Ohne Berufsabschluss nach Amerika ausgewandert, dort im Bürgerkrieg als Major für die Nordstaaten gekämpft, Kriegsgefangenschaft, dann mit US-Pass wieder in die Schweiz zurückgekehrt, in die Politik eingestiegen und schliesslich Bundesrat: Emil Johann Rudolf Frey aus Arlesheim BL hatte aus heutiger Sicht ein spektakuläres Leben.
Emil Frey starb an Heiligabend 1922, also vor 100 Jahren. Heute kennt ihn kaum mehr jemand – mit dem gleichnamigen Auto-Import-Unternehmen hat er nichts zu tun. Zum Todestag ist nun ein Roman über den freisinnigen Politiker erschienen. Emil Frey ist übrigens bis heute der einzige Baselbieter im Bundesrat geblieben.
Der Roman «Der Amerikaner im Bundesrat - Stationen im Leben des Emil Frey» verwebt historische Fakten und auch Texte aus Emil Freys Feder mit fiktionalen Elementen. Geschrieben hat ihn Markus Wüest, Historiker und von Beruf stellvertretender Chefredaktor der «Basler Zeitung».
Eine auffällige Parallele von damals zu heute ist, dass die Vereinigten Staaten tief gespalten sind. Heute mehr zu reden gibt hingegen die Doppelbürgerschaft von Mitgliedern der Schweizer Landesregierung. Ignazio Cassis hatte seinen Italienischen Pass vor seiner Kandidatur für den Bundesrat abgegeben, und für die Nachfolge von Ueli Maurer kandidiert unter anderen die Nidwaldner SVP-Regierungsrätin Michèle Blöchliger, die ihre britische Staatsbürgerschaft gemäss dem «Tages-Anzeiger» abgeben will.
Amerikanischer Stil störte mehr als US-Pass
Romanautor Markus Wüest sagt, er sei bei seinen Recherchen nicht auf Hinweise auf Widerstände wegen der Doppelbürgerschaft Emil Freys gestossen. Er verweist auf den Historiker und Bundesrats-Geschichts-Experten Urs Altermatt, der in der doppelten Staatsbürgerschaft Emil Freys eher einen Vorteil gesehen habe. Wüest selber vermutet, Frey habe bei seiner Heimkehr 1865 schlicht verschwiegen, dass er im selben Jahr den amerikanischen Pass erhalten hatte.
Emil Frey sei sehr jovial und selbstbewusst gewesen, was ihn als Amerikaner habe wirken lassen, schätzt Wüest. Just diese eher nicht typisch schweizerischen Eingeschaften seien aber teils auch schlecht angekommen und hätten Freys politische Karriere behindert.
Der Roman zeichnet die Vita eines Abenteurers aus gutem Hause nach, der sich in der Jugend ungern unterordnete und mit abgebrochenem Studium auswanderte, dann per Zufall in den Sezessionskrieg geriet und sich – auch aus Stolz über militärisch erfolgreiche Vorfahren – der Nordstaaten-Armee anschloss. Damals sei ein Kampf eines Schweizers für eine Armee eines anderen Landes nicht so selten gewesen, sagt Wüest. Heute wird dies als Delikt taxiert, das mit Gefängnis zu bestrafen ist.
Emil Frey
Die Erfahrungen auf dem Schlachtfeld und in Gefangenschaft der Konföderierten prägten Emil Frey. Als Bundesrat stand er dem Militärdepartement vor; unter andrem forcierte er den Festungsbau am Gottthard. Bewaffnete Neutralität war für ihn wesentlich.
Emil Freys Pläne für eine Reform und Zentralisierung der damals kantonal strukturierten Armee scheiterten dann aber; nach nur sieben Jahren trat er aus der Landesregierung zurück. Danach leitete er lange die heutige Internationale Fernmelde-Union und schrieb nebenbei ein Buch über die Schweizer Militärgeschichte.