Maskenpflicht nur noch im öffentlichen Verkehr, in Spitälern und Heimen, nicht aber beim Einkaufen, das hat der Bundesrat nach Konsultation der Kantone entschieden – obwohl man sich dort ja auch ab und zu nahe kommt, etwa an der Kasse oder vor dem Gemüseregal. Ob es sinnvoll ist, dort nun keine Masken mehr zu tragen, sei rein wissenschaftlich gesehen schwer zu beantworten, sagt Thomas Häusler von der SRF-Wissenschaftsredaktion.
«Es ist eine Frage der Risikoabschätzung.» Gerade Risikopersonen könne es in einem Laden manchmal ungeheuer werden. «Bundesrat Alain Berset sagte zwar, diese könnten ja an Randzeiten einkaufen und eine Maske tragen», so Häusler. «Aber Studien zeigen, dass die Sicherheit stark ansteigt, wenn alle in einem Raum Masken tragen. Die neue Regelung bürdet gefährdeten Personen also mehr Risiko oder mehr Selbstverantwortung auf.»
Die meisten Menschen haben nun eine gewisse Immunität. Das sollte uns gut durch Frühling und Sommer bringen.
Der Bundesrat bleibe sich treu und habe sich optimistisch gezeigt, bilanziert der Wissenschaftsredaktor. «Entscheidend ist aber auch, wie sich das Virus künftig verhält, ob es wieder zu einer grossen Welle kommt.» In den letzten Wochen wurden sehr viele Menschen angesteckt, rund 70 Prozent der Bevölkerung sind doppelt geimpft.
Wie geht es im Herbst weiter?
«Das heisst, die meisten Menschen haben nun eine gewisse Immunität. Das sollte uns gut durch Frühling und Sommer bringen», denkt Häusler. Im Herbst werde das Coronavirus jedoch vermutlich wieder stärker zirkulieren. «Denn Sars-Cov-2 ist saisonal veranlagt. Bekommen wir es mit einer milden Variante zu tun und die Immunität der Menschen bleibt gut, dann dürfte die Lage beherrschbar sein.»
Trete allerdings eine aggressivere Virenvariante auf oder lasse die Immunität deutlich nach oder passiere sogar beides, so könnte es viele Krankheitsfälle geben und die Spitäler wieder stark unter Druck geraten. «Man müsste also die zirkulierenden Virenvarianten und den Grad der Immunität gut überwachen», ist der Redaktor überzeugt.
Überwachung wäre wichtig
Doch ob das überhaupt vorgesehen ist, ist heute unklar geblieben, wie Häusler feststellt. «Der Bund hat bisher ein Programm finanziert, in dessen Rahmen pro Woche 2000 Virenproben von Infizierten sequenziert worden sind.» Dieses Programm laufe Ende März aus. «Darum regt die Taskforce des Bundes nun an, dass weiterhin zumindest eine gewisse Zahl von Sequenzierungen gemacht wird.»
Die Taskforce regt an, dass weiterhin zumindest eine gewisse Zahl von Sequenzierungen gemacht wird.
Nach Ansicht der Taskforce ist es zudem wichtig, die Immunität der Menschen detailliert zu verfolgen. Auch das passiere bisher nicht im nötigen Masse. «Mit entsprechenden Massnahmen würde man frühzeitig auf bedenkliche Entwicklungen aufmerksam und könnte rasch reagieren», ist auch Häusler überzeugt. «Zum Beispiel mit Auffrischungsimpfungen oder eben Schutzmassnahmen.»