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Rückzug ins Private Wie die Pandemie das Freizeitverhalten der Schweiz veränderte

  • Kreative Hobbys und digitale Freizeitbeschäftigungen haben stark zugenommen, insbesondere bei den 15- bis 29-Jährigen.
  • Dafür gingen 2024 Besuche in Kultureinrichtungen im Vergleich zu 2019 zurück – mit Ausnahme von Festivals.
  • Drei Viertel der Bevölkerung würden gerne mehr Kulturbesuche unternehmen, können dies aber wegen Zeit- und Geldmangels nicht.

Erstmals seit der Pandemie zeichnet die neue Auswertung des Bundesamt für Statistik (BFS) ein Bild des postpandemischen Kultur- und Freizeitverhaltens in der Schweiz. Die Erhebung wird alle fünf Jahre gemacht.

Weniger Besuche von Museen und traditionellen Festen

Die Pandemie hat einen gewissen Rückzug ins Private begünstigt: Die Anteile der Bevölkerung, die Museen und Ausstellungen oder Tanz- bzw. Ballettaufführungen besuchten, verringerten sich zwischen 2019 und 2024 markant um 6 Prozentpunkte, bei den Konzert- und Kinobesuchen waren es sogar 7 Prozentpunkte. Denkmäler und historische Stätten sowie Bibliotheken konnten ihre Position halten.

Acht von zehn Personen wünschen sich mehr Kulturbesuche

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Rund die Hälfte der Bevölkerung möchte häufiger Museen und Ausstellungen besuchen, 56 Prozent hätten Lust, mehr auf Konzerte oder regelmässiger in Theater- oder Tanzaufführungen zu gehen und rund 62 Prozent würden gern öfter ins Kino gehen. Insgesamt wünschen sich 79 Prozent der Bevölkerung mehr Kulturbesuche.

Jeder zweite gab als Hinderungsgrund jedoch Zeitmangel an und fast jeder dritte unzureichende finanzielle Mittel.

Auch grosse Anlässe wie die Street Parade (-7 Prozentpunkte), Dorf-, Quartier- oder Vereinsfeste (-8 Prozentpunkte) oder traditionelle Feste (-11 Prozentpunkte) wurden 2024 dagegen weniger besucht als noch 2019. Besonders ausgeprägt sind diese Rückgänge bei den 15- bis 29-Jährigen. Nachtclubs haben seit 2014 und insbesondere nach der Covid-19-Pandemie ein Fünftel ihres Publikums eingebüsst. 

Kreative Hobbys und Tanzen im Aufschwung

Am boomen sind dafür individuelle kulturelle und kreative Aktivitäten. Viele sind gar deutlich sprunghaft angestiegen. 2024 betätigten sich 33 Prozent der Bevölkerung in der Amateurfotografie (+8 Prozentpunkte gegenüber 2019), 27 Prozent zeichneten oder malten (+6 Punkte bzw. +11 bei den 15- bis 29-Jährigen), 15 Prozent töpferten (+5 bzw. +11 Punkte) und 14 Prozent tanzten.

Der Wert vom Tanzen ist indes fast 75 Prozent höher als vor der Pandemie. Von den jungen Schweizerinnen und Schweizer tanzt gar jede fünfte Person.

Frau beim Töpfern im Studio.
Legende: Kreative Hobbys wie Töpfern sind besonders bei jungen Schweizerinnen und Schweizern beliebt. Imago/Westend61

Auch Freizeitbeschäftigungen im digitalen Bereich sind weiterhin gefragt. 2024 sahen sich die Hälfte der Bevölkerung Filme kostenpflichtig per Video-on-Demand (VoD) an und 66 Prozent riefen Filme kostenlos im Internet ab. Obwohl fast die Hälfte der Menschen Musik über zahlungspflichtige Streamingplattformen hört, bleibt das Radio der meistgenutzte Kanal (81 Prozent).

Dafür wird weniger gelesen: Im Jahr 2025 hat es um -5 Prozentpunkte abgenommen. Wenn gelesen wird, dann aber häufiger mit E-Books – diese Zahl verdoppelte sich innert zehn Jahren. Doch immer noch die Hälfte der Bevölkerung bevorzugt für die Freizeitlektüre gedruckte Bücher. 

Freunde treffen und Festivals beliebt

Treffen mit Freundinnen und Freunden, Wandern und Sporttreiben erfreuen sich trotz eines geringfügigen Rückgangs um einige Prozent weiterhin grosser Beliebtheit (rund 90 Prozent der Bevölkerung). 

Erhebung zu Kultur- und Freizeitverhalten

Auch der Erfolg der Festivals reisst nicht ab: Der Anteil der Festivalbesuchenden stieg von 38 Prozent im Jahr 2014 auf 47 Prozent im Jahr 2019 und erreichte 2024 gar 52 Prozent. Den Spitzenplatz belegen Stadtfestivals mit mehreren Kunstformen (30 Prozent), gefolgt von Rock- und Popmusikfestivals (28 Prozent), Theater- und Tanzfestivals (15 Prozent) sowie Filmfestivals (12 Prozent). Ein Viertel der Bevölkerung (25 Prozent) besuchte eine Museumsnacht.

SRF 4 News, 14.11.2025, 11 Uhr ; 

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