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Corona bei Kindern: «Die Schweiz hat alles richtig gemacht»
Aus News Plus vom 21.05.2021.
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Wenige schwere Covid-Verläufe Corona bei Kindern: Braucht man sich um die Kleinsten zu sorgen?

Als Leiter der Infektiologie am Kinderspital Zürich hat Christoph Berger Erfahrung mit Kindern und Jugendlichen, die mit Verdacht auf Covid-19 eingeliefert werden. Auch für ihn ist klar: Nur selten haben sie mit schweren Verläufen zu kämpfen – doch es gibt sie. Im Gespräch schildert er seine Erfahrungen aus der Praxis.

Christoph Berger

Christoph Berger

Kinderarzt und Infektiologe

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Christoph Berger ist Kinderarzt und Infektiologe am Universitätsspital Zürich. Er ist zudem Präsident der Eidgenössischen Kommission für Impffragen (EKIF).

SRF News: Wie oft benötigen Kinder wegen Covid Spitalpflege?

Christoph Berger: Es ist eine kleine Minderheit, die mit Covid ins Spital aufgenommen werden muss. Betroffen sind vor allem ganz kleine Kinder.

Laut der Ciao-Corona-Studie bleiben zwei Drittel der infizierten Kinder und Jugendlichen symptomlos. Das heisst aber auch, dass ein Drittel Symptome haben. Wie verläuft die Krankheit bei ihnen?

Jugendliche sind seltener asymptomatisch als Krippenkinder. Und Jugendliche haben ähnliche Symptome wie junge Erwachsene, insgesamt werden sie aber viel weniger hospitalisiert. Die kleinen Kinder haben oft unspezifische Symptome wie Fieber, Husten oder auch Durchfall. Das lässt sich kaum von anderen Virusinfektionen unterscheiden.

Wie häufig sind schwere Verläufe bei Kindern und Jugendlichen?

Nur in absoluten Einzelfällen kommt es zu einer schweren, akuten Covid-Erkrankung. Was wir davon abgrenzen müssen, aber auch schwer verlaufen kann, ist Pims. Die Krankheit kann nach einer Infektion auftreten und ist ein Zeichen einer Überreaktion des Immunsystems. Diese Kinder zeigen verschiedene Manifestationen, werden ins Spital aufgenommen und fast die Hälfte von ihnen muss kurzfristig auf die Intensivstation. Es ist ein schwerer und längerer Krankheitsverlauf, aber im Allgemeinen haben die Kinder eine gute Prognose. Typischerweise sind die betroffenen Kinder zwischen 3 und 12 Jahre alt.

Nur in absoluten Einzelfällen kommt es zu einer schweren, akuten Covid-Erkrankung.

Laut der Ciao-Corona-Studie haben rund zwei Prozent der infizierten Kinder und Jugendlichen Symptome, die mit Long Covid bei Erwachsenen vergleichbar sind. Welche Erfahrungen haben Sie damit gemacht?

Die Long-Covid-Definition wie bei den Erwachsenen gibt es bei Kindern nicht. In der Studie wurde geschaut, wie viele der Kinder, die Antikörper gegen das Virus gebildet haben, solche Symptome zeigen – und wie viele Kinder, die keine Antikörper haben, solche Symptome haben. Das Ergebnis: Zwei Prozent der Kinder ohne Antikörper haben ebenfalls solche Symptome – aber nicht wegen Sars-CoV-2.

Es bleiben zwei Prozent, die die Symptome vielleicht wegen Corona haben oder aus einem anderen Grund verzögert wieder fit werden. Ich bin nicht überzeugt, dass das wegen des Virus oder wegen der Gesamtsituation ist. Dieser Kindern müssen wir uns annehmen, egal was die Ursache für ihre Symptome ist. Bis jetzt weiss man aus diversen Studien, dass die Prognose bei diesen Kindern sehr gut ist.

Kind auf Schoss der Mutter
Legende: Wochenlange Antriebslosigkeit, Müdigkeit und Husten: Covid kann ein Grund für derartige Symptome bei Kindern sein, sagt Berger: «Wir müssen aber noch genauer definieren, welche der Symptome wirklich Covid zugeordnet werden können und welche nicht.» Keystone

Viele Eltern verweisen auf die Studie und sagen, dass Kinder kaum Symptome und nichts zu befürchten hätten. Muss man sich um Kinder keine Sorgen machen?

Im Vergleich mit den Grosseltern muss man sich um die Grosseltern sorgen, und nicht um die Enkel. Wenn wir aber die Krankheitslast bei den Risikogruppen durch die Impfung beseitigt haben und den Blick auf die gesunden Erwachsenen, Jugendlichen und Kinder richten – dann sind wir mit einer Krankheit konfrontiert, die selten zu Folgen führen kann.

Kinder impfen oder nicht? Berger spricht von Abwägung

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Mit Blick auf eine Impfung von Kindern und Jugendlichen spricht Berger, der auch Leiter der Schweizer Impfkommission ist, von einem schrittweisen Vorgehen. Für die Altersklasse der 12- bis 20-Jährigen lägen nun Studien vor. Sie hätten ebenso häufig Corona-Infektionen wie die 20- bis 40-Jährigen. «Bei ihnen ist es eine wichtige Überlegung, sich zu impfen, um die Krankheitslast zu beseitigen – aber auch, um ihnen wieder mehr soziale, kulturelle und berufliche Freiheiten zu geben, die sie in dieser Altersgruppe unbedingt brauchen.»

Ob wiederum Kinder der Altersklassen von 0 bis 6 oder 6 bis 12 Jahren geimpft werden sollten, sei abhängig von der Datenlage. Diese müsse zeigen, wie genau eine allfällige Impfung vorgenommen würde und wie sich die Abwägung Impfung versus Krankheitslast gestalte. «Diesbezüglich sind wir noch nicht so weit und es dürfte auch noch bis weit ins Jahr 2022 dauern.» Bei den Jugendlichen sei aber in der zweiten Jahreshälfte mit einem Entscheid zu rechnen, schliesst Berger.

Pims oder die seltenen schweren Covid-Verläufe bei Kindern sind häufiger als Masern. Gegen Masern impfen wir auch. Wir müssen allmählich von der «Ausnahmesituation Pandemie» in die Zukunft schauen, und ob es möglich ist, Kinder zu impfen. Dafür brauchen wir aber noch Studien.

Das Gespräch führte Rebecca Villiger.

Rendez-vous, 21.05.2021, 12:30 Uhr;

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