Der 21-jährige Edgar studiert Medizin und hatte im September dieses Jahres beschlossen, sich absichtlich mit Corona zu infizieren : «Ich bat diese Person, in ein Glas zu spucken. Ich fügte etwas Wasser zum Verdünnen hinzu und trank das Glas aus.» Sein Plan ging auf – fünf Tage später wurde er positiv auf Corona getestet.
Dieses Vorgehen ist nicht zu empfehlen, sowohl aus medizinischer als auch aus juristischer Sicht. Bei einer Infektion kann es zu einem potenziell schweren Verlauf kommen und bereits ein milder Verlauf kann zu Long Covid führen. Juristisch ist es vor allem für die Person heikel, die andere infiziert: Ihr können gemäss Strafgesetzbuch bis zu fünf Jahren Haft drohen.
In der SRF-Community werden absichtliche Infektionen für ein Covid-Zertifikat angeregt diskutiert. Vor allem ist Medizinstudent Edgar harscher Kritik ausgesetzt.
Schön, wenn Medizinstudenten gleich öffentlich zeigen, dass sie für den Beruf nicht taugen.
SRF-User David Scherrer fragt sich etwa: «Und so jemand studiert Medizin?» Alex Flück schreibt: «Als Arzt bin ich der Ansicht, dass dieser junge Mann des Studiums verwiesen werden sollte: Wer so wenig wissenschaftliches und vor allem ethisches und moralisches Grundverständnis an den Tag legt, ist in der Patientenversorgung fehl am Platz.»
Das gleiche Urteil kommt auch von User Michel Koller: «Schön, wenn Medizinstudenten gleich öffentlich zeigen, dass sie für den Beruf nicht taugen.» Die Begründung von Edgar für seine Selbstinfektion ist, dass er sich die kostenpflichtigen Tests zu dieser Zeit nicht leisten konnte. Diese Begründung versteht Userin Cynthia Meister nicht, da der Impfstoff kostenlos und sicher sei. Sie könnte allenfalls Verständnis für das Vorgehen aufbringen, wenn die Situation in den Spitälern nicht so kritisch wäre, aber: «So gefährdet er nicht nur sich selbst, sondern andere, die auf einen Platz angewiesen sind, falls er einen schweren Verlauf hätte.»
Verständnis für Selbstinfektionen
Bedeutend grössere Diskussionen unter SRF-Kommentarschreiberinnen und -schreibern kommt es jedoch bei der Frage, ob das absichtliche Infizieren mit Corona im Allgemeinen zu verurteilen sei oder nicht. So schreibt etwa Denise Casagrande aus der SRF-Community: «Auf was für abstruse Ideen gewisse Leute – aus egoistischen Motiven – kommen und diese dann auch noch umsetzen können?». SRF-User Bernhard Haeuser antwortet: «Die Motive mögen ja schwer nachvollziehbar sein, aber sind sie deshalb egoistisch?»
Selbstansteckung im Vergleich zur Impfung zeugt eigentlich nur davon, dass man nicht in der Lage ist ein Risiko vernünftig abzuschätzen. Nicht mehr und nicht weniger.
Auch User Peter Mächler sieht das ähnlich: «Da für mich die Impfung nicht das Allheilmittel ist, verstehe ich solche Übungen. Druck erzeugt Gegendruck. Die Not macht erfinderisch. Wundert mich nicht.» Da wird allerdings von Mark Keller aus der Community sogleich widersprochen: «Da die Impfung nicht die alleinige Lösung ist, soll man also das x-fach höhere Risiko eingehen? Was für eine seltsame Logik.»
Fehlendes Vertrauen in die Impfung als Grund für eine Selbstinfektion lässt auch SRF-User Thomas Spirig nicht als Grund gelten: «Selbstansteckung im Vergleich zur Impfung zeugt eigentlich nur davon, dass man nicht in der Lage ist, ein Risiko vernünftig abzuschätzen. Nicht mehr und nicht weniger.»