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Raubmord von Metzerlen (SO) Mutmassliche «Pink Panthers» wegen Mord verurteilt

  • Die zwei Haupttäter im Mordfall Metzerlen werden schuldig gesprochen. Sie müssen wegen Mordes 19 Jahre bzw. 17 Jahre und 8 Monate ins Gefängnis.
  • Das Amtsgericht Dorneck-Thierstein (SO) sah es als erwiesen an, dass die beiden bei einem Raubüberfall 2010 den Gemeindepräsidenten von Metzerlen in dessen Haus brutal ermordet haben.
  • Der Gerichtsprozess fand unter hohen Sicherheitsvorkehrungen an einem geheimen Ort statt. Die Angeklagten sollen Mitglieder der internationalen Räuberbande «Pink Panthers» sein.

19 Jahre und 17 Jahre und 8 Monate Haft wegen Mordes, so lautet das Urteil des Amtsgerichts Dorneck-Thierstein gegen zwei Männer, die 2010 im solothurnischen Metzerlen nahe der französischen Grenze den Gemeindepräsidenten überfallen und umgebracht haben. Das Gericht folgt mit dem Urteil grösstenteils der Anklage.

Der 43-jährige Serbe und der 40-jährige Holländer mit serbischen Wurzeln gingen bei der Tat laut Gericht sehr grausam und brutal vor. Bei der Urteilsverkündung sagte die Gerichtspräsidentin: «Nur eine gezielte Folter wäre noch schlimmer gewesen.» Beide Männer befinden sich bereits im Gefängnis.

Das Gericht stützt sein Urteil auf diverse Beweise, Indizien und die Aussagen eines Kronzeugen. So wurde zum Beispiel am Tatort ein Halstuch gefunden, auf welchem sich DNA-Spuren des einen Täters fanden. Die gleiche DNA wurde auch auf den Kabelbindern nachgewiesen, mit denen das Opfer gefesselt wurde. Der zweite Haupttäter wurde von einem Kronzeugen erheblich belastet. Er wollte zwar ein Alibi geltend machen, da er sich zum Tatzeitpunkt in Spitalbehandlung in Serbien befunden habe. Die entsprechenden Nachweise seien jedoch offensichtlich gefälscht, befand das Gericht.

Die beiden Männer waren wegen Mordes und bandenmässigen Raubes angeklagt. Sie erhielten laut Anklage über Umwege einen Tipp, dass sich im Haus des Gemeindepräsidenten angeblich Bargeld in Millionenhöhe befinden soll. In Erwartung einer solch hohen Beute stiegen sie am 14. März 2010 bei ihrem 71-jährigen Opfer ein. Sie fanden dann allerdings weder Bargeld noch andere Wertsachen und stahlen schliesslich nur einen Haustür- und einen Autoschlüssel.

Während der Tat haben die beiden Räuber ihr Opfer mit Kabelbindern gefesselt und mit einem Gegenstand mindestens achtmal heftig auf den Kopf geschlagen. Der Lokalpolitiker starb vier Monate nach der Tat im Spital. Laut dem Gericht sei der Zusammenhang zwischen der Tat und dem Tod des Mannes gegeben. Die Verteidigung hatte das während der Verhandlung bestritten.

Die beiden Täter sollen zur kriminellen Organisation «Pink Panthers» gehören, welche bei ihren Taten zum Teil sehr brutal vorgeht. Die Gerichtspräsidentin sprach bei der Urteilsverkündung am Montag zwar nicht direkt von der Bande, sie sagte aber, dass die Tat das Werk eines professionellen und gut eingespielten Teams gewesen sein muss. Beide Täter sind zudem einschlägig vorbestraft und waren auch bereits zusammen an mehreren Überfällen auf Juweliere beteiligt, unter anderem in Wettingen.

Die Rosaroten Panther

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Die «Pink Panthers» sind eine kriminelle Organisation, die je nach Schätzung 100-200 Mitglieder zählt. Der Bande werden Raub- und Diebstahldelikte im Umfang von mehreren Hundert Millionen Franken angerechnet, wie eine Dokumentation der ARD im Jahr 2013 zeigte.

Die kriminelle Organisation funktioniert gemäss Ermittlern als eine Art soziales Netzwerk und ist weniger straff geführt als zum Beispiel die Mafia. Dem Netzwerk sollen vor allem Männer aus dem ehemaligen Jugoslawien angehören.

Bekannt sind die Pink Panthers für ihr zum Teil sehr brutales und äusserst gut organisiertes Vorgehen. Zu den bevorzugten Zielen zählen Juweliergeschäfte, die in kürzester Zeit mit schwerer Bewaffnung ausgeraubt werden. In den vergangenen Jahren gab es mehrere Prozesse gegen einzelne mutmassliche Bandenmitglieder.

Neben den beiden Haupttätern, die nun wegen Mordes verurteilt wurden, gab es auch Schuldsprüche für zwei weitere Beteiligte. Die beiden Helfer wurden zu vier Jahren Haft bzw. zu 16 Monaten bedingt verurteilt. Der eine war der Fahrer des Fluchtwagens, der andere soll den Tipp über die angebliche Millionenbeute an die Täter weitergeleitet haben. Woher dieser Tipp ursprünglich kam, wurden aber auch während des Prozesses nicht geklärt.

Gerichtsprozess mit hohen Sicherheitsvorkehrungen

Der Prozess hatte bereits im Dezember begonnen, wurde aber am zweiten Tag abgebrochen. Der Verteidiger eines Beschuldigten hatte den Gerichtssaal verlassen. Er protestierte damit gegen die Haftbedingungen seines Mandanten. Im Mai war die Verhandlung unter speziellen Umständen wieder aufgenommen worden.

Als Sicherheitsmassnahme fanden Prozess und Urteilsverkündung an einem geheimen Ort statt, offenbar befürchteten die Behörden, es könnte Fluchtversuche oder Befreiungsversuche von anderen Mitgliedern der Räuberbande geben. Die Pink Panthers hatten früher bereits Bandenmitglieder aus Gefängnissen befreit. Die Öffentlichkeit war deshalb auch von der Verhandlung ausgeschlossen. Journalistinnen und Journalisten konnten den Prozess allerdings per Videoübertragung mitverfolgen.

Die Verteidiger der beiden Hauptangeklagten hatten vor Gericht auf Freispruch plädiert, ob sie das Urteil nun weiterziehen, ist noch offen.

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SRF 4 News, 28.06.2021, 10:00 Uhr. ; 

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