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Ski-WM in St. Moritz «Wir haben die Erwartungen übertroffen»

Zwei Wochen lang waren alle Augen auf die Ski-WM in St. Moritz gerichtet. Die Organisatoren sind vollends zufrieden. Warum auch klagende Luxusboutiquen oder Jets auf Abwegen die Bilanz nicht trüben können, erklärt OK-Chef Franco Giovanoli.

SRF News: Sind Sie zufrieden mit den Weltmeisterschaften?

Franco Giovanoli: Ich bin sehr zufrieden. Es war ein tolles Ski-Fest. Wir hatten gestern noch das Abschlussfest mit den Voluntaris, die uns zusammen mit dem Militär und dem Zivilschutz geholfen haben, das Ganze zu ermöglichen. Deshalb ist meine Stimme auch noch ziemlich heiser.

Ski-WM in St. Moritz

Etwa 160‘000 Zuschauer sind an die Rennen gekommen. Hat man damit die Erwartungen erfüllt?

Die Erwartungen sind sogar übertroffen worden. Wir haben mit 140‘000 Zuschauern kalkuliert. Es ist natürlich auch dem Wetter zu verdanken, dass noch mehr Leute den Weg ins Engadin gefunden haben.

Es ist wichtig zu zeigen, dass es im Engadin nicht nur den Luxus gibt.

Man hat insbesondere von Metzgereien, Bäckereien und Lebensmittelgeschäften gehört, dass sie direkt von der WM profitiert hätten. Luxusboutiquen klagten hingegen über weniger Umsatz. Was haben Sie falsch gemacht?

Wir habe nichts falsch gemacht. Es ist klar, dass Weltmeisterschaften nicht für jeden Gewerbetreibenden innerhalb von diesen beiden Wochen gleich profitabel sind. Aber wir haben die WM schliesslich nicht organisiert, um möglichst viel Umsatz in den zwei Wettkampfwochen zu machen, sondern um Impulse für die Zukunft zu geben und den Wintertourismus entsprechend anzukurbeln.

Franco Giovanoli mit einem Mikrofon in der Hand
Legende: Franco Giovanoli ist zufrieden mit der Ski-WM. Ob die auch für mehr Gäste in Zukunft sorgen wird, ist noch unklar. Keystone

Ist es nicht denkbar, dass diese Klagen am Image des Engadins als Destination für Leute mit viel Geld kratzen?

Das denke ich nicht. Wir hatten auch sehr viele gut betuchte und sportbegeisterte Zuschauer bei uns. Es hat immer Platz für beides. Und es ist wichtig, dass wir auch zeigen können, dass es im Engadin und in St. Moritz nicht nur den Luxus gibt, sondern dass wir vor allem eine sehr sportbegeisterte Destination sind.

Am Freitag hätte der Zwischenfall mit dem Jet der Schweizer Luftwaffe und einer Kamera beinahe in einer Katastrophe geendet. Die Organisatoren erlitten einen Imageschaden, der sich durchaus auch auf das wirtschaftliche Potenzial künftiger Grossanlässe auswirken könnte. Sehen Sie das auch so?

Ich sehe das anders. Wir müssen ohnehin erstmals die Untersuchungen abwarten. Aber es ist ein grosses Glück, dass ausser einem Sachschaden nichts passiert ist.

Die TV-Bilder, die um die Welt gingen, sind als Werbung unbezahlbar.

Die Bündner haben jüngst bei der Abstimmung zu Olympia gezeigt, dass eine grosse Skepsis gegenüber sportlichen Grossanlässen herrscht. Dies könnte stark mit den wirtschaftlichen Aspekten zu tun haben. Die Ski-WM hat rund 65 Millionen Franken gekostet – notabene ohne Infrastruktur-Bauten am Berg. Das kann sich doch nicht auszahlen.

Die Bilder, die in diesen zwei Wochen um die Welt gingen, sind als Werbung unbezahlbar. Ich habe mit vielen Leuten aus Politik und Tourismus gesprochen und diese waren begeistert und überzeugt, dass dies der richtige Weg ist.

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Es werden aber schon noch Auswertungen anstehen, um zu sehen, wie sich das ganz konkret in Zahlen ummünzt.

Das ist natürlich so. Zum einen müssen wir schauen, wie das Verhältnis zwischen Einnahmen- und Ausgabenseite ist. Das wird sich in den nächsten Monaten definitiv abzeichnen. Und auch die Medienauswertung müssen wir minutiös durchführen, damit wir wirklich sehen, wo wir überall auf der Welt zu sehen waren.

Man wird erst in ein paar Jahren sehen, was die WM wirklich gebracht hat.

Es ist also noch nicht bewiesen, dass sich die WM auch wirtschaftlich ausbezahlt hat.

Die wirkliche Auswirkung wird man in den kommenden Jahren sehen, wenn man messen kann, ob die Übernachtungszahlen im Engadin steigen. Erst dann sieht man wirklich, was die WM gebracht hat.

Was ist Ihr ganz persönliches Highlight aus diesen zwei Wochen?

Das war die Zusammenarbeit mit allen Beteiligten, wie den Voluntaris, dem Militär und dem Zivilschutz, aber auch den Leuten vom Schweizer Fernsehen oder der Polizei. Alle waren extrem motiviert. Dieses Zusammenschweissen zu einer Organisation hat mich persönlich am meisten berührt.

Das Interview führte Hans Ineichen.

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