Darum gehts: Im Dezember und Januar gehen die Solothurner Kantonspolizei und die Stiftung Road Cross Schweiz in die Berufsschule BBZ Olten. Hier informieren sie junge Leute zum Thema Verkehrssicherheit. 1000 Jugendliche machen mit. «Jugendliche gehören seit Jahren zu der am stärksten von schweren Verkehrsunfällen betroffenen Altersgruppe. In letzter Zeit ist ihre Gefährdung sogar noch gestiegen – etwa durch die nahezu verdreifachten Motorradunfälle bei 16- bis 18-Jährigen», begründen die Organisationen die Informationsveranstaltungen.
Ziehen Schockbilder noch? Bei den Schulbesuchen handelt es sich um interaktive Veranstaltungen. Lernende diskutieren über Risikoverhalten, Selbstüberschätzung und Verantwortung im Strassenverkehr. Gezeigt werden auch Schockbilder. Nur: Solche Bilder sehen Jugendliche täglich auf Social Media oder in den Medien. Unfallbilder sind fast schon Alltag geworden. Härtet das ab? «Man wird schon abgestumpft durch Schock-Fotos in den Medien», sagt eine junge Frau. «Ich frage mich, was wenn mir das passiert wäre? Dann bin ich vorsichtiger», sagt eine andere.
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Bild 1 von 3. Unfallbilder, die die Polizei den Jugendlichen in der Oltner Schule zeigt. Bildquelle: Kantonspolizei Solothurn.
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Bild 2 von 3. Das persönliche Schicksal der Verunfallten gehe unter die Haut, sagen Polizei und Road Cross. Bildquelle: Kantonspolizei Solothurn.
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Bild 3 von 3. Das Ziel der Veranstaltungen sei es, den Jugendliche auf Augenhöhe zu begegnen. Bildquelle: Kantonspolizei Solothurn.
Schicksale sind nachhaltig: «Die Bilder haben einen kurzen Schock-Effekt, aber das gibt keine nachhaltige Wirkung», sagt David Mettler, Fachspezialist Prävention bei der Stiftung Road Cross. Nachhaltig werde es erst mit Videos, die zeigen, was ein Unfall mit Betroffenen und Angehörigen gemacht hat. Zum Beispiel die Geschichte von Abra, einer jungen Frau, die 2017 bei einem Autounfall verletzt wurde. Ihr damaliger Freund ist gefahren und verunfallte bei einem verantwortungslosen Überholmanöver. Er starb, Abra ist heute körperlich eingeschränkt. «Das gibt mir Gänsehaut», sagt ein Jugendlicher.
Neulenker haben's (nicht) im Griff? Beim Besuch von SRF im Präventionsunterricht in Olten sind rund 50 Jugendliche anwesend. Nicht alle sind motiviert. Verkehrsprävention sei ein alter Zopf, finden drei KV-Lernende: «Ich fahre mit dem Lernfahrausweis. Ich weiss wie gefährlich die Strasse sein kann», sagt einer. «Ich hab's im Griff», sagt ein anderer. Die Zahlen widersprechen der Wahrnehmung der KV-Lernenden. Junge Männer zwischen 18 und 24 Jahren verunfallen auf der Strasse gemäss Bundesamt für Statistik am häufigsten schwer.
Smartphone und Drogenkonsum: Alkohol, Drogen oder auch massiv überhöhte Geschwindigkeit spielen eine Rolle. Hinzu kommt das Thema Smartphone im Auto: «Auch Ablenkung als Unfallursache ist ein Thema», sagt David Mettler, Fachspezialist bei der Stiftung Roadcross. 2024 gab es 250 Todesopfer auf Schweizer Strassen, so viele wie noch nie in den letzten zehn Jahren.
Verkehrssicherheit früher und heute: In den 70er-Jahren wurden Sicherheitsgurte in den Autos eingebaut. 1980 wurde der Airbag ein Thema. Ab den 90er-Jahren wurden Crashtests mit Dummys durchgeführt, die zeigten, wie heftig ein Aufprall auf Autoinsassen wirken kann. Kopfstützen waren ab dann Standard. Später folgten obligatorische Kindersitze. Verkehrserziehung mal anders gab's bereits 1968: Damals durften Jugendliche in Grenchen SO statt im trockenen Unterricht zu den neuesten Hits tanzen, dazwischen wurden sie von der Verkehrspolizistin unterbrochen. Sie führte in der Pause unter anderem Wettbewerbe durch. Als 1. Preis konnte man eine Armbanduhr gewinnen, wie das historische Video zeigt.