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Wegen Boom in Stadt und Land Bienenzüchten soll nur noch mit Prüfung möglich sein

Wenig Nahrung, Krankheiten und fehlende Registrierungen: Unwissen zum Imkern gefährdet Bienenvölker.

Der Trend zum Hobby-Imkern ist ungebrochen. Rund 1.4 Milliarden Bienen sammeln alleine im Kanton Bern Honig. Und: Immer mehr von ihnen fliegen zu einem Bienenstock, der in der Stadt steht.

Auf dem Foto sind zwei Personen in weissen Anzügen zu sehen. Die Person im Vordergrund hält eine Bienenwabe in der Hand.
Legende: In Zürich imkert das Projekt «Langstrassenhonig» im Kreis 4 auf dem Dach des Quartierzentrums Bäckeranlage. Keystone/Gaetan Bally

So hat sich die Anzahl der Bienenstöcke auf Schweizer Hausdächern oder Stadtbalkonen in den letzten Jahren verdoppelt – auf sechstausend Stück. Dies zeigt eine Studie der Eidgenössischen Forschungsanstalt für Wald, Schnee und Landschaft, die Mitte April publiziert wurde.

Imkern in Stadt ist nicht nachhaltig

Das Imkern rund um Haus und Hof birgt aber auch Risiken: Die Nahrung wird für die Bienen knapp, wenn viele von ihnen in kleinem Umkreis leben.

Auf dem Foto sitzt eine Biene auf einer Löwenzahnblüte. Die Pflanze wächst zwischen Steinen auf dem Trottoir.
Legende: Honigbienen verdrängen Wildbienen aus der Stadt. Keystone/Alessandro della Valle

Denn die Anzahl Blüten und Grünflächen haben nicht gleich stark zugenommen. «In keiner der untersuchten Städte war die Imkerei ökologisch nachhaltig», sagt Studienautor Marco Moretti.

Vor allem Lugano, Zürich und Luzern hätten eine stark negative Bilanz. Er warnt, dass Wildbienen durch die gehaltenen Honigbienen gefährdet würden.

Lukas Riechsteiner kniet vor einigen Bienenstöcken.
Legende: Lukas Riechsteiner ist der Pionier der Stadt-Imkerei in Luzern. Er pflegt über 100 Bienenvölker auf dem Stadtgebiet. SRF/Tuuli Stalder

Ein Pionier der Stadt-Imkerei ist Lukas Riechsteiner. Vor 15 Jahren startete er in Luzern – heute hat er über 100 Völker auf dem Stadtgebiet. Auch er sieht die Folgen des Booms und sagt selbstkritisch: «Man sollte ein Kataster anlegen und erfassen, wie viele Honigbienen es wo verträgt.» Auch wenn dies bedeute, dass er eigene Völker umsiedeln müsste.

Darum sind Wildbienen wichtig

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In der Schweiz leben rund 600 Wildbienen-Arten. Sie produzieren keinen Honig, sind aber wichtige Bestäuber von Wild- und Kulturpflanzen, schreibt die Eidgenössische Forschungsanstalt für Wald, Schnee und Landschaft WSL. Wildbienen bestäuben wirksamer als Honigbienen.

Ohne Bestäubung keine Vitamine

Die Bestäubung der Pflanzen durch Bienen hat, laut dem Bundesamt für Umwelt, einen Nutzen von umgerechnet 479 Millionen Franken pro Jahr. Ohne die Arbeit der Bienen könnten wir keine Früchte, Beeren und Gemüse essen.

Der Bestand der Wildbienen nimmt aber immer weiter ab, da ihnen Nahrung und Nistmöglichkeiten fehlen. Weiter trage die Landwirtschaft durch Pestizideinsatz bei, dass die Wildbienen-Arten zurückgingen, so die eidgenössische Forschungsanstalt WSL.

Dazu kommt: Bienenvölker können auch krank werden, Seuchen entwickeln. Diese muss man bekämpfen.

Werde aber ein Bienenstock nicht beim Veterinärdienst gemeldet, kann man diesen auch nicht kontrollieren. «Dies stellt eine Gefahr dar für andere Bienenvölker dar», sagt Marianne Tschuy von apiservice, dem Beratungszentrum des Branchenverbands der Imkerinnen und Imker.

Grundkurs soll Ärger abwenden

Man beobachte, dass Neulinge oft versäumten, die Registrierung zu machen. Die eidgenössische Forschungsanstalt für Wald, Schnee und Landschaft fordert deshalb eine bessere Regulierung für städtische Imkerinnen und Imker.

Wer fischen will, braucht auch ein Patent.
Autor: Thomas Wegmüller Präsident Dachverband Imkerinnen und Imker Kanton Bern.

Hier setzen regionale Bienenzüchter-Vereine an – sie bieten Grundkurse und Weiterbildungen zum Halten und der Pflege von Bienen an. Auch sie machen sich seit einigen Jahren dafür stark, dass Hobby-Imkerinnen und Imker eine Art «Fahrausweis» für das Halten von Bienen machen müssen.

Denn das Gesetz erlaubt das Halten von Bienen allen Interessierten. «Wer fischen will, braucht auch ein Patent», sagt Thomas Wegmüller vom Dachverband der Berner Imkerinnen und Imker. Wenn man sich ein Bienenvolk kaufe und dieses dann sich selber überlasse, verursache man viel Ärger. Deshalb empfehle er allen, einen Grundkurs und Weiterbildungen zur Bienenpflege zu machen.

Bis ein solcher «Fahrausweis» in der Schweiz aber obligatorisch werden könnte, dürfte es noch einige Jahre dauern.

SRF Regionaljournal BE FR VS, 19.04.2022, 17:30 Uhr ; 

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