Wenn die Zahlen weiter so steigen wie in den letzten vier Wochen, dauert es nur noch etwa drei Wochen, und die Intensivstationen sind wieder so stark belegt wie zu Höchstzeiten im letzten Herbst. Nur sind die Menschen, die da liegen, mit durchschnittlich 54 Jahren deutlich jünger als vor einem Jahr.
Die Herbstwelle ist dieses Jahr zudem schon zwei Monate früher gestartet als im letzten Jahr – noch vor dem Kälteeinbruch. Und weil die neue Delta-Variante gefährlicher ist, landet auch ein höherer Anteil der Patientinnen und Patienten auf den Intensivstationen als noch vor einem Jahr.
Alarm ohne Alarmzeichen
Urs Karrer, Vizepräsident der wissenschaftlichen Corona-Taskforce des Bundes, sagte an der Medienkonferenz am Dienstagnachmittag: «Eine zusätzliche Beschleunigung könnte die Spitäler wirklich hart treffen.»
Wer aber erwartet, Karrer würde nun Alarm schlagen und fordern, man müsse das Ruder mit zahlreichen Massnahmen hart herumreissen, sieht sich getäuscht. Es sei nicht die Aufgabe der Taskforce, dem Bundesrat konkrete Massnahmen vorzuschlagen, sagt er.
Angst vor Voraussage falscher Szenarien
Weiter vermerkt der Vizepräsident der Taskforce: «Die aktuelle Situation ist wirklich schwierig, um Voraussagen treffen zu können.» Es sei unklar, ob sich die Ansteckungskurve jetzt schon wieder abschwäche oder gar schon bald wieder abwärts gehe.
Warum diese Zurückhaltung und grosse Vorsicht bei der wissenschaftlichen Taskforce? Sie dürfte mit den Fehlprognosen zusammenhängen, welche die Taskforce noch diesen Frühling lieferte. Damals wurde deutlich, wie schwierig es ist, verlässliche Modellrechnungen zu machen.
Bundesrat kann sich nicht darauf stützen
«Unsere Kristallkugel hat auch schon den einen oder anderen Bruch erlebt. Wir haben deshalb tatsächlich Schwierigkeiten zu sagen, wo wir in einem Monat stehen», so Karrer. Die Taskforce will sich jetzt nicht erneut aufs Glatteis begeben und sie will nicht die Rolle der Warnerin spielen.
Die Expertinnen und Experten der Corona-Taskforce geben also keine genaue Prognose ab – eine denkbar schwierige Ausgangslage also für den Bundesrat. Er entscheidet diesen Mittwoch im Tagesverlauf über mögliche Verschärfungen der Corona-Massnahmen.