Fast jedes Land der Welt hat eigene Streitkräfte. Darum gibt es eine Vielzahl verschiedener Dienstmodelle. Diese beruhen auf Tradition, gesellschaftlichen Bedürfnissen und auf dem jeweiligen sicherheitspolitischen Umfeld. Im Kern lassen sich die verschiedenen Dienstmodelle auf vier Typen reduzieren:
1. Freiwilligenarmeen und Berufsarmeen
Dazu zählen zum Beispiel die USA, Frankreich oder Deutschland. Viele Nato-Länder setzen auf Berufsarmeen. Hintergrund ist der Wandel der Bedrohung. Nach dem Ende des Kalten Krieges wurden Auslandseinsätze in Konfliktregionen («Deutschland wird am Hindukusch verteidigt», deutscher Verteidigungsminister 2002) zur Norm. Es kann auch volkswirtschaftlich effizienter sein, eine schlagkräftige Profi-Armee zu unterhalten, als eine Wehrpflichtarmee mit Absenzen am Arbeitsplatz und in der Familie. Angesichts der wachsenden Bedrohung durch Russland diskutieren verschiedene Länder, die Wehrpflicht wieder einzuführen.
Legende:
Deutschland hat eine Berufsarmee, offen für Frauen und Männer. Zurzeit diskutiert Deutschland, ob die Wehrpflicht wieder und in welcher Form eingeführt werden soll.
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2. Wehrpflicht mit Rekrutierung nach Bedarf
Ein Modell, das in unterschiedlicher Form vor allem die skandinavischen Länder kennen. Prinzipiell sind alle 18-Jährigen dienstpflichtig, in Schweden, Dänemark und Norwegen auch die Frauen. In Schweden und Norwegen erhält man einen Fragebogen zur Gesundheit und zur Motivation. Anreize wie die Aussicht auf eine Arbeitsstelle beim Staat, einen Ausbildungsplatz oder einen Autofahrausweis helfen, genügend Motivierte zu finden. In Schweden und in Dänemark werden schlussendlich nur knapp jede oder jeder Zehnte eines Jahrganges einberufen. Faktisch sind auch dies Freiwilligenarmeen.
Legende:
Schweden kennt die allgemeine Wehrpflicht – für Frauen und Männer. Aber das Militär rekrutiert nach Bedarf. Das bedeutet, dass schlussendlich die meisten keinen Militärdienst leisten müssen.
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3. Wehrpflicht mit einer Durchdiener-Armee
Hier ist Israel ein Beispiel. Wehrpflichtig sind beide Geschlechter, nicht pflichtig ist die arabische Minderheit und ultraorthodoxe Frauen. Der Militärdienst wird an einem Stück geleistet, über mehrere Monate (in Israel 24 Monate für Frauen, 36 Monate für Männer). Dazu kommen regelmässige Reserve-Einsätze. Das erlaubt eine vertiefte Ausbildung auf hohem technologischem und militärischem Niveau.
Legende:
Israel kennt die Wehrpflicht für alle. Ausgenommen sind Minderheiten wie die arabischen Staatsbürger.
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4. Allgemeine Dienstpflicht
Verschiedene Länder kennen in irgendeiner Form einen Zivil- oder Bevölkerungsschutz, der bei einer grösseren Katastrophe oder in einem bewaffneten Konflikt zum Einsatz kommt. Schweden kennt zudem die «Total Defence Duty» für alle im Alter zwischen 16 und 70 Jahren. In Zeiten von Krieg haben alle die Pflicht, staatliche Dienste und das Militär zu unterstützen. Eine allgemeine Dienstpflicht für alle Bürgerinnen und Bürger gibt es aber nur in wenigen Ländern. Bekannte Beispiele sind Eritrea und Nordkorea, wo die Bürgerinnen und Bürger nach dem Militärdienst als Arbeitskräfte eingesetzt werden, zum Beispiel als Arbeiterinnen und Arbeiter in grossen staatlichen Bauprojekten. Das wird in dieser Form völkerrechtlich als verbotene Zwangsarbeit angeschaut.
Legende:
Eritrea verpflichtet seine Bevölkerung zum Nationaldienst. Menschenrechtsorganisationen und UNO kritisieren den Dienst als Versklavung und Zwangsarbeit.
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Das zukünftige Dienstpflichtmodell der Schweiz
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Legende:
Sollte die Service-citoyen-Initiative Ende November angenommen werden, dann müsste die allgemeine Dienstpflicht so ausgestaltet sein, dass sie keine Zwangsarbeit darstellt.
Keystone / PETER KLAUNZER
Die Schweiz kennt aktuell die allgemeine Wehrpflicht für Männer. Frauen können freiwillig Militärdienst leisten. Es gibt die Möglichkeit, Militärdienst am Stück zu leisten (Durchdiener). Wer den Militärdienst nicht mit dem Gewissen vereinbaren kann, muss einen zivilen Ersatzdienst leisten, der aber länger dauert. Männer, die nicht militärdienstpflichtig sind, können schutzdienstpflichtig sein. Sie leisten nach Bedarf Dienst in einer regionalen Zivilschutzorganisation.
Verschiedene Überlegungen
In den vergangenen Jahren gab es verschiedene Versuche, das Dienstpflichtmodell weiterzuentwickeln. Einen allgemeinen Bürgerdienst haben Bundesrat und Parlament abgelehnt. Auch das skandinavische Modell mit einer Rekrutierung nach Bedarf und einer Dienstpflicht für beide Geschlechter hat die Verwaltung und der Bundesrat geprüft. Bis zur höchsten Armeespitze genoss das Modell Sympathie, doch aus politischen Überlegungen wurde das Modell verworfen.
Der Bundesrat entschied sich für das Modell der sogenannten Sicherheitsdienstpflicht. Dieses sieht eine Wehrpflicht nur für Männer vor, so wie heute. Frauen können weiterhin freiwillig Militärdienst leisten.
Neuer Katastrophenschutz
Künftig wird der kantonal organisierte Zivilschutz und der Zivildienst (der zivile Ersatzdienst zum Militärdienst bei einem Gewissenskonflikt) zusammengelegt – zu einem neuen Katastrophenschutz. Der Bundesrat hat aus finanzpolitischen Überlegungen – er befürchtet Mehrkosten von mehreren Hundert Millionen Franken – die Umsetzung allerdings vertagt. Die beiden sicherheitspolitischen Kommissionen des Parlaments fordern jedoch eine schnellere Einführung der Sicherheitsdienstpflicht.
Abstimmungsdossier
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Legende:
SRF
News und Hintergründe zu den eidgenössischen, kantonalen und kommunalen Abstimmungen vom 30. November 2025.