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Tücken bei Todeszahlen Sterben die Menschen mit oder an Corona?

Die Angabe zu den Corona-Todeszahlen ist schwammig formuliert. Ein SRF-Wissenschaftsredaktor erklärt, warum das so ist.

Wie viele Tote die Corona-Pandemie bisher tatsächlich verursacht hat, wird viel diskutiert. Die Frage, die dabei oftmals Kern der Debatte ist: Starben die Menschen mit Corona oder an Corona?

Kombination mit Vorerkrankungen

Die Angabe des Bundesamts für Gesundheit (BAG) ist zur Klärung der Frage wenig hilfreich – zumal die Behörden beispielsweise von «Todesfällen im Zusammenhang mit einer laborbestätigten COVID-19-Erkrankung» sprechen. Eine schwammige Formulierung, welche aber die Realität spiegelt, wie SRF-Wissenschaftsredaktor Thomas Häusler sagt.

Es ist für einen Arzt manchmal schwierig, eindeutig sagen zu können, ob die Todesursache die Infektion mit dem Virus war oder halt eben doch diese Vorerkrankungen.
Autor: Thomas Häusler SRF-Wissenschaftsredaktor

Nur eine Todesursache benennen

Oftmals seien die Menschen, die an Covid-19 sterben, bereits etwas älter gewesen und hätten Vorerkrankungen gehabt. «Da ist es für einen Arzt manchmal wirklich schwierig, eindeutig sagen zu können, ob die letztendliche Todesursache die Infektion mit dem Virus war oder halt eben doch diese Vorerkrankungen.» Für die Todesursachen-Statistiken kann aber jeweils nur eine einzelne Todesursache angegeben werden.

Eine gewisse Unschärfe scheint da unvermeidbar. Doch dass jetzt beispielsweise Fälle mitgezählt werden, bei denen die Menschen Monate vorher einen positiven Coronatest hatten, sich dann erholten und später an einem Infarkt gestorben sind, daran glaubt Häusler nicht. «Das können die Ärzte schon auseinanderhalten, zumal sie heute viel mehr wissen über die Krankheit als eben noch im Frühling.»

Es gibt viele Hinweise, dass eher (...) zu wenige Tode dem Coronavirus zugeschrieben werden.
Autor: Thomas Häusler SRF-Wissenschaftsredaktor

Fehler in Einzelfällen möglich

Werden also kaum Sterbefälle ungerechtfertigterweise Covid-19 zugerechnet? Dass dies in einzelnen Fällen vorkommen kann, schliesst auch Häusler nicht aus – deswegen ja auch diese Formulierung «im Zusammenhang mit Covid-19». «Es gibt aber viele Hinweise, dass eher das Gegenteil der Fall ist. Dass also zu wenige Tode dem Coronavirus zugeschrieben werden», merkt Häusler an. Zum Beispiel, weil alte Menschen zu Hause oder in einem Altersheim sterben und nie getestet wurden. Sie werden folglich auch nicht als Corona-Tote gezählt.

Aussagekräftige Übersterblichkeit

Erkennen lässt sich das auch an der sogenannten Übersterblichkeit. In der ersten Welle starben deutlich mehr Menschen als sonst in der betreffenden Jahresperiode, auch in der Schweiz. «Und überall, wo Forscher diese Übersterblichkeit dann genauer analysiert haben, da hat sich gezeigt, dass ein grosser Teil dieser Übersterblichkeit tatsächlich auf das Konto von Covid ging – eben Menschen, die gestorben waren, aber die getestet worden sind», sagt Häusler.

In der Schweiz sehe man auch jetzt wieder eine solche Übersterblichkeit. Sie sei sogar stärker als in der ersten Welle. Unwissenheit gibt es derzeit noch, wie viele nicht diagnostizierte Fälle sich dahinter verbergen.

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