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Pro-Palästina-Demo in Bern Eine Eskalation mit Ansage

Am Tag danach zelebrieren sich vermummte Extremisten auf einschlägigen Social-Media-Kanälen als vermeintliche Helden des Strassenkampfs. Die massiven Ausschreitungen kommen nicht überraschend. Schon bei der Mobilisierung für die unbewilligte Demonstration setzten anonyme Gruppen auch auf gewaltverherrlichende Symbole wie das rote Dreieck, wie es auch in der Hamas-Propaganda verwendet wird, und die Massaker vom 7. Oktober 2023 wurden als «Al Aksa-Flut» bezeichnet – die Wortwahl der Hamas. Eine friedliche Demonstration war offenkundig nie der Plan.

Wie sich der Ton im Netz verschärfte

Die Gewalt in den Gassen Berns bildet dabei den Tiefpunkt einer Entwicklung der letzten Monate, die sich vor unseren Augen abgespielt hat. Es ist die Radikalisierung eines Teils der Pro-Palästina-Bewegung, bei der die noch moderaten Stimmen niedergeschrien wurden und die lauten und aggressiven immer dominanter wurden. Das geschah nicht im Verborgenen, sondern besonders in Social-Media-Kanälen für alle einsehbar. «Escalate for Palestine», «Globalize the Intifada», «Shutdown for Palestine», um nur einzelne der Parolen der letzten Monate zu nennen. An Protesten kam es bereits in letzten Monaten zu Sachbeschädigungen und auch Angriffen gegen die Polizei, doch der Samstag bildet eine neue Eskalationsstufe.

Terrorromantik mit Tradition

Zentral für diese Entwicklung sind teils bekannte gewaltbereite linksextreme Gruppen, die auch das Feindbild Polizei geradezu feiern. Sie kooperieren offensichtlich mit radikalen Gruppierungen der Palästina-Bewegung – teils dürfte das Personal deckungsgleich sein. Die Verbindung der extremen Linken mit Teilen der Palästina-Gruppen hat eine lange Vorgeschichte – so ist auch zu erklären, weshalb das Konterfei der Flugzeugentführerin Leila Khaled, aktiv in den 1960er- und -70er-Jahren, noch heute immer wieder an Schweizer Demonstrationszügen auf Transparenten zu sehen ist, inklusive Sturmgewehr.

Man bekennt sich solidarisch mit dem «palästinensischen Widerstand» – oft ohne genauer zu sagen, wo man die Grenzen legitimen Widerstands sieht, manchmal aber auch ganz explizit, etwa wenn eine Rednerin die «Kämpfer:innen» der Hamas und der linksgerichteten Terrororganisation PFLP zu «wahren Helden» erklärt. So geschehen diesen Sommer an einer Demonstration in Basel.

Wenn Worte zu Taten werden

Der vergangene Samstag illustriert drastisch, wie sich in einem Teil der Pro-Palästina-Bewegung eine Sprache und Symbolik durchzusetzen scheint, die Gewalt geradezu anstrebt. Dabei bleibt es nicht bei Theorien: Einmal mehr sind auf Worte Taten gefolgt.

Daniel Glaus

Fachredaktor Extremismus

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Daniel Glaus ist seit 2015 Inlandredaktor beim Schweizer Fernsehen, zu seinen Dossiers zählen Extremismus und Terrorismus. Zuvor arbeitete der Investigativjournalist beim Recherchedesk von «SonntagsZeitung» und «Le Matin Dimanche».

Tagesschau, 12.10.2025, 19:30 Uhr

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