Mit grossem Pomp wurde im Herbst 2023 das Weltraumobservatorium Space Eye in Niedermuhlern BE eröffnet. Vom «grössten Teleskop der Schweiz» war die Rede, mit welchem man von Berns Agglomeration in die Weiten des Alls blicken könne. Vor Ort war auch Claude Nicollier als Projektbotschafter – der erste und bislang einzige Schweizer, der im Weltraum war.
Angeblicher Forschungspartner
Das Ziel des Observatoriums: Wissen vermitteln und Forschung betreiben. Seit zwei Jahren ist das Space Eye nun in Betrieb. Auf der Internetseite wirbt die Sternwarte mit einer engen Zusammenarbeit Universität Bern. Studierende könnten das «Spitzenteleskop» ausserhalb der Besuchszeiten nutzen, heisst es dort; das Astronomische Institut der Universität Bern wird prominent als Kooperationspartner gelistet.
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Bild 1 von 4. Das Space Eye nahm 2023 den Betrieb auf. Sichtbar ist nur die Sternwarte, im Boden ist ein Planetarium und eine Ausstellungsbereich. Bildquelle: Keystone/Peter Klaunzer.
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Bild 2 von 4. Freude an der Eröffnung: Astronaut Claude Nicollier (links), Architekt Mario Botta (mitte) und Thomas Schildknecht, Vizepräsident der Stiftung machen ein Selfie. Bildquelle: Keystone/Peter Klaunzer.
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Bild 3 von 4. Das Observatorium will Wissen über Weltraum und Umwelt vermitteln – und möglichst viele Leute anlocken. Bildquelle: Keystone/Peter Klaunzer.
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Bild 4 von 4. Das Observatorium zeigt zum Beispiel einen Prototyp der Antriebskapsel für die Versorgung der ISS. Bildquelle: Keystone/Peter Klaunzer.
Auch das Observatorium Zimmerwald soll das Teleskop zur Erfassung von Weltraumschrott nutzen können, heisst es auf der Internetseite. Zimmerwald ist das grösste professionelle Observatorium der Schweiz und wird vom Astronomischen Institut betrieben. Es liegt nur wenige Kilometer vom Space Eye entfernt.
Uni Bern dementiert Zusammenarbeit
Doch: Von einer aktuellen Zusammenarbeit weiss die Universität Bern nichts. Eine institutionalisierte Forschungskooperation mit Space Eye bestehe nicht, teilt die Hochschule auf Anfrage von SRF mit. Zwar seien in der Vergangenheit Ausstellungsobjekte ausgeliehen und Inhalte zur Wissenschaftsvermittlung geliefert worden – mehr aber nicht.
Das Astronomische Institut Bern hat keinen Fernzugriff auf das Teleskop am Space Eye
Auch beim Astronomischen Institut heisst es: keine Zusammenarbeit, keine gemeinsamen Forschungsprojekte mit dem Space Eye. Auch sei nicht bekannt, dass Studierende das Teleskop je wissenschaftlich genutzt hätten.
Das ist nicht alles: Vor einem Jahr sagte ein Vertreter vom Space Eye gegenüber der «Berner Zeitung», die Universität Bern habe Fernzugriff auf das Teleskop, könne das Teleskop also vom Astronomischen Institut steuern. Auch das stimmt nicht. Das Institut schreibt: «Das Astronomische Institut Bern hat keinen Fernzugriff auf das Teleskop am Space Eye, es wurde auch in der Vergangenheit nicht vom Institut aus gesteuert.»
Space Eye räumt Fehler ein
Was sagt das Space Eye dazu? Stiftungsratspräsident Andreas Blaser bestätigt gegenüber SRF, dass es keine Zusammenarbeit mit der Universität Bern gibt. «Bislang haben wir das Teleskop für den Publikumsbetrieb eingesetzt, in einem nächsten Schritt definieren wir, wie die Forschung als Nutzungselement des Teleskopes implementiert werden kann.»
Wir hatten vor Jahren eine Zusammenarbeit geplant, nun ist es anders gekommen.
Ein Konzept dafür fehle noch, müsse erst erarbeitet werden. Der Fernzugriff auf das Teleskop sei bislang aus technischen Gründen nicht möglich gewesen, in wenigen Wochen sei man aber so weit. «Wir prüfen, welchen Partnern wir diesen Fernzugriff zur Verfügung stellen.»
Warum aber hat das Space Eye auf seiner Internetseite mit falschen Angaben geworben? Wollte die Sternwarte wissenschaftlicher wirken, als sie tatsächlich ist? Stiftungsratspräsident Andreas Blaser sagt dazu: «Wir hatten vor Jahren eine Zusammenarbeit geplant, nun ist es anders gekommen.» Mittlerweile hat Space Eye die Angaben auf der Internetseite angepasst.