- Die Zürcher Stadtpolizei soll bei Demonstrationen weiterhin Gummischrot einsetzen.
- Trotz Vorfällen, bei denen Menschen Augen verloren haben, hat ein Bericht den Einsatz der Geschosse empfohlen – mangels Alternativen.
- Künftig erfasst die Stadtpolizei jeden Einsatz.
Ziel sei es generell, den Einsatz von Gummischrot zu reduzieren. Doch ohne das Distanzmittel wäre das Verletzungsrisiko auf beiden Seiten höher, wie Sicherheitsvorsteherin Karin Rykart (Grüne) vor den Medien sagte. Etwa, wenn die Polizisten Schlagstöcke einsetzen würden.
Das Stadtparlament äusserte sich öfters kritisch zum «Distanzmittel». Zuletzt forderte die Mehrheit 2024 eine Datenerfassung der Einsätze. Diese soll es nun ab dem 1. September 2025 geben, und zwar systematisch. «Wir wollen die Diskussion um Gummischrot damit versachlichen», sagte Rykart.
Bis zur Jahrtausendwende erfasste die Stadtpolizei die Einsätze noch, wie Kommandant Beat Oppliger sagte. Zwischen 1980 und 2000 sei es zu über 1000 Einsätzen gekommen. Ohne genaue Erfassung zählte die Stadtpolizei zwischen 2013 und 2024 noch 93. Ob die Zahlen vergleichbar sind, bleibt offen. Die Einsätze seien aber zurückgegangen, sagte Oppliger.
Empfehlung an andere Korps
Von der Erfassung verspricht sich die Sicherheitsvorsteherin ein «rundes Gesamtbild». Sie habe in einem Brief an die Konferenz der kantonalen Justiz- und Polizeidirektoren auch empfohlen, dass alle Schweizer Polizeikorps eine solche Erfassung vornehmen sollten.
Oppliger betonte, dass andere Mittel, die der Polizei zur Verfügung stehen, nicht vergleichbar seien. In Deutschland setze die Polizei gegen gewaltbereite Fussballfans oder Demonstranten Schlagstöcke und Pfefferspray ein. «Erfahrungsgemäss gibt es dabei mehr Verletzte», sagte er. Zudem bräuchte es mehr Polizistinnen und Polizisten im Einsatz.
Das Risiko des Distanzmittels sei der Polizei bewusst, sagte Oppliger. Augen würden schon bei geringer Energie verletzt. Gezielt werden sollte eigentlich auf tiefere Körperregionen. Jede Verletzung solle möglichst verhindert werden, hielt Oppliger fest. Er würde es auch begrüssen, wenn Augenärztinnen und Augenärzte künftig Verletzungen erfassten.
Neue Werfer werden getestet
Rykart hatte einen Bericht zum Distanzmittel in Auftrag gegeben. Er sollte aufzeigen, welche Folgen der Einsatz von Gummischrot hat und wie die Stadtpolizei das Distanzmittel einsetzt. Ausser in Notwehrsituationen sollten Polizisten Gummischrot ab mindestens 20 Meter Abstand einsetzen.
Der Bericht kommt zu einem Zeitpunkt, an dem die Stadtpolizei Zürich ein neues Mittel braucht – die heutigen Werfer sind 50 Jahre alt. Neue Werfer würden derzeit getestet, sagte der Kommandant. Es soll bei Gummischrotwerfern bleiben.