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Waffenverluste in der Armee «Jede verlorene Waffe ist eine zu viel»

Knapp 100 Waffen wurden 2022 bei der Schweizer Armee als vermisst gemeldet. Bis auf eine seien alle anderen gestohlen worden. Armeesprecher Stefan Hofer erklärt, wie es dazu kommen kann und was die Armee dagegen tut.

Stefan Hofer

Armeesprecher

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Stefan Hofer ist Sprecher der Gruppe Verteidigung im Eidgenössisches Departement für Verteidigung, Bevölkerungsschutz und Sport (VBS).

SRF News: Wo gehen Armeewaffen verloren? Geschieht das auf dem Militärgelände oder zu Hause bei den Armeeangehörigen?

Stefan Hofer: Es kann vorkommen, dass Waffen während einer Übung in einer Gletscherspalte oder in einem See verloren gehen. Dann wissen wir ja, wo sie sind. In der Regel verschwinden die Waffen aber zu Hause. Oder es kann auch vorkommen, dass Waffen möglicherweise bei der An- oder Abreise abhandenkommen. Die Armee und die Polizei nehmen dann die Daten zum Ort und Zeitpunkt des Verlustes auf. Und bei der Entlassung aus dem Militär ist es keine Armeewaffe mehr. Dann wissen wir nicht Bescheid.

Die Armee spricht bei fast allen Waffen von einem Diebstahl. Spielt die Nachlässigkeit von Armeeangehörigen bei der Lagerung der Waffen weniger eine Rolle?

Diebstahl ist vielleicht das falsche Wort. Vom Verlust einer Waffe erfahren wir manchmal direkt, manchmal über die Polizei. Es spielt sicher beides eine Rolle. Häufig, wenn eine Waffe als verloren gemeldet wird, kommt es vor, dass diese später dann doch wieder in der Wohnung gefunden wird – allenfalls durch einen Nachmieter. Diese kehrt später über die kantonale Polizei an die Armee zurück.

Weshalb gingen im vergangenen Jahr mehr Waffen verloren als beispielsweise zwei Jahre zuvor?

Während der Pandemie hatten wir deutlich weniger Soldaten, die Dienst geleistet haben, die beispielsweise einen Wiederholungskurs (WK) gemacht haben. Es hat also weniger Reisen gegeben, was einen Einfluss gehabt haben könnte. Die Zunahme könnte also etwas mit der gestiegenen Mobilität zu tun haben.

Warum ist es gerade das Sturmgewehr 90, das am häufigsten verloren geht? Es handelt sich dabei nicht gerade um eine unscheinbare Waffe.

Es gibt viel mehr Soldaten, die mit dem Sturmgewehr 90 ausgerüstet sind und dieses im Keller oder Estrich lagern, als es bei Pistolen der Fall ist. Ich nehme an, dass dies der Grund dafür ist.

Das Gewehr liegt auf einem weissen Hintergrund.
Legende: Das Sturmgewehr 90 (Stgw 90) wiegt ohne Magazin ein wenig mehr als vier Kilogramm. Schweizer Armee

Werden Personen, die eine Waffe verlieren, sanktioniert?

Das kommt auf die Umstände an. Wenn es in eine Gletscherspalte fällt während einer Übung, also aus militärischen Gründen, dann nicht. Aber geschieht dies zu Hause aufgrund einer vernachlässigten Lagerung, dann ist das ein Fall für die Militärjustiz. Es kann von einer disziplinarischen Bestrafung über eine Busse bis zu einem Freiheitsentzug kommen. Wer die Waffe oder den Verschluss verliert, muss diese bezahlen.

Waffenverlust vorbeugen

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  • Verschluss und Waffe sind getrennt aufzubewahren und mitzuführen.
  • Die Waffe darf im öffentlichen Raum nie unbeaufsichtigt sein.
  • Bei jeder Dienstleistung wird kontrolliert, ob die Nummern von Waffe, Verschluss und Dienstbüchlein übereinstimmen.
  • Kontrollieren Sie, dass Sie immer Ihre persönliche Waffe mit nach Hause nehmen.
  • Die Waffe muss in einem verschlossenen Raum/Behälter aufbewahrt werden – getrennt vom Verschluss. Der Lattenrostkeller ist kein sicherer Lagerort.

    (Quelle:
    Flyer «Waffenverlust verhindern» )

Wie versucht die Armee, dem Problem entgegenzuwirken?

Wir setzen viel daran, Waffenverluste zu verhindern. Dementsprechend werden die Armeeangehörigen ausgebildet und sensibilisiert. Es werden Merkblätter verteilt und wir machen alle Armeeangehörigen darauf aufmerksam.

Wir wollen nicht, dass die Waffen in die falschen Hände geraten.

Jede verlorene Waffe ist eine zu viel. Und wir wollen nicht, dass die Waffen in die falschen Hände geraten.

Das Gespräch führte Leonard Flach.

Heute Morgen, 24.01.2023, 07:00 Uhr ; 

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