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Pflegefamilien gesucht Weniger Plätze, mehr schutzbedürftige Kinder: Waadt muss handeln

Im Kanton Waadt herrscht akuter Mangel an Pflegefamilien. Die Zahl der zu betreuenden Kinder – insbesondere Babys und Kleinkinder – steigt seit Jahren an. Gleichzeitig kommen immer mehr Pflegefamilien ins Rentenalter. Mit einer Kampagne will der Kanton Waadt bis Ende Jahr fünfzig Pflegefamilien finden. Aktuell haben 200 Kinder bei 190 Pflegefamilien ein temporäres Zuhause gefunden.

Erschwerend hinzu kommt der Personalmangel ...

Zum Mangel an Pflegefamilien kommt noch ein Personalmangel hinzu: Letzten November musste darum sogar ein Heim für Jugendliche provisorisch schliessen. Höhere Löhne in Nachbarkantonen locken das Fachpersonal aus der Waadt weg. Doch die fehlenden Plätze für schutzbedürftige Kinder bringen das Betreuungssystem im Kanton Waadt ans Limit. Nicht selten kommt es vor, dass ein gesundes Kind im Krankenhaus auf einen Platz im Heim oder bei einer Pflegefamilie warten muss.

... und die Pandemie sowie die Inflation

Der Anstieg schutzbedürftiger Kinder ist einerseits auf die wachsende Bevölkerung des Kantons Waadt zurückzuführen. Aber auch die Pandemie und die Inflation spielen eine Rolle: Beide Faktoren haben die Situation von Vätern und Müttern verschlechtert, die bereits zuvor unter Suchtproblemen oder Armut gelitten haben – und jetzt vermehrt ihre Kinder in fremde Obhut geben müssen.

Nun will die Waadt handeln. Nebst besseren Lohnkonditionen fürs Fachpersonal sei auch das Entschädigungssystem für die Pflegefamilien angepasst worden, erklärt Manon Schick, Leiterin des Kinder- und Jugendamts. Zudem würden Informationsabende für interessierte Personen durchgeführt. «Wir müssen aber den Pflegeeltern bewusst machen, dass die Betreuung mit einem hohen Zeitaufwand verbunden ist.» Zudem sei es ungewiss, wie lange ein Pflegekind jeweils in der Familie bleibe. «Zwischen sechs Monaten und achtzehn Jahren ist alles möglich.»

«Eingepflanzt» für immer

Diese Ungewissheit kann auch für die Pflegekinder belastend sein. Doch für Natanaël, der seine ganze Kindheit bei derselben Pflegefamilie verbracht hat, war sie nie ein Problem. «Ich wollte immer bei meiner Pflegefamilie bleiben – es fühlt sich an, als sei ich bei dieser Familie eingepflanzt worden. Hier will ich für immer bleiben. Das ist jetzt meine Familie.» 

Seine Pflegeeltern haben in den letzten fünfundzwanzig Jahren drei biologische Kinder grossgezogen und insgesamt achtzig (!) Kinder bei sich aufgenommen – auch für kürzere Zeiträume und oft mehrere Kinder gleichzeitig. Bei Natanaël war es die Situation aber besonders: Da seine biologische Mutter psychisch krank ist, hatten die Pflegeeltern geahnt, dass Natanaël lange bleiben würde.  

Heute ist Natanaël 18 Jahre alt. Zu seiner biologischen Mutter pflegt er einen losen Kontakt. Seine Pflegefamilie sieht er als seine «Herzensfamilie». Er kann sich sogar vorstellen, den Bauernhof der Familie zu übernehmen.  

Im Kanton Waadt warten aktuell 18 Kinder auf ein temporäres Zuhause. Als Pflegefamilie können sich auch homosexuelle Paare und Alleinstehende melden.

Schweiz aktuell, 07.02.2024, 19:00 Uhr;kesmu

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