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Street-Art von Frauen In Bern sorgt Strassenkunst für Diskussionen

Während die Männer-Euro 2008 mit einem bis heute sichtbaren Brückenschild geehrt wird, sollen die Street-Art-Werke zur Frauen-Euro in Bern verschwinden. Das sorgt für Kritik – und bringt neue Ideen ins Spiel.

Im Rahmen der Frauen-Euro haben Künstlerinnen in Bern an sechs verschiedenen Orten Trottoirs und Kreisel bemalt – mit dem Ziel, den öffentlichen Raum temporär aufzuwerten und dabei junge Frauen und Mädchen «sichtbarer» zu machen.

Das sind die Berner Euro-Strassenbemalungen

«Gleichberechtigung auf der Strasse und auf dem Spielfeld», heisst es etwa bei einer Bodenmalerei unterhalb der Kirchenfeldbrücke. Kostenpunkt für die Stadt Bern: Insgesamt 45'000 Franken.

Die temporäre Street-Art-Kunst kommt gut an: «Der Platz ist schön und lebendig, nicht so grau», sagt eine Passantin beim Viktoriaplatz. «Das hellt die Stimmung auf». Ein Mann freut sich über die Belebung des Strassenraums. «Das finde ich perfekt.»

«Denkmal» für Männer-EM – Frauen-Kunstwerke sollen weg

Die Frauen-EM löste in Bern eine Rieseneuphorie aus, die so kaum jemand erwartet hatte. 25'000 Nati-Fans pilgerten beim Rekord-Fanmarsch durch Bern. Über 500'000 Menschen besuchten während der EM die Fanzonen.

Trotzdem plant die Stadtverwaltung die Strassenmalereien Ende September entfernen zu lassen, wie es auf Anfrage heisst.

Schild 'Korenhuisbrug' vor historischen Gebäuden.
Legende: Dieses «Denkmal» erinnert die Bernerinnen und Berner bis heute an die Oranje-Euphorie an der Euro 2008. zvg/Chrigu Hurni

Zum Vergleich: Nachdem 2008 bei der Fussball-Männer-Euro niederländische Fans die Stadt geflutet hatten, taufte der damalige Berner Stapi Alexander Tschäppät die Kornhausbrücke kurzerhand in «Korenhuisbrug» um und liess ein oranges Strassenschild beim Brückenkopf montieren.

Ein Fanmarsch-Schild für die Nydeggbrücke?

Für die Frauen-Euro hingegen gibt es bislang kein Erinnerungsstück, kein «Denkmal» – ausser eben die Strassenmalereien, die bald vom Hochdruckreiniger in die Kanalisation gespült werden sollen.

Kein Verständnis dafür hat die Berner Euro-Promotorin Aline Trede: «Die Kunstwerke sind farbig, fröhlich, aus der Region. Genau, wie wir hier die Frauen-Euro erlebt haben.»

Die Strassen-Kunstwerke sind genau so, wie wir die Frauen-Euro in Bern erlebt haben.
Autor: Aline Trede Euro-Promotorin und Nationalrätin Grüne

Weiter brauche es unbedingt eine Erinnerung an die friedlichen Fanmärsche, sagt die Nationalrätin der Grünen. Sie hat dazu bereits eine Idee: «Als Anlehnung an die 'Korenhuisbrug' könnte man auf der Nydeggbrücke eine Tafel montieren, die an die Rekord-Fanmärsche bei der Frauen-EM erinnert.»

Nydeggbrücke
Legende: Auf der Nydeggbrücke soll eine Tafel an die Rekord-Fanmärsche erinnern, fordert die Grüne-Nationalrätin Aline Trede. Keystone/Peter Klaunzer

Auch für Andreas Abebe, Präsident der Quartierkommission Dialog Nordquartier, ist klar: Die Strassenbemalungen im Nordquartier sollen bleiben.

Die Frauen-EM war für uns letztlich wichtiger als die Männer-Euro.
Autor: Andreas Abebe Präsident Dialog Nordquartier

«Auffrischungen im Quartier sind immer schön. Umso besser, wenn sie eine tiefere Bedeutung haben.» Letztlich seien die Strassenbemalungen «ein Stück Erinnerungskultur» – wie eben die orangen Schilder an der Kornhausbrücke.

«Und die Frauen-Europameisterschaft war uns letztlich wichtiger als die Männer-Euro», so der hauptberufliche Pfarrer.

Noch ist das letzte Wort nicht gesprochen

Die Stadt lässt sich eine Hintertür offen. Falls man von «anderweitigen Bedürfnissen höre», mache man sich weiter Gedanken zur Zukunft der Strassenmalereien. «Mit uns kann man immer reden. Denn auch wir sind überwältigt, was in Bern in puncto Frauenfussball gelaufen ist und wie der öffentliche Raum wahrgenommen wurde», sagt Claudia Luder, Leiterin des Kompetenzzentrums öffentlicher Raum (Kora).

Auch die meisten der zufällig befragten Passantinnen und Passanten wünschen sich, dass die Bemalungen erhalten bleiben. «Es ist unnötig, dass man diese entfernt. Die Malereien verblassen ohnehin mit der Zeit.»

EM-Kunst in Basel: Schäden wegen EM-Riesenbällen

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EM-Fussbälle Basel
Legende: Die fünf grossen EM-Fussbälle auf der Mittleren Brücke Basel lassen sich weniger leicht entfernen als gedacht. Keystone/GEORGIOS KEFALAS;

Eine private Kunstaktion zur EM hinterlässt in Basel unerwartet Spuren. Trotz intensiver Reinigungsversuche bleiben auf der Mittleren Brücke weiterhin dunkle Klebstoffflecken, wie die «bz Basel»berichtet.

Die Kunststoff-Folien haften stärker als erwartet. Kantonsangestellte haben in den vergangenen Tagen fieberhaft versucht, die Überreste der Kunstaktion zu entfernen.

Die Beseitigung der Schäden kostet mehrere Tausend Franken.

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Regionaljournal Bern Freiburg Wallis, 14.08.2025, 6.31 Uhr; noes

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