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Die Politprominenz trifft sich vor der Bundesratswahl im Bellevue
Aus HeuteMorgen vom 07.12.2022. Bild: Keystone/Peter Schneider
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Stimmungsbericht aus Bern Wurde die Bundesratswahl in der Nacht im Bellevue entschieden?

In der Nacht vor der Bundesratswahl traf sich die Politprominenz im Bellevue. Eindrücke aus dem Berner Nobelhotel.

Die allerletzten Absprachen, geheime Pläne und vielleicht sogar einen neuen Sprengkandidaten: All das hat es schon gegeben in der Nacht vor der Bundesratswahl. Dann nämlich treffen sich an der Bar des Berner Nobelhotels Bellevue traditionell Vertreterinnen und Vertreter aus Politik und Medien.

Doch nicht nur die Wahl weckt das Interesse der Anwesenden im Hotel, gute hundert Meter neben dem Bundeshaus. Auch Fussball wird geschaut, 1:4 liegt die Schweiz im WM-Spiel gegen die favorisierten Portugiesen bereits zurück.

Die Sache ist längst nicht entschieden. Wahlen sind immer unberechenbar.
Autor: Elisabeth Schneider-Schneiter Nationalrätin (Die Mitte/BL)

So deutlich wie beim Fussball sei die Ausgangslage bei den Wahlen am Mittwochmorgen nicht, sagte Mitte-Nationalrätin Elisabeth Schneider-Schneiter. «Die Sache ist längst nicht entschieden. Wahlen sind immer unberechenbar.» Es ist längst nicht die letzte stark strapazierte Phrase an diesem Abend.

Parlamentarier auf dem Weg ins Hotel Bellevue in Bern.
Legende: Parlamentarierinnen und Parlamentarier auf dem Weg ins Hotel Bellevue in Bern. Keystone/PETER SCHNEIDER

Wahlausgang sei noch ungewiss

Der Fokus ist klar aufs Schlüsselspiel vom Mittwochmorgen gerichtet. Jetzt muss auf Sieg gespielt werden. Jeder kann potenziell jeden schlagen, aber stimmt das auch? «Wir wissen nicht, wie es ausgehen wird. Daher ist heute vielleicht tatsächlich der Match etwas interessanter», sagt eine sichtlich nervöse Sarah Wyss, SP-Nationalrätin aus Basel. Derweil kassiert das Schweizer Fussballteam bereits ein weiteres Tor.

Am Mittwoch erlebt Wyss ihre erste Bundesratswahl als Wählende. Sie wolle einfach mal den Vorabend im Bellevue erleben, sagte die Baslerin. Und Grünen-Präsident Balthasar Glättli mahnt mit einem Bier in der Hand: Ein Spiel sei die Wahl am Mittwoch nicht, sondern vielmehr eine ernsthafte Aufgabe.

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FOKUS: Der Abend vor den Bundesratswahlen
Aus 10 vor 10 vom 06.12.2022.
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Können an der Bar so kurz vor Schluss also doch noch letzte Stimmen für die Wahl eingesammelt werden? Einer, der das versuchen dürfte, ist der Basler SP-Regierungsrat Beat Jans. Als ehemaliger Nationalrat ist er erfahren in Sachen Bundesratswahl und extra angereist, um «seine» Kandidatin Eva Herzog im Schlussspurt zu unterstützen.

Ich werde den einen oder anderen auf ein Bier einladen, auf meine Kosten.
Autor: Beat Jans Ehemaliger Nationalrat (SP/BS)

«Ich werde den einen oder anderen auf ein Bier einladen, aber das wird wahrscheinlich alles auf meine Kosten gehen», erklärt Jans seine Strategie. Das Basler Spesenbudget immerhin bleibe unangetastet. Echte Mehrheiten im Bellevue zu zimmern, das habe es schon lange nicht mehr gegeben, sagen jene, die schon mehrfach dabei waren.

Baume-Schneider im Vorteil?

SVP-Nationalrätin Barbara Steinemann hat sich vor dem grossen Tannenbaum im Bellevue-Foyer aufgebaut. Sie sei fürs Netzwerk da. «Ich glaube nicht an diesen Mythos, dass hier ganze Meinungen kippen könnten.» Albert Rösti werde souverän gewählt, sagt die Zürcherin.

Ich glaube nicht an diesen Mythos, dass hier ganze Meinungen kippen könnten.
Autor: Barbara Steinemann Nationalrätin (SVP/ZH)

Nicht ganz so klar sei die Ausgangslage bei der SP. Steinemann sieht Baume-Schneider, der lange eher geringere Wahlchancen bemessen wurden, zum Schluss sogar leicht im Vorteil. «Und weil niemand den Überblick hat, bleibt es ja so spannend und unberechenbar bis morgen», so die SVP-Politikerin.

Ein Spiel dauert ja bekanntlich 90 Minuten. Vor dem Bellevue hupen derweil die Portugiesen. 6:1 lautet das Schlussresultat. Zumindest im Fussball ist die Sache dann irgendwie doch ziemlich klar.

Einschätzung von SRF-Bundeshausredaktor Dominik Meier

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In der Nacht vor der Wahl seien zwei Dinge aufgefallen, sagt SRF-Bundeshausredaktor Dominik Meier: «Erstens war die Wahl des SVP-Bundesrats kaum Thema. Zu sicher scheint die Bundesratskür von Albert Rösti. Punkt zwei: Beim SP-Sitz war Elisabeth Baume-Schneider Thema Nummer eins. Politikerinnen von links bis rechts halten sie aus sehr unterschiedlichen Motiven im Rennen.

Bei den Bauern punktet die Jurassierin ohnehin. Bei der Mitte-Partei hat sie als Vertreterin der Randregionen einen Bonus. Dann gibt es auch strategische Überlegungen für sie; zum Beispiel, dass man der SP im kommenden Wahljahr schaden könnte mit einer angeblich schwächeren Bundesrätin Baume-Schneider. Kurz: Das Duell Elisabeth Baume-Schneider gegen Eva Herzog verspricht Spannung bis zum Schluss, auch wenn im Gesamtbild weiterhin Eva Herzog Vorteile hat.»

Vertretung der Landesteile

Bei SP und SVP wählt die Bundesversammlung zwischen einer klar ländlichen und einer klar städtischen Kandidatur. «Ein Bundesrat mit Albert Rösti und Elisabeth Baume-Schneider wäre doch enorm ländlich geprägt. Das passt nicht allen im Bundeshaus. Und das ist ein Vorteil für die Baslerin Eva Herzog. Ohnehin behält die Deutschschweiz die Mehrheit im Bundesrat nur mit Herzog. Für manche Parlamentarier bleibt dieser Punkt wichtig», erläutert Meier.

Verteilung der Departemente

Die Diskussionen um das wichtige Umwelt- und Energiedepartement Uvek seien sehr interessant, sagt Bundeshausredaktor Meier. «Vor wenigen Wochen noch war es kaum vorstellbar, dass die SVP mit Kronfavorit Rösti nach diesem Departement greifen kann – ein AKW-Befürworter und ehemaliger Vertreter des Heizölhandels im Uvek, das schien schlicht unmöglich. Heute sieht das ganz anders aus. Mitte-Partei und FDP hätten keine Probleme, wenn Albert Rösti Energieminister würde. Und sogar einzelne linke Politikerinnen haben sich schon fast mit diesem Gedanken abgefunden. Aber es sind nicht die Parteien, die das untereinander ausmachen. Es entscheiden voraussichtlich am Donnerstag bereits die Bundesräte selbst, wer was übernimmt.»

HeuteMorgen, 07.12.2022, 06:00 Uhr

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