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Schweizer Astronautenschüler «Zukunft für junge Astronautinnen und Astronauten sieht gut aus»

Die Schweiz tritt dem multilateralen Weltraum-Programm «Artemis» bei, das von den USA geführt wird. Besonders freut sich Astronaut Marco Sieber, der bei der Europäischen Weltraumorganisation ESA soeben die Grundausbildung erfolgreich abgeschlossen hat, wie er am Nasa-Hauptsitz in Washington sagt.

Marco Sieber

Astronaut

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Marco Sieber ist Arzt und seit 2022 Raumfahreranwärter der Europäischen Weltraumorganisation (ESA). Seine Astronautenausbildung bei der ESA begann der Bieler im April 2023. Damit folgt er Claude Nicollier als zweiter Schweizer mit einer Astronautenausbildung.

SRF: Was bedeutet es Ihnen, dass die Schweiz das Artemis-Abkommen mit den USA unterzeichnet hat?

Marco Sieber: Es ist natürlich ein sehr erfreulicher Tag und eine erfreuliche Entwicklung. Die Schweiz war schon mit der ESA bei den Artemis Programmen dabei. Nun hat man noch unterstrichen, dass man im Rahmen dieses Programms auch eine bilaterale Kooperation in Wissenschaft und Forschung haben will. Das ist ein wichtiger Schritt und ein schönes Zeichen für die Zusammenarbeit.

Das Abkommen ist auch eine Voraussetzung für Ihr Fernziel, als erster Schweizer auf dem Mond zu landen. Wie läuft Ihre derzeitige Ausbildung bei der ESA in Köln?

Sehr gut. Ich habe soeben die Abschlussprüfungen der Grundausbildung erfolgreich bestanden. Das ist eine Voraussetzung, dass man für eine Langzeitmission ausgewählt werden kann. Übernächste Woche ist die Abschlussfeier. Danach geht es weiter mit einer Mission auf die Internationale Raumstation ISS. Erst danach könnte eine Mondmission Thema werden. Allerdings dürften zunächst Astronautinnen und Astronauten aus der Astronautenklasse von 2009 für die Artemis-Mondmission ausgewählt werden. Sie haben schliesslich mehr Erfahrung. Doch die Zukunft für junge Astronautinnen und Astronauten sieht gut aus.

Der künftige Schweizer Astronaut Marco Sieber.
Legende: Der Schweizer Astronaut Marco Sieber freut sich über das Artemis-Abkommen mit den USA. EPA/Michael Reynolds

Was waren die grössten Herausforderungen im ersten Ausbildungsjahr?

Es waren jene Fächer, mit denen ich nicht so vertraut bin, zum Beispiel Ingenieurswissenschaften oder Physik. Da musste ich mich ziemlich dahinterklemmen und etwas mehr Aufwand betreiben. Wir hatten sehr viele theoretische Vorlesungen von Professoren und Professorinnen in den verschiedensten Fächern. Das war spannend, aber auch ziemlich komplex und detailliert.

In Ingenieurswissenschaften oder Physik musste ich mich ziemlich dahinterklemmen.

Aber es gab auch praktische Ausbildungen, wie die «Spacewalk-Trainings». Da lernt man im Pool, wie man sich ausserhalb der Raumstation bewegt und Sachen installiert oder repariert. Das hat Spass gemacht. Ich habe extrem viel gelernt. Eine manchmal nicht einfache Herausforderung war auch, weit weg zu sein von der Familie und von Freunden.

Worauf freuen Sie sich als Nächstes?

Sicher auf die Beförderungsfeier. Man erhält ein Diplom, auf dem «Astronaut» steht. Das ist natürlich ein grosser Schritt. Danach freue mich ich auf die weiteren Ausbildungen, denn es bleibt weiterhin spannend und es gibt auch noch sehr viel zu lernen. Insbesondere kommen nun die spezifischeren Ausbildungen, was die Raumstation ISS betrifft, damit man sich dort auch zurechtfindet und weiss, wie was funktioniert – und was man machen kann, wenn etwas nicht funktioniert.

Sind Sie sich bewusst, dass sie auch ein Vorbild und Inspiration für viele jüngere Menschen in der Schweiz sind?

Das ist mir zum Teil bewusst. Aber natürlich ist dieser Gedanke noch ziemlich gewöhnungsbedürftig. Meine Kolleginnen und Kollegen und ich kamen alle aus einer anderen Welt und sind jetzt in dieser Astronautenwelt.

Es ist etwas sehr Schönes, wenn man auch junge Leute inspirieren kann.

Aber das eröffnet sehr viele Möglichkeiten und es ist etwas sehr Schönes, dass man auch junge Leute inspirieren und vielleicht etwas dazu beitragen kann, dass in Zukunft die Welt ein besserer Ort wird. Das ist eine grosse Verantwortung, aber auch eine wunderschöne Aufgabe.

Das Gespräch führte Barbara Colpi.

HeuteMorgen, 16.4.2024, 6:00 Uhr ; 

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