Wenn die Hufeisen durch die Luft fliegen, ist höchste Konzentration gefragt. Kein Pferd weit und breit und doch erinnert vieles an den Reitsport: Haltung, Technik, Zielstrebigkeit. Auf einem unscheinbaren Platz im Kanton St. Gallen trainiert ein Schweizer Hufeisenwurf-Club für die deutsche Meisterschaft, die dieses Wochenende über die Bühne geht.
Wir sind wie die Schwinger eine grosse Hufeisen-Familie.
Auf dem Trainingsplatz in Tübach wirft Werner Helfenberger, Präsident des Hufeisenclubs St. Gallen 86, die Eisen zum Stab, an dem sie mit einem Dreher hängen bleiben sollen. Er trifft nicht immer, doch Helfenberger nimmt es gelassen: «Das ist nicht so schlimm. Wichtig ist die Freude. Wir sind wie die Schwinger eine grosse Hufeisen-Familie.»
Teamgeist und Präzision
Helfenberger zeigt auf die Hufeisen, die extra für den Sport produziert und von einem Fachgremium zugelassen worden sind. Geworfen wird in der German Disziplin aus neun Metern Entfernung. Jede und jeder wirft 36 Hufeisen. Gewonnen hat, wer am meisten Punkte erzielt.
Die Szene wirkt wie aus der Zeit gefallen. Auch wenn der 62-jährige Helfenberger den Sport mit einem Augenzwinkern beschreibt, merkt man schnell: Hier wird nicht einfach geworfen, hier wird geübt, gefeilt, analysiert. Jeder Wurf zählt. Die Hufeisen – schwer, aus Stahl – müssen mit Gefühl und Präzision geworfen werden. Es ist ein Sport, der Kraft und Technik vereint, aber auch Geduld verlangt.
Wichtig ist nicht nur die richtige Technik, sondern auch die mentale Stärke.
Auch die mehrfache Schweizer Meisterin Evi Laux ist auf dem Trainingsplatz. Sie demonstriert den perfekten Wurf: «Ich visiere die Stange, dann hole ich einmal Schwung, visiere nochmals.» Ihr Wurf erreicht perfekt das Ziel. Sie ist zufrieden: «Wichtig ist nicht nur die richtige Technik, sondern auch die mentale Stärke.» Evi Laux rechnet sich gute Chancen für den nächsten Titel aus.
Die Stimmung auf dem Trainingsplatz ist konzentriert, aber herzlich. Nach dem Training wird gemeinsam gegrillt, gelacht, diskutiert. Der Club lebt von der Mischung aus Ehrgeiz und Geselligkeit und genau das macht ihn besonders. «Klar wollen wir gut abschneiden, aber genauso wichtig ist das Miteinander», sagt der Club-Präsident Werner Helfenberger.
Vier Hufeisenwurf-Clubs gibt es in der Schweiz, neben St. Gallen je einen in den Kantonen Zürich, Baselland und Bern. Zu den aktivsten zählen die Ostschweizer. So haben sich die St. Galler «Hufiiseler» als eines der wenigen Schweizer Teams überhaupt für die deutsche Meisterschaft qualifiziert.
Diese Teilnahme in Stuttgart markiert für den Club einen wichtigen sportlichen Höhepunkt. Mit der Meisterschaft rückt der Hufeisenwurf-Sport für einen kurzen Moment ins Rampenlicht.