Am 1. Oktober tritt das erste Tabakproduktegesetz in Kraft. Ab dann dürfen schweizweit keine Tabakprodukte mehr an unter 18-Jährige verkauft werden. Dumm für meine Tochter. Die ist nämlich 17. Ab Oktober kann sie nicht mehr wie gewohnt am Montagmorgen ihre Stange Philipp Morris super lights menthol für den Wochenbedarf kaufen gehen. Höchstens eine Stange Bier. Ja, dieses Tabakverbot treibt meine Tochter direkt in die Alkoholsucht!
Zum Glück gibt es noch Volksvertreterinnen und -vertreter, die die Fehler des Volkes etwas ausbügeln.
Und wegen der Volksinitiative «Ja zum Schutz der Kinder und Jugendlichen vor Tabakwerbung», die das Volk vor zwei Jahren angenommen hat, soll es auch der Tabakwerbung an den Kragen gehen. Zum Glück gibt es noch Volksvertreterinnen und -vertreter, die die Fehler des Volkes etwas ausbügeln. Diese Woche hat das Parlament bereits über die Revision des Gesetzes, welches erst in zehn Tagen in Kraft tritt, debattiert.
Natürlich, die Gesundheit unserer Kinder ist wichtig. Aber denken wir auch an all die Steuergelder der Tabakfirmen, die ja auch wieder in die Tabakprävention fliessen, also win-win! Denken wir an die Tausenden Arbeitsplätzen! Ja, denken wir an die Arbeiterin in der Tabakfabrik, die bald auf der Strasse steht, weil meine Tochter bis zu ihrem 18. Geburtstag das Rauchen einstellt!
Wir exportieren notabene mehr Raucherwaren als Käse!
Deswegen will der Ständerat, dass Tabakwerbung an öffentlichen Orten und das Sponsoring von Veranstaltungen erlaubt bleiben soll, «sofern die Werbung vor Ort für Minderjährige weder zugänglich noch sichtbar ist». Das heisst: Blinde Minderjährige dürften sich an solchen Orten aufhalten – was auch ein starkes Zeichen für die Inklusion von Beeinträchtigten wäre!
Im Kampf gegen die konsequente Umsetzung der Initiative werden unsere Parlamentarier und Parlamentarierinnen von einflussreichen Tabaklobbyisten unterstützt. Denn die Schweiz ist ein attraktives Land für den Tabaksektor, weil dieser hierzulande so schwach reguliert ist wie fast nirgendwo. Auf dem Tobacco Control Scale , einem Ländervergleich der europäischen Krebsligen, landet die Schweiz auf Platz 36 von 37, sprich: Wir sind die zweitbesten in Sachen Gewerbefreiheit! Drei der weltweit wichtigsten Tabakkonzerne produzieren in der Schweiz; wir exportieren notabene mehr Raucherwaren als Käse!
Die Wirtschaft finanziert unsere Demokratie mit.
Auch was Lobbying betrifft, ist die Schweiz an der Weltspitze. Internationaler Tabaklobby-Index: Platz 89 von 90! Fast nirgends kann man wirtschaftliches Gewicht so gut in politischen Einfluss übersetzen wie bei uns, da freut sich manche Wahlkampfkasse! Anders gesagt: Die Wirtschaft finanziert unsere Demokratie mit. Es ist klar, eine Tabakwirtschaft ohne Werbung wäre wie Tinder ohne Fotos, wie Radio ohne Ton. Wie meine Tochter ohne Tabak.
Jetzt muss wohl ich ihr Zigaretten kaufen gehen. Solange ich sie ihr nicht weiterverkaufe, sollte das ja erlaubt sein. Und sonst kann sie ja immer noch auf Alkohol ausweichen.