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Wespenstiche Spezialist: «Wir behandeln pro Woche 50 allergische Reaktionen»

Sie machten im Sommer vielen das Leben schwer: Die Wespen. Genaue Zahlen gibt es zwar noch nicht, aber die Verantwortlichen des Unispitals Basel oder des Berner Sonnenhof-Spitals bestätigen eine deutliche Zunahme allergischer Reaktionen auf Wespengift. Im Berner Inselspital spricht man gar von einer Verdoppelung der Fälle. Der Spezialist Arthur Helbling erläutert die Situation.

Arthur Helbling

Allergologe

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Helbling ist Leiter der allergologisch-immunologischen Poliklinik am Inselspital Bern.

SRF News: Mussten Sie dieses Jahr viele Patienten wegen Wespenstichen behandeln?

Arthur Helbling: Ja, wir haben in unserer Poliklinik praktisch jede Woche bis zu 50 Anmeldungen von Personen, die schwer auf Wespenstiche reagiert haben. Im Vergleich zu den Vorjahren gab es eine deutliche Zunahme der Reaktionen und Stiche.

Leider wissen viele Personen nicht mehr, was eine normale Stichreaktion ist und gehen bei jedem Stich unmittelbar auf den Notfall.

Wie äussert sich ein Wespenstich bei Patientinnen und Patienten?

Es gibt verschiedene Reaktionsformen. Die normale Stichreaktion ist, dass an der Stichstelle eine leichte Schwellung, meist eine Quaddelbildung mit Rötung, entsteht und innerhalb von 24 Stunden wieder verschwindet.

Testen Sie Ihr Wespenwissen:

Leider wissen viele Personen nicht mehr, was eine normale Stichreaktion ist und gehen bei jedem Stich unmittelbar auf die Notfall-Station oder finden sich beim Arzt ein. Schwerere Reaktionen sind, wenn allgemeine Symptome wie Atemnot, Schwindelgefühl, Kraftlosigkeit auftreten, oder wenn man einen Kollaps hat und bewusstlos wird.

Vor 30 Jahren gab es mehr Bienenstichallergien, jetzt gibt es mehr Wespenstichallergien. Warum ist das so?

Dass es mehr gegeben hat, ist regional unterschiedlich: Wir in der Schweiz hatten im Vergleich zu anderen europäischen Ländern mehr Bienenallergiker. Der Grund dafür ist, dass wir in der Schweiz relativ viele Bienen und viele Imker haben, anders als in anderen Ländern.

Zusätzlich hat das Bienensterben, bedingt durch verschiedene virale Vektoren, eingesetzt. Dass es mehr Wespen gibt, hat mit dem Klima, mit der Erwärmung der Erde zu tun. In Alaska wurden beispielsweise die ersten Wespengiftallergien erst in den 90er-Jahren dokumentiert. Früher gab es in Alaska keine Wespen.

Wespen mögen zunehmende Wärme?

Ja, die Wespen mögen die Wärme, weil sie vorwiegend Bodennester bauen. Wenn ein Winter richtig kalt ist, überleben ihn die Wespen nicht.

Das Gespräch führte Andrea Jaggi.

SRF 4 News, 25.09.2020; 06:11 ; 

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