Die Pelikane im Zoo Basel sitzen auf Schilfnestern und brüten. Wie sie zurzeit gehalten werden, ist kein schöner Anblick. Auch nicht für Zolli-Tierarzt Christian Wenker: «Der übernetzte Bereich mit Stall ist zwar grosszügig, doch nichts im Vergleich zur Teichanlage mit Schilf und Rückzugsmöglichkeiten.»
Das ist zurzeit wegen der Vogelgrippe nicht möglich. Pelikane sind besonders empfindlich auf die zirkulierende Variante des Virus. Deshalb bleiben sie im Zoo Basel vorläufig von der Aussenwelt abgeschottet. So wie viele Vögel des Zollis: Hühner und hühnerartige Vögel, Enten – alle weggeschlossen.
Draussen sind dagegen die Flamingos. Doch auch sie waren lange geschützt untergebracht. Das ging irgendwann aus gesundheitlichen Gründen nicht mehr. Der Zoo Basel bekam eine Ausnahmebewilligung unter strengen Auflagen. Eine speziellen Fütterungstechnik soll verhindern, dass sie mit Wildvögeln in Kontakt kommen.
Doch Wenker will seine Vögel noch besser schützen: Mit einem Impfstoff, der im Zoo Basel und im Berner Tierpark Dählhölzli getestet werden soll.
Geimpft wird ab Mitte Jahr
Die grosse Impfaktion plant er für die zweite Jahreshälfte. Über 600 Vögel müssen dann einzeln eingefangen werden und in die Hand genommen werden. Dann wird eine kleine Impfmenge nach Gewicht gespritzt.
Der am Institut für Virologie und Immunologie des Bundes IVI entwickelte Impfstoff ist ein gentechnisch veränderter sogenannter Vektorimpfstoff, wie Gert Zimmer, Spezialist für Vogelgrippe am IVI erklärt. Dabei wird ein anderes, harmloses Virus als Vehikel benutzt, um Bestandteile des Vogelgrippevirus H5N1 in die Tiere zu transportieren.
IVI: «sehr guter Schutz»
Zimmer verwendet als Vektor das vesikuläre Stomatitis-Virus VSV: «Diesem haben wir ein wichtiges Oberflächen-Antigen entfernt und dort das Haupt-Antigen der H5-Viren eingebaut und vermehren dieses auf den Helferzellen. Es wird zurzeit noch intramuskulär appliziert und induziert einen sehr guten Schutz.»
Der Vektorimpfstoff sei in einem Wirtsorganismus nicht vermehrungsfähig, sondern könne nur auf bestimmten Helferzellen im Labor vermehrt werden, betont Gert Zimmer. Das heisst: Geimpfte Tiere bilden in ihrem Körper – trotz genetischer H5N1-Bestandteile – kein infektiöses Virus.
Sie scheiden auch keine Viren aus und sind nicht ansteckend für andere Tiere. Das hätten Testreihen mit Hühnern im IVI-Hochsicherheitslabor eindrücklich gezeigt: «Geimpfte Tiere wurden mit H5N1 infiziert und mit ungeimpften Tieren in einem Käfig untergebracht. Es kam zu keiner Ausscheidung von Viren. Die nicht geimpften Tiere waren völlig geschützt.»
Unterschied zu China
In China wird Hausgeflügel seit 20 Jahren gegen die Vogelgrippe geimpft. Doch diese Impfstoffe sind in der EU und der Schweiz verboten. Denn bei diesen Impfstoffen kann man nicht unterscheiden, ob ein Tier geimpft oder mit H5N1 infiziert ist. Der neuartige Impfstoff von Zimmer schafft das, weil er nicht das ganze, sondern nur einen Bruchteil des Virus enthält.
Bislang ist die Impfung nur an Hühnern getestet worden – mit Erfolg. Doch wird er auch Wildvögel schützen? Tierarzt Wenker findet den Ansatz des IVI vielversprechend: «Die Impfstoffe, die auf VSV-Vektoren beruhen, wurden schon bei anderen Viren eingesetzt und sind offenbar sehr erfolgreich.» Längerfristig könnte man auch Nutzgeflügel so impfen, falls das generelle Impfverbot in Europa aufgehoben wird.