Umfrage zum Klimaverhalten - Schweizer sind weniger klimafreundlich als sie denken
Eine Sotomo-Befragung zeigt erstmals auf, wie stark die verschiedenen Schweizer Bevölkerungsgruppen das Klima belasten. Die Selbsteinschätzung der Schweizerinnen und Schweizer unterscheidet sich in puncto Klima stark von der Realität.
Die Forschungsstelle
Sotomo ist in ihrer neusten Befragung im Auftrag von Helion
der Frage nachgegangen, wie klimafreundlich sich Schweizerinnen und Schweizer im Vergleich zum Schweizer Durchschnitt sehen. Das Ergebnis: eine Selbstüberschätzung quer durch die Bevölkerung.
56 Prozent schätzen ihr eigenes Verhalten klimafreundlicher ein als jenes der Schweizer Bevölkerung als Ganzes. Nur gerade 10 Prozent finden, ihr Verhalten sei klimaschädlicher. Bei einer korrekten Einschätzung müssten sich gleich viele als klimafreundlicher wie -schädlicher einschätzen.
Bei Spitzenverdienern – also Personen, die monatlich mehr als 16'000 Schweizer Franken verdienen – ist das Missverhältnis zwischen der Selbsteinschätzung und dem tatsächlichen Verhalten besonders gross. Lediglich ein Viertel von ihnen gibt an, mehr CO₂ als die restliche Bevölkerung auszustossen.
Beste und schlechteste Klimabilanzen
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Junge Erwachsene tragen überdurchschnittlich viel zum CO₂-Ausstoss der Schweiz bei. Daraus zu schliessen, dass diese Altersgruppe generell einen grossen Fussabdruck besitzt, wäre gemäss Sotomo allerdings falsch. Eine Minderheit der jungen Erwachsenen konsumiert und fliegt sehr viel und zieht so den Gesamtverbrauch der Altersgruppe nach oben.
Insgesamt am wenigsten CO₂-Ausstoss generieren ältere Frauen, die weniger Auto fahren und wenige Autos besitzen.
Die Realität sieht anders aus: Tatsächlich stossen 79 Prozent der Spitzenverdiener mehr CO₂ aus als der Durchschnitt. Laut Sotomo deutet dies auf ein fehlendes Bewusstsein bei den Gutverdienenden hin.
Wohnen und Mobilität als Klimasünder
Obwohl ein Grossteil der Bevölkerung eine verzerrte Wahrnehmung des eigenen CO₂-Ausstosses hat, besteht laut Sotomo ein starker Zusammenhang zwischen Einschätzung und tatsächlichem Verhalten. Personen, die das eigene Verhalten als klimafreundlicher einschätzen, haben tatsächlich einen kleineren CO₂-Fussabdruck.
Die Gruppe, die ihr Verhalten als sehr klimafreundlich einschätzt, fällt hingegen aus der Reihe. Diese Gruppe weist beim Konsum einen tiefen Wert aus, nicht aber beim Fliegen und der weiteren Mobilität.
Diejenigen, die sich als besonders vorbildlich sehen, unterschätzen laut Michael Hermann, dem Leiter von Sotomo, die Bedeutung von Fliegen für den Fussabdruck und überschätzen dagegen die Bedeutung des Konsums. «Fliegen kann nicht mit ein bisschen weniger Fleisch essen kompensiert werden.»
Fliegen ist und bleibt der Klimasünder Nummer eins. Verdeutlicht wird dies auch durch den Vergleich des Fussabdrucks von Mann und Frau. Frauen ernähren sich im Schnitt deutlich häufiger vegetarisch als Männer, auf den Fussabdruck wirkt sich dies nur minimal aus.
Klimathema geht vielen auf die Nerven
Neben der Mobilität ist das Wohnen für viel CO₂-Ausstoss verantwortlich. Hier erneut mit dem Finger auf die Spitzenverdiener zu zeigen, weil sie in den grössten Wohnungen leben, ist laut Herrmann falsch. Bei Gutverdienenden sei der Quadratmeter-Verbrauch pro Person zwar grösser, sie wohnen aber häufiger in gut isolierten Neubauwohnungen und heizen öfters mit erneuerbaren Energien. «Deshalb müssen ärmere Menschen Unterstützung erhalten, dass sie sich auch Sanierungen leisten können», sagt Herrmann.
Das Bewusstsein für den Klimawandel ist in der Schweizer Bevölkerung vorhanden: Fast drei Viertel der Befragten glauben an den menschengemachten Klimawandel und sind sich bewusst, dass sie selber einen Beitrag gegen ihn leisten müssen.
Neue Technologien anstatt Verhaltensänderungen
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Den von Sotomo Befragten geht es bei der Bekämpfung des Klimawandels zu langsam voran. Zwei Drittel von ihnen finden, dass das momentane Tempo beim Ausbau der erneuerbaren Energien wie Wind und Sonne nicht genügt
Sie geben auch an, bereits selbst Anpassungen zugunsten der Klimawende gemacht zu haben. Doch mehr als die Hälfte der Befragten findet, dass sie ihr eigenes Verhalten nicht noch weiter ändern sollen.
Mit 41 Prozent setzen die Schweizerinnen und Schweizer ihre Hoffnung bei der Bekämpfung des Klimawandels in den technischen Fortschritt und sehen ihn als wichtigsten Faktor. 24 Prozent wollen mehr Gesetze und Regulierungen und 22 sehen die Eigenverantwortung als wichtigstes Mittel.
Die Hoffnung auf den technischen Fortschritt zeigt sich auch bei der Bereitschaft, Photovoltaikanlagen auf der eigenen Immobilie zu installieren. Für 73 Prozent der Haus- und Wohungsbesitzenden kommt eine Installation einer Photovoltaikanlage infrage.
Trotzdem nerven sich mittlerweile fast zwei Drittel über das Thema Klimawandel, wie die Befragung zeigt. So verheerend der Klimawandel ist, so gerne würde man sich nicht mit ihm beschäftigen.
So wurde die Befragung durchgeführt
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Die Daten wurden zwischen dem 20. April und 1. Juni 2023 erhoben. Die Befragung erfolgte online. Die Teilnehmenden wurden einerseits über die Webportale von Ringier, andererseits via Online-Panel von Sotomo rekrutiert. Nach Bereinigung und Kontrolle der Daten konnten die Angaben von 2998 Personen für die Auswertung verwendet werden (2461 aus der Deutschschweiz, 537 aus der französischsprachigen Schweiz).
Da sich die Teilnehmenden der Umfrage selber rekrutieren (opt-in), ist die Zusammensetzung der Stichprobe nicht repräsentativ für die Grundgesamtheit. So nehmen typischerweise mehr Männer als Frauen an politischen Umfragen teil. Den Verzerrungen in der Stichprobe wird mittels statistischer Gewichtungsverfahren entgegengewirkt. Die Gewichtung erfolgt dabei mittels IPF-Verfahren. Neben soziodemographischen (Alter, Geschlecht, Bildung) Gewichtungskriterien werden dabei auch politische Gewichtungskriterien wie das Stimm- und Wahlverhalten beigezogen. Durch die Gewichtung wird eine hohe Repräsentativität für die aktive Stimmbevölkerung erzielt. Der Stichprobenfehler, wie er für Zufallsstichproben berechnet wird, lässt sich nicht direkt auf politisch gewichtete opt-in Umfragen übertragen. Die Repräsentativität dieser Befragung ist jedoch vergleichbar mit einer Zufallsstichprobe mit einem Stichprobenfehler von +/- 1.8 Prozentpunkten.
Die Befragung wurde im Auftrag von Helion durchgeführt. Helion ist eine Amag-Tochter, die Solaranlagen, Wärmepumpen und Ladestationen für E-Autos anbietet.
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