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Studie zur Spitalauslastung Omikron bringt wohl keine Überlastung des Gesundheitssystems

  • Die hohen Ansteckungszahlen mit der Omikron-Variante des Coronavirus führen in den nächsten Wochen wahrscheinlich nicht zu einer Überlastung des Gesundheitswesens.
  • Zu diesem Schluss kommen Forschende in Deutschland und der Schweiz, unter anderem im Auftrag der Eidgenössischen Materialprüfungs- und Forschungs-Anstalt (Empa).
  • Die Studie ist noch nicht von anderen Forschenden überprüft worden.

Omikron sei scheinbar weniger gefährlich für die Gesundheit als die Delta-Variante, aber deutlich infektiöser, wie die Empa heute auf ihrer Webseite schreibt. Fachpersonen der Empa-Abteilung «Multiscale Studies in Building Physics» mit Fachleuten der Philipps-Universität Marburg und des Kantons Graubünden haben in drei Szenarien ausgearbeitet, ob Omikron die Spitäler in der Schweiz und Deutschland an die Belastungsgrenze bringen kann.

Untersucht wurde drei Szenarien für den Zeitraum vom 17. Januar bis Ende März 2022. Grundlagen dafür waren etwa Daten zum Impfstatus oder dem Alter der Bevölkerung. Zudem gingen die Forschenden für ihre Szenarien davon aus, dass Schutzmassnahmen aufrechterhalten werden.

Ergebnisse verleiten zu vorsichtigem Optimismus

Für die drei Szenarien nahmen die Forschenden die aktuelle R-Zahl (1.3) sowie zwei pessimistischere R-Werte (1.5 und 1.8), um den «Worst Case» darzustellen. Die Reproduktionszahl R gibt an, wie viele Personen eine infizierte Person im Durchschnitt ansteckt.

Das Ergebnis der Szenarien verleitet die Forschenden zu vorsichtigem Optimismus: Falls die Reproduktionszahl R unter 2 bleibe, dürfte die Belegung in den Intensivstationen kaum kritische Werte erreichen, heisst es in der Studie. Selbst unter ungünstigen Bedingungen kann Omikron laut der Studie, die noch nicht von unabhängigen Experten überprüft wurde, für keine Rekordzahlen auf den Intensivstationen sorgen.

Studie zur Auswirkung von Omikron auf die Spitalkapazitäten

Trotzdem würden gewissen Risiken weiterhin bestehen, so die Forscher. Allein die aktuellen Infektionszahlen könnten zu personellen Engpässen führen und die Kapazitäten bei Covid-Diagnosen beschränken. Ausserdem kämen häufiger coronapositive Personen wegen einer anderen Erkrankung in die Spitäler. Diese Patientinnen und Patienten müssten so wegen der Coronainfektion auf eine andere Station gebracht werden, was zu logistischen Problemen führen kann.

Wie sich die Omikron-Welle nach dem betrachteten Zeitraum auf das Gesundheitswesen auswirke, «wird stark von der Omikron-Delta-Kreuzimmunität in der Bevölkerung bestimmt», heisst es in der Mitteilung weiter. Momentan ist noch unbekannt, ob mit Delta infizierte Personen sich nicht mehr mit der Omikron-Variante anstecken können und umgekehrt. Diese Frage sei wegweisend für den Weg aus der Pandemie, erklärte Empa-Forscher Ivan Lunati.

Corona-Massnahmen für unterschiedliche Risikogruppen

Anhand der Analysen der gesamten Bevölkerung in beiden Ländern legten die Forschenden nahe, dass sich die Corona-Massnahmen auch stärker an individuellen Merkmalen orientieren sollten – wenn das vorrangige Ziel eine Vermeidung der Überlastung des Gesundheitssystems sei. Es solle Strategien eigens für unterschiedliche Risikogruppen geben, fordern sie.

Denn die Infektionszahlen gegen null zu bringen sei naiv, sagte Empa-Forscher Lunati gegenüber der Nachrichtenagentur Keystone-SDA. Um eine Überlastung der Spitäler zu verhindern, müssten insbesondere Personen geschützt werden, die ein erhöhtes Risiko für schwere Verläufe mitbringen. «2G und 3G gehen bereits in diese Richtung», so Lunati.

So mutieren Viren Egal ob Corona oder Grippe: Für Mutationen müssen Viren zuerst in eine Körperzelle gelangen. Denn nur hier können sie sich vermehren. Bei seiner Vermehrung in den Wirtszellen kopiert das Virus seine Erbinformationen immer und immer wieder. Beim Kopieren passieren Fehler, vergleichbar mit Tippfehlern. Das sind die zufälligen Mutationen im viralen Erbgut. Mutationen können die Eigenschaften des Virus verändern und zu verschiedenen Virusvarianten führen. Zum Beispiel kann es sein, dass eine Virusvariante ansteckender ist als eine andere. Um die Konsequenzen der Veränderungen zu verstehen, muss man sich die Zapfen des Virus – die Spike-Proteine – genau anschauen. Sie funktionieren wie ein Schlüssel. Trifft das Virus auf eine menschliche Zelle, muss es zuerst den Eingang finden, das Schlüsselloch sozusagen. Bei den früheren Versionen des Coronavirus dauert dies und gelingt nicht immer. Konkret verändern sich die Aminosäuren der Spike-Proteine und dadurch auch deren Eigenschaften. Im Falle einer ansteckenderen Virusvariante, haben sich die Spike-Proteine so verändert, dass das Virus nun besser den Eingang in die Körperzelle findet. Verglichen werden kann dies mit einem magnetischen Schlüssel. Mit diesem magnetischen Schlüssel findet die Virusvariante den Eingang in die Körperzelle schneller und kann sich im Zellinneren vermehren. Also ist die Variante ansteckender als die ursprüngliche. Quelle: SRF Puls

SRF 4 News, 27.01.2022, 11:00 Uhr ; 

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