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Viola Amherds Plan Kurznachrichten auf Handys sollen vor Katastrophen warnen

Mit «Cell Broadcast» könnten auf einen Schlag alle Mobiltelefone in einem bestimmten Gebiet erreicht werden.

Über 180 Menschen starben diesen Sommer in Deutschland, weil sie nicht rechtzeitig vor den nahenden Wassermassen hatten gewarnt werden können. Das hat auch in der Schweiz ein Nachdenken über unser Alarmierungssystem ausgelöst, das ebenfalls Lücken aufweist. Jetzt möchte Verteidigungsministerin Viola Amherd diese schliessen.

Dreizeilige Mitteilungen

An der Bevölkerungsschutzkonferenz in Davos, mit Fachleuten aus allen Bereichen des Bevölkerungsschutzes, hat sich Amherd am Donnerstag in einer dreisprachigen Videobotschaft für die Einführung des «Cell Broadcast» starkgemacht. «Auch in der Schweiz müssen wir die Zweckmässigkeit dieser Einrichtung prüfen», so Amherd.

«Cell Broadcast» sind kurze, dreizeilige Mitteilungen auf alle Mobiltelefone in einem bestimmten Gebiet, wie Sandra Walker, Kommunikationschefin des Bundesamtes für Bevölkerungsschutz, erklärt. «Eine Technologie, mit der wir Millionen Menschen gleichzeitig im gleichen Funksystem mit einer Mitteilung erreichen können.» So könne man den Menschen sagen, was zu tun sei, um sich zu schützen.

Einführung wird geprüft

Im Unterschied zur bestehenden Alarmierungs-App «Alertswiss», die man speziell herunterladen und aktivieren muss, gehen Mitteilungen des «Cell Broadcast» ausnahmslos an alle, die ein Mobiltelefon dabei haben. Ihr Bundesamt sei bereits daran, die Einführung des neuen Systems zu prüfen, sagt Sprecherin Walker.

Umso mehr freue man sich nun über die Rückendeckung von Bundesrätin Amherd. Denn: «Auch wir sind überzeugt, dass Cell Broadcast eine gute und wichtige Ergänzung ist in unserem Alarmierungssystem in der Schweiz.»

Es braucht eine Gesetzesgrundlage

Frankreich und Italien kennen «Cell Broadcast» bereits. Deutschland und Österreich haben beschlossen, das System im nächsten Jahr einzuführen. Ganz so schnell dürfte es in der Schweiz nicht gehen. Ihr Amt gehe davon aus, dass es zuerst noch eine Gesetzesgrundlage brauche, sagt Walker.

Dann sind technisch zwei Schritte nötig: Es braucht eine Schnittstelle zu den Mobilnetzbetreibern. Und die Netzbetreiber müssen das «Cell Broadcast» in ihren Netzen aktivieren.

Der Nachteil des Systems ist, dass keine Bilder oder Grafiken, sondern nur ganz kurze Textnachrichten verschickt werden können. Es soll denn auch bestehende Alarmierungssysteme wie Sirenen, Radio, Fernsehen oder die App «Alertswiss» nicht ersetzen, sondern ergänzen.

SRF 4 News, Heute Morgen, 05.11.2021, 06:00 Uhr

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