Die Studentinnen und Studenten an der Hotelfachschule in Rom wagen etwas Neues: Sie kochen Capuns. Der Spätzliteig mit Fleischmöckli, eingerollt in Mangoldblätter – fast wie in Graubünden, wo die Spezialität herkommt. Nur eben in der italienischen Hauptstadt. Die Aktion ist Teil einer gross angelegten Aktionswoche.
Cassis, Candinas und Parolini kochen zusammen
Die «Emna Rumantscha» soll das Rätoromanische über die Landesgrenzen hinaus bekannter machen. Der Bund stellte die Aktion zusammen mit dem Kanton Graubünden auf die Beine. Zum Auftakt schwangen Bundesrat Ignazio Cassis, Nationalratspräsident Martin Candinas und der Bündner Regierungsrat Jon Domenic Parolini in Bern zusammen den Kochlöffel. Das Menü: Capuns.
Ich bin stolz auf unsere Vielfalt und darauf, dass diese gepflegt wird.
Die Veranstaltungen fanden an verschiedenen Orten in der Welt statt. Auch in Rom. Dort bot die Botschaft einen Kochkurs an. Die Schweizer Botschafterin in Italien, Monika Schmutz, ist zwar Baslerin, hegt aber grosse Sympathien für das Rätoromanische: «Ich erinnere mich. Als ich jung war, gab es die Tagesschau auf Romanisch, das ist mir geblieben. Ich bin stolz auf unsere Vielfalt und stolz darauf, dass diese auch gepflegt wird.» Immerhin sei Rätoromanisch eine Sprache, die nicht mal ein Prozent der Bevölkerung spreche.
Italienische Studierende kochen Capuns
Noch weniger sprechen an der Hotelfachschule in Rom die Sprache. Die Studentinnen und Studenten unternehmen aber erste Gehversuche und freuen sich, mit der Kultur in Berührung zu kommen.
Rätoromanischer Abend in London
Mit der «Emna Rumantscha» sollen möglichst viele Menschen erreicht werden, auch über das Internet. In London veranstaltete die Schweizer Botschaft einen «rätoromanischen Abend». Und in New York organisierte das Schweizer Generalkonsulat den allerersten Rätoromanisch-Kurs in der Stadt – in Form von Videos.
Mitveranstaltet wird die Woche von der Sprachorganisation «Lia Rumantscha». Andreas Gabriel sagt, es sei das Ziel, diese Aktionswoche sei wichtig: «Wir zeigen auf eine sympathische Art und Weise, dass Rätoromanisch eine normale Sprache ist. Sie hat eine Selbstverständlichkeit im Alltag.» Die Sprache könne alles, sie habe Literatur, sie habe Kulinarik. «Sie ist nicht so museal, wie sie oft wahrgenommen wird.»
Bresaola statt Bündnerfleisch
Mit der Kulinarik punktet die Sprache. Essen verbindet. Auch wenn in der Römer Hotelfachschule bei den Capuns improvisiert werden muss. Monika Schmutz, die Schweizer Botschafterin in Italien: «Bündnerfleisch ist schwierig zu finden. Wir mussten Bresaola nehmen. Man muss flexibel bleiben, wie in der Politik und der Diplomatie auch.»
Flexibilität bleibt auch beim Dessert gefragt: Die Nusstorte ist für einmal nicht rund, sondern eckig. Schmecken tut sie trotzdem.