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Regenwetter: Wann kommt endlich der Sommer?
Aus News Plus vom 11.06.2024. Bild: SRF
abspielen. Laufzeit 14 Minuten 43 Sekunden.

Tiefdrucklage Wieso nach der Schafskälte doch Hoffnung auf Hundstage besteht

Regenjacke statt T-Shirt, heisses Bad zu Hause statt Badi: Der Sommer 2024 lässt bisher zu wünschen übrig. Auch diese Woche hat uns das schlechte Wetter im Griff. Dazu kommt: Kurzfristig ist keine Besserung in Sicht. Das liegt daran, dass sich einfach kein stabiles Hochdruckgebiet bilden mag – zumindest bei uns. SRF-Meteorologe Jürg Ackermann sagt: So aussergewöhnlich ist das nicht – und es gibt Hoffnung.

Jürg Ackermann

Meteorologe SRF

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Jürg Ackermann arbeitet seit Frühling 2019 bei SRF Meteo. Zuvor schloss er an der Universität Innsbruck das Masterstudium in Atmosphärenwissenschaften ab. Zu seinen Tätigkeitsbereichen gehören das Erstellen von Prognosen und die Moderation von Wettergesprächen im Radio.

Derart schlechtes Wetter mitten im Juni – ist das normal?

Langjährige Messungen zeigen, dass es Mitte Juni immer mal wieder zu einem Kälteeinbruch kommen kann – man nennt dieses Phänomen Schafskälte. Diese muss natürlich nicht immer genau auf diesen Zeitraum fallen, 2024 trifft es ziemlich perfekt zu. Heute Dienstag ist aber der kälteste Tag mit nicht mehr als 13 bis 18 Grad.

Ist das Wetter bisher das ganze Jahr unterdurchschnittlich?

Wir hatten dieses Jahr wirklich einen recht sonnenarmen und auch sehr nassen Start – das zeigen auch die Messungen. Es war recht trüb und es wurde auch häufiger nass als sonst, besonders in den letzten Tagen. Temperaturmässig war es aber vielfach sogar überdurchschnittlich warm – aber es gab wirklich auch unterdurchschnittlich kalte Tage.

Wie sieht es mit der Niederschlagsmenge aus – ist diese aussergewöhnlich?

Mai und Juni sind die nassesten Monate – dann haben wir jeweils im Durchschnitt die meisten Regentage: im Mai zwölf, im Juni elf. Dieses Jahr hat es im Mai an 18 Tagen geregnet, also 50 Prozent mehr als im Durchschnitt. Und im Juni haben wir mit sieben oder acht Tagen den Durchschnittswert bereits jetzt fast erreicht.

Leichte Entspannung beim Hochwasser in Sicht

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Legende: Keystone/Gian Ehrenzeller

Jürg Ackermann von SRF-Meteo schätzt die Lage ein: «Die Hochwasserlage ist insgesamt leicht angespannt – das Bundesamt für Umwelt warnt vor Stufe 2 von 5. Das ist nicht sehr hoch – aber beim Untersee ist die Lage schon prekär, seit heute gilt hier die Stufe 5.

Aber wir sind noch lange nicht im Rekordbereich des Jahres 1999 – konkret sind wir da noch mehr als einen halben Meter davon entfernt.

Man muss die Situation beobachten – aber die nächsten Tage fällt nun nicht mehr so viel Niederschlag wie die letzten Tage. Es dürfte eine leichte Entspannung geben.»

Wieso kommt der Sommer denn nicht in Schwung?

Wir haben kein stabiles Hochdruckgebiet über uns. Es hat auch dieses Jahr kurze Phasen mit einem Hochdruckgebiet gegeben, aber über den grösseren Zeitraum waren es Tiefdruckgebiete, die unser Wetter bestimmt haben – mit Warmfronten und Kaltfronten. Und zusätzlich gab es auch noch ein anderes Phänomen: sogenannte Kaltlufttropfen. Diese sind nicht aussergewöhnlich für den Frühling, aber dieses Jahr waren sie sehr langlebig.

Regenschirm am Thunersee.
Legende: Auch in Gwatt am Thunersee ist das Accessoire der Saison der Regenschirm – und nicht die Badehose. Werner Krebs

Wieso beherrschen Tiefdruckgebiete derzeit unser Wetter?

Für ein Hochdruckgebiet braucht es stabile Verhältnisse mit geringen Temperaturunterschieden. Weil die Weltmeere sehr warm sind, gibt es aber diese Temperaturunterschiede und es entstehen Tiefdruckgebiete. Dass sie immer zu uns kommen, ist aber nicht normal. Dieses Jahr befinden wir uns aber in einer Region, in der immer wieder Tiefdruckgebiete mit den Fronten unser Wetter beeinflussen. Es kann sein, dass wenn andernorts ein Hochdruckgebiet lange Zeit stabil bleibt, die Tiefdruckgebiete immer den gleichen Weg gehen müssen.

Wie sieht es die nächsten Tage aus?

Es ist noch kein stabiles Hochdruckgebiet in Sicht, doch wir erwarten ein Zwischenhoch, das sich morgen langsam von Westen her Richtung Mitteleuropa ausbreitet. Am Donnerstag erwarten wir den sonnigsten Tag der Woche. Doch dann kommt schon das nächste Tiefdruckgebiet – am Freitag mit einer Warmfront, am Samstag mit einer Kaltfront. Auf Anfang nächster Woche kommt sehr warme Luft zu uns, doch im Laufe der Woche dürften wieder Schauer und Gewitter folgen.

«Wo bleibt der Klimawandel?»

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Bei einer Strassenumfrage des Teams des News-Plus-Podcasts kam die Frage auf: «Wo ist denn nun dieser Klimawandel – es ist ja gar nicht warm?»

Jürg Ackermann erklärt es anhand des Anstiegs der globalen Temperaturen: «Seit Mitte 2023 hatten wir weltweit Rekordtemperaturen. Auch 2024 kratzen wir da am Rekordbereich der weltweiten Temperaturen. Inwieweit sich das auf die Temperaturen hierzulande genau auswirkt, ist noch unklar. Was wir sicher sagen können: Wenn die Meerestemperaturen sehr hoch sind, dann können die Tiefdruckgebiete ihre Energie aus diesen Temperaturen nehmen. Es könnte sein, dass die Tiefdruckaktivität momentan wegen des Klimawandels derart hoch ist – doch das ist alles andere als wissenschaftlich bewiesen.»

Zudem sei es zwar in der Schweiz kalt, es gebe aber Orte auf der Welt, die bisher einen sehr warmen und trockenen Frühling hatten, beispielsweise Griechenland oder Skandinavien.

Wann wird es denn endlich Sommer?

Er kommt noch! Die wärmste Phase des Jahres mit den Hundstagen bilden der Juli und der August. Da sollten wir die Hitzemarke dann schon knacken. Doch bis Ende Juni dürfte es noch instabil bleiben. Gemäss unseren Prognosen sehen wir immer wieder Regen, die Sonnenscheindauer ist noch unsicher – immerhin gibt es einzelne warme Tage, nächste Woche erwarten wir teilweise über 25 Grad.

Die neue SRF Meteo App

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Das SRF Meteo-Logo vor einer Waldlandschaft
Legende: SRF Meteo SRF

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SRF Meteo, 11.6.2024, 12:55 Uhr ; 

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