitteln – also dem kleinen Restbestand an Schutzmasken – etwas gegen eine mögliche Pandemie zu tun.»
BAG sagt: «Nicht die feine Art»
Patrick Mathys, Leiter Sektion Krisenbewältigung beim Bundesamt für Gesundheit (BAG) sagt, Werbung dieser Art sei nicht verboten. «Ob es moralisch gerechtfertigt ist, mit der Angst von möglichen Kundinnen und Kunden zu spielen, … ist sicher nicht die feine Art.»
Für Laien sogar kontraproduktiv
Patrick Mathys stellt klar: Solche FFP-Masken sind Profi-Atemschutzmasken – für Ärzte und Pflegepersonal. Für Laien seien sie wenig sinnvoll. Für Menschen, die sich den Umgang mit solchen Profi-Masken nicht gewohnt sind, könnten sie sogar ein zusätzliches Risiko darstellen.
Wir empfehlen diese Masken nicht für die breite Bevölkerung.
«Bei diesen Masken braucht es etwas Erfahrung und Übung. Vor allem beim An- und Ausziehen kann es zu Infektionen kommen, wenn man zum Beispiel mit den Händen auf die Schleimhäute kommt. Darum empfehlen wir diese Masken für die breite Bevölkerung nicht», sagt Patrick Mathys vom BAG.
Wenn schon, dann sei eine einfache und günstige Schutzmaske für rund 50 Rappen zweckmässiger. Doch auch diese schützt nicht zuverlässig vor Infektionen. Geeignet sind diese vor allem für erkrankte Personen, um andere zu schützen.
Espresso, 26.02.20, 08.13 Uhr