- Aus Solidarität mit Palästina und der gestoppten Gaza-Flottille haben am Donnerstagabend in mehreren Schweizer Städten Kundgebungen stattgefunden.
- So blockierten Demonstrierende vorübergehend die Gleise im Bahnhof Bern. In Genf und Zürich war die Polizei wegen unbewilligter Kundgebungen im Einsatz, und auch in Lugano wurde protestiert.
- Geplant waren darüber hinaus Demonstrationen in Basel, Luzern und Sitten.
Einige hundert Personen hatten sich in Bern zu einer Spontankundgebung gegen das Aufbringen der Gaza-Flottille versammelt. Einige von ihnen blockierten vorübergehend mehrere Gleise im Bahnhof. Die SBB informierte auf ihrer Website über den eingeschränkten Bahnverkehr.
Die Polizei stoppte die Menge an der Kappelenstrasse nahe der Synagoge. Kurz nach 21 Uhr löste sich die Kundgebung am Bubenbergplatz schliesslich auf. Der Bahnverkehr in Bern war rund eine halbe Stunde stark beeinträchtigt, gegen 20:30 Uhr meldete die SBB wieder Normalbetrieb.
Teilnehmerinnen und Teilnehmer forderten von Israel, die Aktivistinnen und Aktivisten der Gaza-Flottille freizulassen. Die Schweiz müsse ihre völkerrechtlichen Verpflichtungen wahrnehmen und sich «aktiv für ein Ende des Genozids in Gaza» einsetzen, hiess es weiter. Sanktionen müssten verhängt werden. Wirtschaftliche, wissenschaftliche und kulturelle Kollaborationen mit Israel seien zu beenden.
In Bern sind Spontankundgebungen als Reaktion auf ein bestimmtes Ereignis innert 48 Stunden möglich. Eine Bewilligung braucht es nicht. Es besteht lediglich eine Meldepflicht.
Tränengaseinsatz in Genf und Zürich
In Genf versammelten sich am Abend über 3000 Menschen zu einer spontanen Solidaritätskundgebung. Diese war nicht bewilligt. Die Menschenmenge verstopfte die Hauptkreuzung beim Bahnhof. Sie skandierte «Free free Palestine» und kritisierte «die Komplizenschaft der Schweiz». Demonstrierende bewarfen die Ordnungskräfte mit Gegenständen, worauf diese mit Tränengas antworteten und mehrere Hundert Demonstranten einkesselten. Die Kundgebung löste sich schliesslich wieder auf.
Auch in Zürich kamen mehrere Tausend Personen zu einer unbewilligten Demonstration zusammen – aufgerufen von der Gruppierung «Vorwärts». Beobachter sprechen von 2000 bis 4000 Personen. Die Stimmung in Zürich war gemäss Reporter vor Ort angespannt, teils aggressiv – unter den Demonstrierenden hätten sich auch vermummte Personen befunden.
Die Stadtpolizei Zürich, unterstützt von der Kantonspolizei, setzte Tränengas und Pfefferspray ein, um die Menge zurückzudrängen. Ebenso wurden Warnschüsse mit Gummischrot-Gewehren abgegeben. Als Folge kam es zu erheblichen Einschränkungen im Tramverkehr in Stadtkreis 4 und 5 mit Ausfällen, Verspätungen und Umleitungen.
Daneben waren in Basel, Luzern und Sitten Kundgebungen geplant.