- Fünf Männer sollen einen Mann brutal zusammengeschlagen haben. Nun stehen sie vor dem Bezirksgericht Zofingen.
- Alle Angeklagten gehören dem «Commando 81» an – einer Unterstützergruppe der Motorradgruppe Hells Angels.
- Die Staatsanwaltschaft fordert teils bis zu acht Jahre Gefängnis und Landesverweise.
Sie wollten dem späteren Opfer einen «Abrieb verpassen» – so steht es zumindest in der Anklageschrift. Weil: Die fünf Männer verdächtigten das Opfer, in ein Kellerabteil eingebrochen zu sein, und zwar in das Abteil, das der Freundin des Hauptangeklagten gehört. Daraufhin beschlossen die Beschuldigten, das Opfer unter einem Vorwand in ihr Clublokal zu locken.
Rockerbanden und ihre Verbrechen in der Schweiz
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Bild 1 von 8. Im Juni 2010 kommt es in Ehrendingen zu einer gewaltsamen Auseinandersetzung zwischen den verfeindeten Motorradgangs Outlaws und Hells Angels. Mehrere hundert Mitglieder der Hells Angels stürmen einen Versammlungsort der Outlaws. Mit Baseballschlägern und Steinen schrotten sie zig Autos und Motorräder. Es fallen auch Schüsse. Bildquelle: KEYSTONE/Steffen Schmidt.
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Bild 2 von 8. 36 Personen wurden rund drei Jahre nach den Vorfällen in Ehrendingen hauptsächlich wegen Landfriedensbruchs und teilweise wegen Widerhandlungen gegen das Waffengesetz verurteilt. Bildquelle: Keystone/Steffen Schmidt.
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Bild 3 von 8. Im Jahr 2015 bricht in einem Clubhaus der Hells Angels ein Feuer aus. Wenige Monate später teilt die Polzei mit: Es war Brandstiftung. Bildquelle: SRF.
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Bild 4 von 8. Wilder Westen in Genf im Mai 2022: Zwischen Mitgliedern der Hells Angels und der Banditos kommt es in einem Bistro zu einer Schiesserei. Wie durch ein Wunder werden keine Gäste des Cafés verletzt. Bildquelle: SRF.
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Bild 5 von 8. Im Mai 2022 beginnt ein aufsehenerregender Prozess vor dem Regionalgericht Bern-Mittelland. 22 Mitglieder der verfeindeten Rockergangs Hells Angels und Bandidos sind angeklagt. Bildquelle: Keystone/Stringer.
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Bild 6 von 8. Rund 200 Mitglieder der beiden Gruppierungen erschienen vor dem Gerichtsgebäude und bewarfen sich mit Steinen und Flaschen. Die Polizei setzt Wasserwerfer und Gummischrot ein, um eine Eskalation zu verhindern. Bildquelle: Keystone/Stringer.
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Bild 7 von 8. Im Mai 2024 kommt es zum Prozess gegen ein Hells-Angels-Mitglied am Basler Strafgericht. Dem Angeklagten wird unter anderem Geldwäscherei, Betrug in Millionenhöhe, mehrfache Vergewaltigung und sexuelle Handlungen mit Kindern vorgeworfen. Das Gericht verurteilt ihn zu fast 13 Jahren Haft. Bildquelle: SRF.
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Bild 8 von 8. Die Urteilsverkündung findet unter verschärften Sicherheitsvorkehrungen statt – unter anderem sind Polizisten mit Sturmgewehren präsent. Bildquelle: SRF/Benedikt Erni.
Es ist das Clublokal des Motorradclubs «Commando 81» in Oftringen. Der Club gilt als Unterstützer-Club der Hells Angels. Die Zahl 81 ist dabei ein Code, der sich auf den 8. und 1. Buchstaben des Alphabets bezieht (H und A – Hells Angels).
Was sich danach abspielte, liest sich wie eine Szene aus einem Film: Kaum betritt das Opfer das Lokal, wird es mit Schlägen traktiert. In der Anklageschrift ist die Rede von über 30 Faustschläge und Fusstritten in Rippen, Bauch, Gesicht und Beine. Die Angeklagten hätten laut Anklageschrift den Mann gepackt und ihm die Arme nach oben gehalten, um ihn aufs Übelste zu verprügeln.
Selbst als das Opfer in die Embryostellung zusammensackte, sollen sie weiter auf den Mann eingeschlagen haben.
Angeklagte schweigen zu Vorwürfen
Einer der fünf Angeklagten ist nicht vor Gericht erschienen. Sein Anwalt wisse auch nicht, wo sein Mandant ist. Sein Fall wird von der Verhandlung ausgekoppelt.
Der Hauptbeschuldigte wurde zuerst befragt. Für ihn fordert die Staatsanwaltschaft acht Jahre Gefängnis und 15 Jahre Landesverweis. Zusätzlich soll er im Rahmen einer stationären Massnahme verwahrt werden, weil ihm die Gutachterin eine schwere Persönlichkeitsstörung attestiert. Über das hohe Strafmass zeigt sich der Angeklagte schockiert.
Der 38-Jährige ist kein unbeschriebenes Blatt: Bereits fünf Mal wurde er wegen Gewaltdelikten verurteilt. Er sei jung und dumm gewesen, sagt er vor Gericht. Auch die aktuelle Tat bereue er. Mit dem Motorradclub Commando 81 habe er inzwischen abgeschlossen.
Die anderen drei Beschuldigten weisen die Schuld von sich. Sie hätten nicht gewusst, dass das Opfer verprügelt werden sollte. Zwei sagen aus, nur ein paar Ohrfeigen ausgeteilt zu haben. Der Prozess ist auf drei Tage angesetzt.
Rockerbanden auf dem Vormarsch
Laut dem Bundesamt für Polizei Fedpol versuchen seit einigen Jahren immer wieder Rocker- oder rockerähnliche Gruppierungen in der Schweiz Ableger zu bilden. In den meisten Fällen gelingt das aber nicht. Teilweise, weil bereits bestehende Gruppierungen wie die Hells Angels Druck auf die rivalisierenden Clubs ausüben.
Das Konfliktpotential unter den bestehenden Gruppierungen schätzt das Fedpol als ernstzunehmend ein. Es komme immer wieder zu Spannungen und Übergriffen bis hin zu schweren Gewaltdelikten. Die grösste Gruppierung sind laut Fedpol die Hells Angels mit rund 200 Mitgliedern und zwölf Ablegern.
Gemäss Fedpol beanspruchen die Hells Angels für sich eine übergeordnete Rolle in der Schweizer Motorradclubszene. Wer sich über die Regeln dieser Szene hinwegsetzt, muss demnach mit Repressionen seitens der Hells Angels rechnen.