Zum Inhalt springen

Unerwartet grosse Nachfrage Gesteigerter Appetit: In der Schweiz droht Eiermangel

In den letzten Monaten hat die Nachfrage nach Eiern deutlich und unerwartet zugenommen. Die Grossverteiler müssen mehr importieren.

Omeletten, Spiegelei, Rührei: Die Menschen in der Schweiz haben zuletzt viele Eierspeisen gegessen. Begonnen habe die unerwartet hohe Nachfrage Anfang letzten Jahres, sagt Migros-Sprecher Patrick Stöpper: «Oben drauf kommen die Peaks zu Ostern und eben erst zu Weihnachten.» Je nach Eiersorte sei die Nachfrage um fünf Prozent gestiegen, ergänzt Stöpper. Ähnlich tönt es bei Denner und Aldi.

Des einen Leid, des andern Freud. So sagt nämlich Eierproduzent Daniel Würgler: «Wir stellen erfreulicherweise fest, dass die Nachfrage wieder deutlich besser ist als im Jahr 2022.» Würgler ist Präsident des Eierbranchen-Dachverbandes Gallosuisse und hält selbst insgesamt 18'000 Legehennen.

Das Ei ist im Trend

Gründe für diese Steigerung der Nachfrage gebe es viele, sagt Würgler. Einerseits seien es die Kosten – alles werde teurer, Strom, Mieten, Krankenkasse. Bei weniger Geld im Portemonnaie bleibe das Ei ein günstiges Protein, sagt Würgler. «Zudem sind Eier ein einfaches Lebensmittel, das sich schnell zubereiten lässt und als Ergänzung zu anderen Nahrungsmitteln einen wichtigen Platz einnehmen kann.»

Legehenne
Legende: Ihre Dienste sind derzeit besonders gefragt: Denn Eier sind bei Schweizerinnen und Schweizer beliebt. Keystone/Gaetan Bally

Das Ei ist also auch im Trend. Man isst vielleicht weniger Fleisch, dafür mehr Eier. Das sei aber bereits seit längerem feststellbar. Kurzfristig kann sich Würgler die Eierknappheit vor allem mit den frühen Ostern in diesem Jahr erklären. Diese finden 2024 bereits Ende März statt. Schon werden deshalb frische Eier gelagert, um dann genügend Ostereier zur Verfügung zu haben. Diese kommen also nicht in den sofortigen Verkauf, sondern werden quasi gehortet.

Würgler versteht die Befürchtungen der Detailhändler, zu wenig Eier im Angebot zu haben. Aber er erinnert daran, dass noch 2022 das Gegenteil der Fall war. Damals wurden zu viele Eier produziert, was eine Folge der Coronakrise gewesen sei. Denn während Corona stieg der Eierkonsum der Privathaushalte deutlich an. Die Branche reagierte und vergrösserte die Legehennen-Bestände, was dazu führte, dass es nach der Coronazeit plötzlich ein Überangebot von Schweizer Eiern gab.

Deshalb habe man den Bestand wieder verkleinert, mit den jetzt bekannten Folgen. «Wir produzieren Lebensmittel mit Tieren», so Würgler. Deswegen könne man nicht auf Knopfdruck die Menge erhöhen oder reduzieren. «Wir brauchen eineinhalb Jahre Vorlauf und müssen schätzen, welche Produktion wir brauchen.»

Stabiler Appetit wäre erwünscht

Gerade der unregelmässige Eierkonsum stört den Eierproduzenten. Hätte er einen Wunsch frei, würde sich der Eierproduzent wünschen, Schweizerinnen und Schweizer würden immer gleiche viele Eier konsumieren. Nicht wie jetzt, wo vor allem an Weihnachten und Ostern und auch in den Wintermonaten sehr viele Eier verbraucht werden – und im Sommer wieder Flaute herrscht. «Unsere Hühner legen jeden Tag ein Ei und nicht einmal zwei und dann keines mehr.»

Der nächste Ansturm auf Eier wird um die Osterzeit sein. Supermärkte werden gemäss eigenen Angaben für die nächsten Wochen und Monate vermehrt auf Importe zurückgreifen, um die Nachfrage zu decken. Die Migros betont, dass vielleicht die Auswahl etwas kleiner sei, da nicht alle Eiersorten verfügbar seien. Denner rechnet an Ostern nicht mit Engpässen, will es aber auch nicht ganz ausschliessen. So schreibt der Discounter, sollten beispielsweise allfällige Vogelgrippefälle Legebetriebe betreffen, könne es zu einer weiteren Verknappung kommen.

Rendez-vous, 18.01.2024, 12:30 Uhr

Meistgelesene Artikel