Wenn sich Eltern sorgen, ihre Kinder könnten bei der Aufklärung im Schulzimmer überfordert sein, können sie die Schule um eine Dispens anfragen. Nur: «Wir haben in den letzten paar Jahren vielleicht eine Handvoll Anfragen gehabt – seit einem halben Jahr überhaupt nie mehr eine. Daraus lässt sich der Schluss ziehen, dass kein aktuelles Problem bei uns besteht», sagt der Leiter des Volksschulamtes im Kanton Zürich, Martin Wendelspiess.
Nur ein Schreckgespenst?
Ähnlich tönt es in anderen Kantonen – so etwa im Aargau. Bei einem Bestand von knapp 8000 Kindergarten- und Primarschulkindern verzeichnete das Erziehungsdepartement in Basel-Stadt im Jahr 2013 lediglich 13 Dispensgesuche – nachdem die Debatte mit dem Sexkoffer begonnen hatte.
Trotzdem bewegt das Thema offenbar viele Menschen: Die Volksinitiative gegen den obligatorischen Sexualkundeunterricht unterzeichneten 110'000 Personen. Erwin Sommer vom Berner Erziehungsdepartement vermutet, «dass Schreckgespenster an die Wand gemalt werden und dass man die Realität vielleicht zu wenig kennt und dann Angst hat, es könnte hierbei etwas auf die Kinder zukommen, das man nicht will». Auch er verzeichnet nur wenige Dispensgesuche.
«Keine Phantomdiskussion»
Der Co-Präsident des Initiativkomitees, Sebastian Frehner, erwidert: Das Problem sei real. Der Bund habe ursprünglich schweizweit obligatorischen Sexualkundeunterricht ab dem Kindergarten vorgesehen. Die heftigen Reaktionen auf den Sexkoffer hätten den Bund nun zwar aufgeschreckt: «Das heisst aber nicht, dass der Bund sich in Zukunft nicht kompetent sehen könnte, wieder einen solchen schweizweiten Unterricht einzuführen. Und deshalb ist das keine Phantomdiskussion.»
Wie weit soll Aufklärung in der Schule gehen? Die Frage wird an der Urne entschieden. Eltern jedenfalls scheinen sich mit der heutigen Aufklärung ihrer Kinder in der Schule mehrheitlich arrangieren zu können.