Es mag auf den ersten Blick erstaunen: Die EU bestraft die Schweiz mit einer Massnahme – doch diese zeigt keine Wirkung, zumindest wirtschaftlich nicht. Unter dem Strich führt das neue Börsenregime gar dazu, dass hierzulande künftig mehr Schweizer Aktien gehandelt werden als bisher. Denn an den europäischen Börsen werden die Schweizer Titel nicht mehr angeboten.
Haben die federführenden EU-Kommissare, Johannes Hahn und Jean-Claude Juncker, die Schweiz unterschätzt? Wurden sie von den Gegenmassnahmen des Bundesrats überrascht?
Ein politisches Zeichen
Natürlich nicht. Die beiden gewieften Politiker wollten lediglich ein politisches Zeichen setzen – gegen innen, um ungeduldige Stimmen zu beruhigen. Und gegen aussen, an die Adresse der Schweiz. Die Botschaft: Wenn ihr beim Rahmenabkommen nicht nach unserer Agenda spielt, wird es ungemütlich. Den Juristen des Bundes und der Börse SIX haben sie damit auf jeden Fall einige Überstunden beschert.
Während die EU-Massnahme in der Schweiz kurzfristig keine Wirtschaftsschäden hinterlässt, bricht den EU-Handelsplätzen ab sofort ein Teil des Handelsvolumens weg. Interessanterweise trifft es vor allem elektronische Handelsplattformen in London, auf denen innerhalb der EU mit Abstand am meisten Schweizer Aktien gehandelt werden. Da die Briten aber sowieso aus der EU austreten wollen, macht sich die EU bestimmt kein Gewissen.