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Verwirrung um Sommer-Impfziel Wann genau sind wir nun geimpft? Alain Berset nimmt Stellung

Erst erklärte das BAG, dass bis Ende Juni alle geimpft seien. Nun heisst es Ende Juli. Der Gesundheitsminister klärt auf.

Am Donnerstag trat Gesundheitsminister Alain Berset nach dem Impfgipfel mit den Kantonen und Vertretern der Impfstoffhersteller Pfizer und Moderna vor die Medien in Bern. Und hatte gute Nachrichten im Gepäck: Bis im Juli können die bestellten acht Millionen Dosen der hochwirksamen Vakzine geliefert werden.

Die Ernüchterung folgte auf dem Fuss. Denn eine zentrale Aussage der Medienkonferenz lautete: «Bis spätestens Ende Juli erhalten alle, die dies wollen, mindestens eine Impfdosis.» Dies unter der Annahme, dass die Impfdosen wie angekündigt geliefert werden. Die Impfstoffvertreter versicherten dies.

Verwirrung um Impfziel des Bundes

Das machte hellhörig, denn bisher galt: Bis Ende Juni sollten alle Impfwilligen geimpft sein. Dieses Szenario bleibe «realistisch», sagte Berset zwar an der Medienkonferenz.

Wer auf Planungssicherheit für die Sommerferien gehofft hatte, bleibt aber enttäuscht zurück. Aus der Politik gab es klare Worte: FDP-Nationalrat Marcel Dobler etwa sprach von einer «Hiobsbotschaft».

In der «Samstagsrundschau» von Radio SRF begründet der Gesundheitsminister die unterschiedlichen Botschaften zum Impfziel damit, dass es verschiedene Szenarien gebe. «Wir können zwar präzise sagen, wie viele Dosen wir verimpfen können. Wir wissen aber nicht genau, wie viele Personen sich impfen lassen wollen.»

Mehr Impfwillige, längere Warteliste

Heisst: Wenn die Impfbereitschaft in der Bevölkerung gegenüber den heutigen Annahmen zunehmen sollte, können sich auch die Impftermine nach hinten verschieben. In den kommenden Wochen will der Bundesrat mit einer grossangelegten Kampagne die Impfbereitschaft in der Bevölkerung fördern.

Wachse diese, wäre das eine äusserst gute Nachricht, stellt Berset klar. Die Schattenseite: Mit einem vollem Impfschutz bis Ende Juni kann ein Teil der Bevölkerung derzeit nicht rechnen. Denn Prognosen, wie viele Menschen sich bis im Sommer impfen lassen wollen, bleiben schwierig.

Mann wird in Impfzentrum geimpft
Legende: Mit Blick auf den Fortschritt der Impfkampagne wiederholt Berset: «Wir sind sehr gut positioniert, mit den besten und wirksamsten Impfstoffen, die am schnellsten auf dem Markt waren.» Keystone

Dazu kommt: Jetzt gilt es auch für die Kantone, die grösste Impfkampagne der Schweizer Geschichte logistisch zu stemmen. Bislang hätten die Kantone gezeigt, dass sie der Aufgabe gewachsen seien, sagt der Bundesrat. Aber: «Die Volumen werden jetzt sehr stark steigen.» Es brauche ab April mehr Möglichkeiten, um Impfungen durchzuführen.

Selbsttests ab 7. April verfügbar

Box aufklappen Box zuklappen

Gegenüber der «Samstagsrundschau» nannte Bundesrat Berset den genauen Termin für die Einführung von Selbsttests in der Schweiz: Diese sollen nun ab dem 7. April verfügbar sein. «Wir sind mit den Kantonen und Apotheken daran, die entsprechenden Vorbereitungen zu treffen.» Zunächst sei aber mit einer gewissen Knappheit des Angebots zu rechnen. «Die Situation wird sich aber sehr rasch verbessern.» Bislang hatte der Bund Mitte April für die Einführung der Selbsttests anvisiert.

Manches bleibt also ungewiss. Können wir uns aber darauf einstellen, dass der Corona-Alptraum bis im Sommer vorbei ist? «Das ist die Hoffnung, ja», sagt Berset. Auch im Wissen um Unwägbarkeiten und Unsicherheiten, die zum verlässlichen Begleiter der Pandemie geworden sind. Eine davon: Die EU hat diese Woche verschärfte Exportkontrollen für Impfstoffe angekündigt , die auf ihrem Territorium hergestellt werden.

Boris Johnson mit Astra-Zeneca-Ampulle
Legende: Die Kontrollen richten sich vor allem an Astra-Zeneca und den britischen «Impfnationalismus». Der schwedisch-britische Pharmakonzern hatte Bestellungen aus Brüssel storniert. Die EU witterte Vertragsbruch. Keystone

Droht nun auch der Schweiz Ungemach? «Ich habe im Moment keine Signale, dass die Schweiz betroffen sein könnte», beschwichtigt Berset. Die Kontakte mit der EU seien sehr gut und man sei im ständigen Dialog – etwa auch, was ein gemeinsames europäisches Impfzertifikat angehe.

Doch der Gesundheitsminister sagt auch: «Ich hoffe, dass es zu keiner Blockade kommt und wir keine Gegenmassnahmen ergreifen müssen. Wir könnten das – aber das wäre eine Lose-Lose-Situation für alle.»

Samstagsrundschau vom 27.03.2021, 11:30 Uhr ; 

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