Baumaschinen stören seit Anfang August die Ruhe im Naturschutzgebiet. Sie baggern den See aus, der zu verlanden droht.
Seit den 1930er Jahren wird die Aare bei Klingnau gestaut. Ein Wasserkraftwerk erzeugt Strom, kurz bevor der Fluss in den Rhein fliesst. Durch den Bau der Staumauer wurde die Aare zum See, drei Kilometer lang und 500 Meter breit.
Die Flachwasserzonen des Schutzgebiets locken viele Vögel an. Dutzende Vogelarten brüten oder überwintern hier.
Bagger retten Vogelparadies
Das Vogelparadies ist aber bedroht. Geschiebe – Kies, Sand, Erde – welches die Aare mitführt, lässt den See verlanden. Das flache Wasser ist wichtig für die vielen Vögel. Zu viel Land und zu wenig Wasser wären aber schlecht.
Darum startete im August die Ausbaggerung. Der heute zum Teil nur fünf Zentimeter tiefe See soll wieder bis zu einem halben Meter tief werden. Ein schwimmender Saugbagger ist im Einsatz. Er saugt das Sediment vom Seeboden ab und pumpt es an Land. Zudem wird ein Holzdamm errichtet, damit der See nicht gleich wieder verlandet.
Wohin mit dem vielleicht giftigen Material?
Das abgesaugte Material wird an Land gepumpt und dort in grossen Kissen entwässert. Wenn es nach einigen Monaten trocken ist, wird es auf Schadstoffe getestet. Es ist möglich, dass sich darin Schwermetalle und andere Giftstoffe befinden – zum Beispiel das krebserregende PCB. Die Schadstoffe stammen aus Abwässern, die früher in den Fluss geleitet wurden.
Ursprünglich wollte der Kanton Aargau den Aushub nach dem Wehr wieder in die Aare kippen. Fischereivereine wehrten sich dagegen, das Verwaltungsgericht stoppte die Pläne. Das Material darf nun nicht in den Fluss gekippt werden. Wenn es im Labor die Grenzwerte einhält, soll es in der Landwirtschaft als Dünger verwendet werden. Das wäre für den Kanton der beste und günstigste Fall.
Wenn die Grenzwerte überschritten sind, muss der Kanton eine andere Lösung für die Entsorgung suchen. Infrage kämen je nachdem eine Deponie oder Verbrennung im Zementofen. «Je nach Belastung wäre es nicht einfach, eine Deponie zu finden», erklärt Projektleiter Simon Werne.
Der Kanton rechnet mit Kosten von rund zweieinhalb Millionen Franken für die Massnahmen gegen die Verlandung. Klar ist: Deponieren oder Verbrennen wären teuer. Es geht um rund 10'000 Kubikmeter Material. Das geplante Geld würde bei einer aufwändigen Entsorgung nicht reichen.
Bei Klingnau könnte die Belastung gross sein. Weniger Kilometer vor dem Stausee fliessen Reuss und Limmat in die Aare. Wasser aus der halben Schweiz kommt hier zusammen.