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Schweiz spart weniger Strom als erhofft
Aus Tagesschau vom 20.04.2023.
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Warmer Winter 2022 Minus zwei Prozent beim Stromverbrauch – Rösti mahnt trotzdem

  • Der Stromverbrauch in der Schweiz ist im letzten Jahr um knapp zwei Prozent im Vergleich zu 2021 gesunken.
  • Die befürchtete Strommangellage ist nicht eingetreten.
  • Dennoch sieht sich der Bundesrat in seinen Bemühungen, die Energieversorgung in der Zukunft sicherzustellen, bestätigt.

Albert Rösti, Vorsteher des Bundesamts für Umwelt, Verkehr, Energie und Kommunikation (Uvek) und Guy Parmelin, Vorsteher des Bundesamts für Wirtschaft, haben zusammen mit Vertretern der Kantone, Städte und der Wirtschaft die Zahlen für 2022 präsentiert.

Der Schweizer Stromverbrauch 2022 belief sich auf rund 57 Milliarden Kilowattstunden. Gegenüber dem Vorjahr bedeutet dies ein Minus von 1.9 Prozent. Das entspricht einer Einsparung von 1.1 Milliarden Kilowattstunden oder dem Jahresverbrauch von 220'000 Haushalten.

«Es ist eine Frage des Preises»

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Einschätzung von Wirtschaftsredaktor Matthias Heim:

«Der Bund knüpft am Bestehenden aus diesem Winter an: Energie sparen und punktuell die Stromversorgung verstärken. Diesbezüglich werden wiederum die Wasserreserve und drei Reservekraftwerke das Rückgrat dieser Massnahmen bilden.

Diese Instrumente können allenfalls mithelfen, die Schweiz stunden- oder tageweise mit Strom zu versorgen. Allerdings taugen sie nicht dazu, die Stromversorgung während Wochen oder gar Monaten aufrechtzuerhalten. Dazu sind diese Massnahmen und Anlagen zu wenig leistungsfähig.

Wie immer bei einer Absicherung ist der Umfang des Schutzes letztlich eine Frage des Preises. Allein die Massnahmen für den vergangenen Winter haben mindestens 500 Millionen Franken gekostet. Viel Geld, wenn man sie nicht braucht – wie diesen Winter. Wenig Geld, wenn sie einen flächendeckenden, längeren Stromausfall verhindert hätten.

Demzufolge wird der Bundesrat auch für den kommenden Winter erneut zwischen den Kosten und dem Nutzen der Massnahmen abwägen müssen. Denn letztlich kommen die Konsumenten und Konsumentinnen für die Absicherungskosten auf.»

«Wir sind durch den vergangenen Winter gekommen», erklärte Rösti. Die angelegten Reserven hätten nicht angezapft werden müssen.

Im vergangenen August hatten die Verantwortlichen eine Sparkampagne lanciert. Der Bundesrat forderte die Bevölkerung damals auf, den Energieverbrauch um zehn Prozent zu reduzieren.

Milder Winter hat geholfen

Gemäss dem Bundesamt für Energie (BFE) war die warme Witterung – neben Effizienzsteigerungen und Stromsparappellen – für den reduzierten Stromverbrauch verantwortlich. So nahmen etwa die Heizgradtage – ein Indikator für den Energiekonsum zum Heizen – aufgrund des warmen Wetters um 17.2 Prozent gegenüber dem Vorjahr ab.

Der vergangene Winter sei einer der mildesten in der Geschichte gewesen, erklärte Albert Rösti denn auch. In Zukunft stellten aber Dürre-Perioden sowie eine reduzierte Stromproduktion in den Nachbarstaaten weiterhin eine Herausforderung dar. «Der nächste Winter kommt bestimmt», so Rösti.

Der Bundesrat hält darum an seiner Strategie für die kommenden Jahre fest. Dazu gehörten unter anderem die Reservekraftwerke (Birr, Monthey, Cornaux). Das Parlament habe mit dem Mantelerlass zudem das Fundament für eine sichere Versorgung der Schweiz gelegt, so Albert Rösti. Und auch an die Bevölkerung will man weiterhin appellieren, Strom zu sparen, so die beiden Bundesräte. «Wir sind gut aufgestellt» so Uvek-Chef Rösti.

Wasserkraft nimmt ab – Kernkraft zu

Gesunken ist 2022 auch die inländische Elektrizitätsproduktion und zwar um 1.1 Prozent auf 63.5 Milliarden Kilowattstunden. Nach Abzug des Verbrauchs der Speicherpumpen von 5.6 Milliarden ergibt sich ein Nettowert von 57.9 Milliarden Kilowattstunden.

Dabei wurde in den ersten drei Quartalen im Vorjahresvergleich weniger produziert – und nur im vierten Quartal vergleichsweise etwas mehr. An der gesamten Produktion beteiligt waren die Wasserkraftwerke zu 52.8 Prozent, die Kernkraftwerke zu 36.4 Prozent und die konventionell-thermischen und erneuerbaren Anlagen zu 10.8 Prozent.

Die Wasserkraftanlagen haben 15.2 Prozent weniger Elektrizität produziert als im Vorjahr. Vor allem im ersten und dritten Quartal sei deutlich weniger produziert worden im Vergleich zu den Vorjahren, hiess es.

Zugenommen hat hingegen die Stromproduktion der vier schweizerischen Kernkraftwerke, und zwar um 24.7 Prozent oder 23.1 Milliarden Kilowattstunden.

Einheimische Produktion schlägt Importe

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2022 wurden in der Schweiz 33.1 Milliarden Kilowattstunden importiert und 29.7 Milliarden Kilowattstunden exportiert. Das führte zu einem Importüberschuss von 3.4 Milliarden Kilowattstunden, was rund einer Milliarde mehr entspricht als im Vorjahr.

Dabei hat der Bund mit den Exporten leicht mehr eingenommen als ausgegeben für die Importe. Der sogenannte Aussenhandelssaldo betrug 71 Millionen Franken 2022. Im Jahr davor betrug dieser minus 258 Millionen Franken. Auffällig dabei sei, dass sich die Preise im Vergleich zum Vorjahr mehr als verdoppelt hätten, so das Bundesamt für Umwelt.

Das Bundesamt für Energie macht dafür unter anderem die höhere Leistung des Kernkraftwerks Leibstadt verantwortlich, das im Vorjahr wegen Revisionsarbeiten mehrere Monate lang stillstand und bei dem der Kondensator ausgetauscht und das Umwälzsystem erneuert wurde. Das führte auch dazu, dass der Eigenverbrauch sank.

SRF4 News aktuell, 20.04.23, 14:00 Uhr;

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