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Tag der Biodiversität Die Schweiz kommt beim Artenschutz kaum voran

Ein Drittel aller Pflanzen- und Tierarten ist gefährdet. Der Bund will weiter gegen diese Entwicklung ankämpfen.

Die Situation der Tier-, Pflanzen und Pilzvielfalt in der Schweiz hat sich im letzten Jahrzehnt trotz Massnahmen nicht verbessert. Das ist das Fazit aus zwei Studien des Bundesamts für Umwelt (Bafu). Es ist die erste Auswertung aller Roten Listen gefährdeter Arten in der Schweiz seit zehn Jahren.

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«Die Berichte zeigen Entwicklungen, die uns Sorge bereiten müssen», sagte Bafu-Direktorin Katrin Schneeberger am Internationalen Tag der Biodiversität vor den Medien. Bei den Fischen, den Reptilien, den Vögeln und den Gefässpflanzen wie zum Beispiel Farne hat sich die Situation laut den Berichten gar verschlechtert.

Ein Drittel der Arten gefährdet

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Insgesamt sind 17 Prozent aller bekannten Arten in der Schweiz vom Aussterben bedroht oder stark gefährdet. Weitere 16 Prozent gelten als «verletzlich» – was bedeutet, dass ihr Bestand in den letzten zehn Jahren um 30 Prozent geschrumpft ist. Beispiele von gefährdeten Arten: 25 Prozent aller Zehnfuss-Krebsarten sind vom Aussterben bedroht, ebenso rund zehn Prozent der Fledermaus-Arten.

Im Vergleich zu den Nachbarländern ist der Anteil gefährdeter oder ausgestorbener Arten in der Schweiz zudem besonders hoch. Von den Arten, die nur oder zum grössten Teil in der Schweiz vorkommen, steht fast die Hälfte auf der Roten Liste.

Artenvielfalt: Keineswegs ein Luxus

«Biodiversität ist nicht einfach ein Luxus. Im Gegenteil: Sie betrifft uns alle ganz direkt», betonte Schneeberger. Gehe es der Biodiversität schlecht, sei unsere Lebensgrundlage bedroht.

So sei es etwa ohne bestäubende Insekten nicht möglich, Landwirtschaft zu betreiben. Auch sei die Artenvielfalt eine der wichtigsten Quellen für neue Wirkstoffe, aus denen Medikamente hergestellt werden.

Biodiversität betrifft uns alle ganz direkt.
Autor: Katrin Schneeberger Direktorin des Bafu

Ausserdem erhöhe eine reiche Biodiversität die Chance, dass sich die Natur an Extremereignisse wie Trockenheits- oder Hitzestress anpassen kann. Biodiversität sei damit eine Art Versicherung.

Mehr tun zum Schutz der Artenvielfalt

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Magerwiese im Alpenraum.
Legende: Keystone/Arno Balzarini

Der Bund will den Kampf für die Biodiversität verstärken. Besonders grosses Potenzial sieht das Bafu in den Siedlungsgebieten. So sollten etwa schon in der Raumplanung mehr naturnah gestaltete Grün- und Gewässerräume, Stadtwälder oder begrünte Dächer und Fassaden vorgesehen werden.

In diesem Zusammenhang nutzte das Bafu die Gelegenheit, um für den indirekten Gegenvorschlag des Bundesrats zur Biodiversitätsinitiative zu werben. Der Bundesrat wolle damit die Qualität und die Vernetzung von Lebensräumen fördern sowie die Natur im Siedlungsraum voranbringen.

Die Protagonisten des Biodiversitätsverlusts seien nicht nur die bekannten Arten wie Luchs und Bartgeier, sondern oft auch Arten, die kaum jemand kenne, betonte Bafu-Vizedirektorin Franziska Schwarz.

Weniger ökologisch wertvolle Flächen

Neben der Zunahme der gefährdeten Arten zeigen die Berichte, dass die Fläche, Qualität und Vernetzung ökologisch wertvoller Lebensräume seit dem Jahr 1900 stark abgenommen hat. In vielen Fällen sind demnach nur noch Restflächen übrig. Betroffen ist insbesondere das Mittelland.

«Der Platz in der Schweiz ist knapp und in den letzten Jahren immer knapper geworden», sagt SRF-Inlandredaktor Ralph Heiniger. Deshalb hätten sich die Flächen für ökologisch wertvolle Lebensräume weiter verkleinert.

Einzelne Erfolge

Immerhin: Die Schweiz hat schon vor Jahren Massnahmen getroffen und so laut Schwarz einiges erreicht. So habe sich die Gefährdungssituation bei den Libellen und Amphibien verbessert.

Bestimmte Arten haben davon profitiert, dass Lebensräume revitalisiert, aufgewertet oder neu angelegt worden sind.
Autor: Franziska Schwarz Vizedirektorin des Bafu

«Offenbar haben bestimmte Arten davon profitiert, dass in den letzten Jahren viele für sie geeignete Lebensräume revitalisiert, aufgewertet oder neu angelegt worden sind», sagte die Bafu-Vizedirektorin. Auch in den Wäldern sei die Situation ganz allgemein besser geworden, kommen die Studien zum Schluss.

Naturschützer kritisieren Politik

Die Umweltorganisation Pro Natura fordert eine Verstärkung der Massnahmen zum Erhalt der Artenvielfalt. Mit einer Aktion auf dem Bundesplatz in Bern warnte Pro Natura am Internationalen Tag der Biodiversität denn auch vor einem gigantischen Dominoeffekt durch den Verlust von Tier-, Pflanzen- und Pilzarten.

Dominosteine, auf denen Arten abgebildet sind, fallen einer nach dem anderen auf dem Bundesplatz zu Boden.
Legende: Schaulustige beobachten die Aktion von Pro Natura auf dem Bundesplatz. Keystone/Peter Klaunzer

Die Massnahmen der Schweizer Politik gegen die Biodiversitätskrise kritisierte sie als unzureichend.

Der Schweizer Bauernverband betonte in einer Mitteilung die Wichtigkeit der Biodiversität. Die Landwirtschaft gebe sich grosse Mühe, ihre Hausaufgaben zur Förderung der biologischen Vielfalt zu machen.

Rendez-vous, 22.05.2023, 12:30 Uhr ; 

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