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Energiekosten sparen – ganz einfach?
Aus Echo der Zeit vom 01.11.2022. Bild: SRF
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Wettbewerb vor Energiesparen Simple Energiesparmassnahme scheitert an Wettbewerbsregeln

Mit einem kleinen Plastikchip in der Duschbrause liesse sich wohl viel Energie einsparen, doch der Bund blockt ab.

Unscheinbar sieht es aus, das kleine Plastikteil, das Nicola Bossard am Bahnhof Aarau gratis an Passantinnen und Passanten verteilt. Doch das Teil in der Grösse einer 10-Rappen-Münze habe grosses Potenzial, sagt der Politiker der Grünen Partei.

Mit einer Duschbrause in der Hand erläutert der junge Aargauer Kantonsparlamentarier den Leuten die Vorteile des Wasserspar-Chips, während er ihnen ein Exemplar in die Hände drückt: «Mit diesem Chip kann man bis zu 50 Prozent der Warmwassermenge einsparen. Ein Haushalt kann dadurch im Schnitt um die 300 Franken sparen pro Jahr.» Die Leute hören zu, bedanken sich für das kleine Geschenk.

Wenn das nur die Hälfte der Schweizer Haushalte einbauen würden, könnte man 2 Terawattstunden Energie sparen.
Autor: Nicola Bossard Kantonsparlamentarier Grüne Aargau

Neben dem individuellen Nutzen durch eingesparte Energiekosten könnte der sogenannte Wasserdurchflussbegrenzer laut Bossard auch gesamtgesellschaftlich einen grossen Einfluss auf den Energieverbrauch haben und damit Entlastung bringen in der aktuell angespannten Energiesituation. Er könnte – doch dieses Potenzial wird wohl nicht so bald ausgeschöpft, auch wenn das laut Bossard eigentlich ganz einfach möglich wäre.

Mann mit Duschbrause in der Hand am Bahnhof Aarau
Legende: Der Aargau Grünen-Kantonsparlamentarier Nicola Bossard verteilt am Bahnhof Aarau seine Wasserspar-Chips. SRF/Alex Moser

Klima-Aktivist Nicola Bossard rechnet vor, wie viel Energie sich einsparen liesse, wenn der Sparchip grossflächig zum Einsatz käme: «Wenn nur die Hälfte der Schweizer Haushalte den Chip brauchen würden, dann könnten wir rund 2 Terawattstunden Energie einsparen. Das entspricht in etwa der Menge, die das Grimselkraftwerk jährlich produziert.»

So funktioniert der Wasserspar-Chip

Box aufklappen Box zuklappen

Duschbrause abschrauben, Plastikchip in den Schlauch einlegen und Brause wieder anschrauben, die Anwendung des Wasserspar-Chips ist äusserst einfach. Sobald er eingelegt ist, reduziert der Chip dank seiner Bauart die Menge an Wasser, die hindurchfliesst. Man verbraucht beim Duschen rund 50 Prozent weniger (Warm-)Wasser, es muss also auch weniger Wasser im Boiler aufgeheizt werden. Die Reduktion des Wasserdurchflusses ist laut Bossard beim Duschen kaum spürbar. Die Zahlen zur Wassereinsparung werden von der Firma Neoperl bestätigt, die ähnliche Wassersparprodukte produziert.

Bossards Plan war deshalb, dass die Wasserspar-Chips in alle 3,9 Millionen Schweizer Haushalte verschickt werden. Der Politiker hat einen Schweizer Produktionspartner gefunden, die Post hat ihm den Versand zu speziellen Konditionen zugesagt. Ausgebremst wurde der Plan dann vom Bund.

Bund fürchtet eine Wettbewerbsverzerrung

Rund 7 Millionen Franken hätte der Bund investieren sollen, um die Sparchips zu produzieren und in alle Haushalte zu verschicken, sagt Bossard. Das sei im Vergleich zu anderen Massnahmen wenig, findet er: «Momentan werden gewaltige Summen ausgegeben, um uns auf den Winter vorzubereiten, zum Beispiel 470 Millionen Franken für ein Gas-/Öl-Kraftwerk in Birr.». Wenn man den Spareffekt seiner Chips berücksichtige, sei das doch eine sehr günstige Lösung, die mehr bringe.

Ja, klar sei der Wasserspar-Chip eine gute und günstige Massnahme, um Energie zu sparen, heisst es beim Bundesamt für Energie dazu. Man unterstütze solche freiwilligen Massnahmen durchaus, wenn nötig auch finanziell. Allerdings sei ein schweizweiter Versand der Sparchips dennoch nicht möglich, es gebe eine entscheidende Hürde.

Wenn wir das vertreiben würden, wäre das Wettbewerbsverzerrung, das dürfen wir nicht.
Autor: Brigitte Mader Sprecherin Bundesamt für Energie

Die Wasserspar-Chips seien nämlich bereits auf dem Markt erhältlich, erklärt BFE-Sprecherin Brigitte Mader. Verschiedene Hersteller böten sie an und man könne sie im Handel kaufen: «Wenn wir das nun vertreiben würden, würde das andere Anbieter benachteiligen. Das wäre schlicht und einfach Wettbewerbsverzerrung und das dürfen wir nicht.» Man werde die Sparchips aber weiterhin in den Energiesparkampagnen thematisieren.

Das jedoch reiche nicht, findet Jungpolitiker Bossard. Man müsse den Leuten das Produkt «in die Hand drücken», sagt er, ein Hinweis auf einem Plakat oder einer Webseite reichten nicht aus. Sofern sie keinen anderen Finanzierungspartner für einen grossflächigen Versand finden, werden Bossard und seine Mitstreiterinnen und Mitstreiter die Wasserspar-Chips weiterhin selber finanzieren und persönlich an die Leute verteilen.

Echo der Zeit, 11.11.2022, 18 Uhr;

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