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Böse Überraschung: Lieferwagen-Vermieter bremst Kunden aus
Aus Kassensturz vom 23.10.2018.
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Streit um Fahrzeugschäden Lieferwagenvermieter prellt Kunden mit überhöhten Rechnungen

  • Die Firma Media Store stellt lange nach der Miete Schäden in Rechnung, die teilweise nicht klar zuzuordnen sind und verlangt dafür zu viel Geld.
  • Statt Reparaturrechnungen erhalten die Betroffenen Kostenschätzungen.
  • Zahlreiche Betroffene melden sich bei «Kassensturz» oder hinterlassen im Internet schlechte Bewertungen.
  • Media Store zeigt sich nicht einsichtig und beharrt darauf, dass die Gutachten korrekt und nicht überrissen sind.

Dutzende Kunden beschweren sich über die Masche der Firma Media Store, die Betreiberin der Homepage «Lieferwagen-mieten.ch». Der häufigste Vorwurf: Die Firma fordere für angebliche Schäden absurd hohe Beträge.

Einer der Betroffenen ist Dusan Aleksendric. An einem Samstag im Frühling 2016 mietete er einen Lieferwagen. Am selben Tag spätabends stellte er ihn – wie abgemacht – auf den frei zugänglichen Platz zurück. Am Montag dann die böse Überraschung: Telefonisch erhält er die Meldung, er habe einen Schaden am Auto verursacht.

Schaden an der Seite
Legende: Die Schäden werden nur notdürftig repariert. SRF

Dusan Aleksendric ist sich sicher, dass er das Fahrzeug nicht beschädigt hat und möchte Klärung. Doch die Vermieterin lässt den vereinbarten Termin platzen. Ein ganzes Jahr später schickte Media Store eine erste gesalzene Rechnung. Es folgen Mahnungen und ein Inkassoverfahren. Schliesslich fordert Media Store über 6500 Franken. Der Beleg: Lediglich eine Kostenschätzung und keine Reparaturrechnung. Undeutliche Schwarzweissbilder sollten den angeblichen Schaden belegen.

Fahrzeuge mit Vorschäden

Ähnlich ging es Recycling-Unternehmer Oliver Ettlin. Er hatte schon mehrfach Lieferwagen bei der Media Store GmbH gemietet. Die älteren und auch teils stark beschädigten Autos seien anfangs auch kein Problem gewesen. Doch dann erwischte ein Mitarbeiter einen sehr stark beschädigten Lieferwagen, bei dem der Auspuff hinunter fiel.

Laut dem Autovermieter sei der abgefallene Auspuff Teil eines Unterboden-Schadens den Ettlins Fahrer verursacht habe. Media Store forderte Geld und schaltete ein Inkassobüro ein. Die Forderung: über 3000 Franken.

Mietwagen: Tipps vom Experten

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Wer ein Auto mietet, erlebt manchmal böse Überraschungen. Wie schützt man sich davor? «Kassensturz» gibt Tipps.

In der Zwischenzeit erkundigte sich Ettlin im Internet über Media Store. Er stiess auf zahlreiche schlechte Bewertungen. Mit mehr als 30 unzufriedenen Media-Store-Kunden hatte Ettlin Kontakt.

Luxusreparatur auf Kosten des Kunden?

Auch Dario Landolt hat seit langem Ärger mit Media Store. Er verursachte tatsächlich einen Kratzer und meldet es dem Vermieter. Fünf Monate lässt sich die Firma Zeit, um die Rechnung zu schicken. Media Store fordert über 7000 Franken. Beiliegend ein Belegfoto: Es zeigt Kratzer und Beulen an der linken Wagenseite. Grundlage für die Forderung ist auch hier nur eine Kostenschätzung.

Für Dario Landolt besonders stossend: Auf der Kalkulation ist nicht nur die hintere linke Seitenwand, die er zugegebenermassen beschädigt hat, sondern gleich auch noch eine aufwändige Instandsetzung der vorderen linken Seitenwand. «Auf mich wirkt es so, als ob man probiert, eine Luxusrenovation dieses Autos auf meine Kosten zu machen. Und das find ich nicht ok», sagt Landolt.

TV-Tipp

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Mehr dazu um 21.05 Uhr auf SRF 1.

Kostenschätzungen reichen nicht

Für «Kassensturz»-Rechtsexpertin Gabriela Baumgartner ist klar: Die Kostenschätzungen von Media Store reichen als Beleg nicht. «Der Vermieter müsste anhand von Rechnungen belegen können, dass er den Schaden reparieren lassen hat. Und reparieren darf er einen Schaden auch nur, soweit es überhaupt wirtschaftlich Sinn macht», so die Expertin.

Lohne sich eine Reparatur nicht, müsse der Kunde einen Minderwert bezahlen. Dieser bemesse sich am Alter, Kilometerstand und Wert des Fahrzeuges. Media Store hat bis heute keine einzige Reparatur-Rechnung vorgelegt. Dutzende von Forderungen basieren lediglich auf Kostenschätzungen.

Volle Transparenz zugesichert

Gegenüber «Kassensturz» sagt der Eigentümer von Media Store, dass jedes Auto vor und nach der Miete mit Fotos dokumentiert werde. Die Mieter würden nur die eigenen Schäden bezahlen. Im Gespräch versichert er volle Transparenz im Fall von Dusan Aleksendric und Dario Landolt.

Pikant: Beide haben kurz nacheinander ein und denselben Wagen gemietet. Auf dem Gelände der Firma entdeckt «Kassensturz» den notdürftig reparierten Wagen. Fachmännische Arbeit sieht anders aus. Die linke Seite ist schon wieder beschädigt.

Kostenschätzungen haben viele Parallelen

«Kassensturz» lässt die Kostenschätzungen von Dusan Aleksendric und Dario Landolt vom Auto-Experten Silvio Gaiardelli nachberechnen. Sein Fazit: Media Store verlangt von den Betroffenen viel zu viel Geld. Die Schätzungen seien 30 Prozent zu hoch – und das sei zurückhaltend gerechnet. Zudem hätten die zwei Kostenschätzungen auffällig viele Parallelen. Das lege die Vermutung nahe, dass Media Store gewisse Vorschäden gleich beiden Mietern verrechnen wolle, so der Experte.

«So, wie wir die Fälle begutachten konnten, ist eindeutig die Situation da, wo man probiert, Geld zu generieren über das Einfordern von Schädigungen, die A überrissen sind und B vielleicht gar nicht dem Schädiger zugeordnet werden können», so Gaiardelli.

Media Store verteidigt Gutachten

Media Store hält gegenüber «Kassensturz» daran fest, die Gutachten seien korrekt und nicht überrissen: «Bei den beauftragten Experten handelt es sich jeweils um langjährige Mitglieder des Verbands Freiberuflicher Fahrzeugsachverständiger, welche meist sogar als Gerichtsgutachter zugelassen sind.»

95 Prozent aller Kunden, die einen Schaden verursacht hätten, seien mit der Schadenregulierung einverstanden. Alle beanstandeten Schäden seien von den Kunden verursacht worden.

Trotz mehrfacher Nachfrage hat Media Store keinen Beleg geliefert, dass die Schäden am Auto je behoben wurden, das Dusan Aleksendric und Dario Landolt gemietet haben.

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