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Gedenktafel an Emil Freys Geburtshaus
Aus Regionaljournal Basel Baselland vom 02.11.2022. Bild: Gregor Saladin
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Vor 100 Jahren verstorben Die spektakuläre Biographie von Bundesrat Emil Frey

Der Baselbieter Emil Frey war Auswanderer, US-Major, Kriegsgefangener – und wurde Bundesrat. Er starb vor 100 Jahren.

Ohne Berufsabschluss nach Amerika ausgewandert, dort im Bürgerkrieg als Major für die Nordstaaten gekämpft, Kriegsgefangenschaft, dann mit US-Pass wieder in die Schweiz zurückgekehrt, in die Politik eingestiegen und schliesslich Bundesrat: Emil Johann Rudolf Frey aus Arlesheim BL hatte aus heutiger Sicht ein spektakuläres Leben.

Die spektakuläre Biographie von Emil Frey

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Emil Frey wurde am 24. Oktober 1838 in der Baselbieter Gemeinde Arlesheim geboren. Er starb am 24. Dezember 1922. Im Jahre 1860 ging er in die USA, beteiligte sich dort am Sezessionskrieg, geriet in Kriegsgefangenschaft und kehrte 1865 in die Schweiz zurück. In der Heimat begann er – mittlerweile amerikanisch-schweizerischer Doppelbürger – eine Karriere als Politiker. 1866 bis 1872 war er Regierungsrat im Kanton Baselland, danach war er zehn Jahre lang Nationalrat. 1882 wurde er erster Schweizer Gesandter in Washington. 1890 wurde er dann in den Bundesrat gewählt, als Vertreter der Radikalen Fraktion, die in der Folge zur FDP wurde. Emil Frey blieb bis 1897 in der Landesregierung.

Emil Frey starb an Heiligabend 1922, also vor 100 Jahren. Heute kennt ihn kaum mehr jemand – mit dem gleichnamigen Auto-Import-Unternehmen hat er nichts zu tun. Zum Todestag ist nun ein Roman über den freisinnigen Politiker erschienen. Emil Frey ist übrigens bis heute der einzige Baselbieter im Bundesrat geblieben.

Der Roman «Der Amerikaner im Bundesrat - Stationen im Leben des Emil Frey» verwebt historische Fakten und auch Texte aus Emil Freys Feder mit fiktionalen Elementen. Geschrieben hat ihn Markus Wüest, Historiker und von Beruf stellvertretender Chefredaktor der «Basler Zeitung».

Alter Mann hat einen kleinen Jungen auf dem Schoss.
Legende: Familienbild von Emil Frey mit seinem Enkel Johann Rudolf. Familiensammlung Frey

Eine auffällige Parallele von damals zu heute ist, dass die Vereinigten Staaten tief gespalten sind. Heute mehr zu reden gibt hingegen die Doppelbürgerschaft von Mitgliedern der Schweizer Landesregierung. Ignazio Cassis hatte seinen Italienischen Pass vor seiner Kandidatur für den Bundesrat abgegeben, und für die Nachfolge von Ueli Maurer kandidiert unter anderen die Nidwaldner SVP-Regierungsrätin Michèle Blöchliger, die ihre britische Staatsbürgerschaft gemäss dem «Tages-Anzeiger» abgeben will.

Amerikanischer Stil störte mehr als US-Pass

Romanautor Markus Wüest sagt, er sei bei seinen Recherchen nicht auf Hinweise auf Widerstände wegen der Doppelbürgerschaft Emil Freys gestossen. Er verweist auf den Historiker und Bundesrats-Geschichts-Experten Urs Altermatt, der in der doppelten Staatsbürgerschaft Emil Freys eher einen Vorteil gesehen habe. Wüest selber vermutet, Frey habe bei seiner Heimkehr 1865 schlicht verschwiegen, dass er im selben Jahr den amerikanischen Pass erhalten hatte.

Emil Frey sei sehr jovial und selbstbewusst gewesen, was ihn als Amerikaner habe wirken lassen, schätzt Wüest. Just diese eher nicht typisch schweizerischen Eingeschaften seien aber teils auch schlecht angekommen und hätten Freys politische Karriere behindert.

Erstlings-Roman

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«Der Amerikaner im Bundeshaus» ist Markus Wüests erster Roman. Markus Wüest ist 1962 in Basel geboren, studierte Geschichte und Literaturwissenschaft und ist heute stellvertretender Chefredaktor der «Basler Zeitung». Wüest lebt zeitweise in seinem Haus in Maine an der US-Ostküste.

«Der Amerikaner im Bundeshaus – Stationen im Leben des Emil Frey» ist im Zytglogge-Verlag erschienen.

Der Roman zeichnet die Vita eines Abenteurers aus gutem Hause nach, der sich in der Jugend ungern unterordnete und mit abgebrochenem Studium auswanderte, dann per Zufall in den Sezessionskrieg geriet und sich – auch aus Stolz über militärisch erfolgreiche Vorfahren – der Nordstaaten-Armee anschloss. Damals sei ein Kampf eines Schweizers für eine Armee eines anderen Landes nicht so selten gewesen, sagt Wüest. Heute wird dies als Delikt taxiert, das mit Gefängnis zu bestrafen ist.

Die Erfahrungen auf dem Schlachtfeld und in Gefangenschaft der Konföderierten prägten Emil Frey. Als Bundesrat stand er dem Militärdepartement vor; unter andrem forcierte er den Festungsbau am Gottthard. Bewaffnete Neutralität war für ihn wesentlich.

Mehrere Bücher zum 100. Todestag Emil Freys

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Legende: Gregor Saladins Biografie von Emil Frey ist im Reinhardt-Verlag erschienen. Verlags-Homepage

In «Die sieben Leben des Emil Frey – Vom Kriegsgefangenen zum Bundesrat» beschäftigt sich der Basler Autor Gregor Saladin ebenfalls mit dem Baselbieter Bundesrat. Der Autor reiste für Recherchen auch in die USA und fotografierte an relevanten Orten selber. Gregor Saladins Buch ist im Reinhardt-Verlag erschienen. Die Bilder im Artikel hier stammen daraus .

Emil Freys Pläne für eine Reform und Zentralisierung der damals kantonal strukturierten Armee scheiterten dann aber; nach nur sieben Jahren trat er aus der Landesregierung zurück. Danach leitete er lange die heutige Internationale Fernmelde-Union und schrieb nebenbei ein Buch über die Schweizer Militärgeschichte.

Regionaljournal Basel, 02.11.2022, 17:30 Uhr

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