Vier Kandidaten bewerben sich für das Präsidium der SP: Cédric Wermuth, Mattea Meyer, Priska Seiler Graf und Mathias Reynard wollen die Nachfolge von Christian Levrat antreten und die Zukunft der zweitstärksten Partei der Schweiz prägen.
Sie treten jeweils als Duo an. Ein erstes offizielles Hearing hat bereits in Bellinzona stattgefunden. SRF hat die Teams begleitet: Wie ticken sie, worin unterscheiden sie sich?
Die Zürcher Nationalrätin Priska Seiler Graf bildet ein Tandem mit dem Walliser Nationalrat Mathias Reynard. Die beiden haben später als die Konkurrenz zusammengefunden. Sie wollen die SP aus dem Tief führen. Inhaltlich wollen sie nichts verändern, jedoch näher zur Basis rücken.
Wir sind die Partei der Arbeiter. Wir müssen mit einer klaren, konkreten Rede zu ihnen sprechen.
«Ich denke manchmal, dass die SP zu wenig bei den Leuten ist. Das möchten wir ändern. Die SP muss die Leute wieder berühren», sagt Seiler Graf. Das sei auch eine Frage des Stils, sekundiert Reynard: «Wir sind die Partei der Arbeiter. Wir müssen mit einer klaren, konkreten Rede zu ihnen sprechen.»
Die beiden wollen auch dank ihrer Unterschiede punkten. Sie: erfahren, Co-Präsidentin der Zürcher Kantonalpartei und Exekutivmitglied in Kloten. Er: ein junger Lehrer und Gewerkschafter aus der ländlichen Romandie.
Das Ticket Wermuth/Meyer fordert einen Aufbruch: Die SP habe viel Kraft darauf verwendet, den Siegeszug des grossen Geldes abzuwehren. «Abwehren reicht nicht», sagt Meyer. Es brauche eine gestaltende, positive Kraft, die die grossen Themen wie Klima, Ungerechtigkeit und Altersvorsorge proaktiv angehe.
Zum Beispiel mit einer Stärkung der ersten Säule in Richtung einer Volkspension, sagt Kollege Wermuth: «Kleine Schritte einerseits, andererseits aber auch eigene Projekte entwerfen – das ist in der Vergangenheit nicht immer so gelungen.» Andere Landesteile oder Parteiströmungen wollen die beiden zum Beispiel übers Vizepräsidium einbinden.
Beim offiziellen Hearing in Bellinzona zeigt sich erneut: Am wenigsten klar und gern antworten die Duos auf die Frage nach unserer Beziehung zur EU. «Wer möchte antworten?», fragt die Moderatorin in die Runde. Es wird still, Gelächter brandet durch den Saal. Ausgerechnet der Aussenseiter-Kandidat Martin Schwab spricht dann als erster und einziger Klartext: «Ein EU-Beitritt, why not, oder?»
Keine klares Favoriten-Duo
Bei anderem sind sich alle einig: eine stärkere AHV, mehr Gleichstellung, weniger Belastung durch die Krankenkassen-Prämien. Beim Thema Klima zeigen sich dann aber Nuancen. Priska Seiler erwähnt als Erstes, der Klimaschutz müsse bei jedem selber beginnen. «Ich bin überzeugt, dass wir so nicht weiterleben können. Es ist nicht 5 vor 12, es ist 5 nach 12.»
Es geht nicht darum, den Leuten zu sagen, dein Plastiksäckli ist schuld am Klimawandel, das ist es nicht.
Wermuth hingegen sieht vor allem grosse Unternehmen in der Pflicht: «Es geht nicht darum, den Leuten zu sagen, dein Plastiksäckli ist schuld am Klimawandel, das ist es nicht. 100 Unternehmen produzieren zwei Drittel aller Emissionen, die müssen wir in die Verantwortung nehmen.»
Beim Publikum lassen sich keine klaren Favoriten ausmachen. Eine Frau kam wegen Wermuth, würde nun aber spontan das Duo mit Reynard wählen: «Er ist liebenswürdig, offen und sehr sonnig!». Ein Mann, der ebenfalls angereist ist, ist anderer Meinung: «Lieber Cédric und Mattea, denn sie legen den Punkt auf die Ungleichheiten.»
Die Überzeugungsarbeit geht also weiter. Überzeugen in einem Wahlkampf, der noch keine Favoriten kennt.