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Service-citoyen-Initiative Ist eine Bürgerdienstpflicht «unnötig» oder «einfach fair»?

Ein allgemeiner Dienst an Gemeinschaft und Umwelt: Für die einen dringend notwendig, für andere der falsche Weg.

«Ich denke, es ist ein wenig unnötig», sagt Liam am Rekrutierungstag zur Service-citoyen-Initiative. «Weil die Schweiz als Miliz von den Männern schon genug Personal hat.»

«In irgendeiner Form wäre es wahrscheinlich einfach fair», meint hingegen Sarina vor dem Universitätsgebäude in Bern. «Ich habe schon das Gefühl, dass es sinnvoll ist.»

Frauen in der Schweizer Armee

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Junge Personen stehen im Militäranzug vor einer Schweizer Flagge.
Legende: KEYSTONE/Anthony Anex

Mit 18 Jahren erhalten alle Schweizerinnen eine Einladung zu einem Orientierungstag; die Teilnahme ist freiwillig. Einige Kantone führen separate Orientierungstage für Frauen durch. 

Frauen sind grundsätzlich nicht dazu verpflichtet, Militärdienst zu leisten. Sie können aber freiwillig in der Schweizer Armee Dienst leisten. Dabei gelten die gleichen Rechte und Pflichten für Männer und Frauen. Wird eine Frau für untauglich befunden, muss sie keine Wehrpflichtersatzabgabe leisten.

Die Armee will nach eigenen Angaben den aktuellen Frauenanteil von unter zwei Prozent bis 2030 auf zehn Prozent erhöhen.

Die Idee des obligatorischen Bürgerdiensts – für Männer wie Frauen – kommt am 30. November 2025 zur Abstimmung. Könnte die Initiative der Armee helfen, die Bestände zu sichern und mehr Frauen für den Militärdienst zu gewinnen?

Andere Massnahmen «zielführender»

Die Service-citoyen-Initiative ist laut Pälvi Pulli, stellvertretende Staatssekretärin für Sicherheitspolitik, der falsche Weg. Nicht eine Dienstpflicht für Frauen soll es richten, sondern «eine Erleichterung der Teilnahme an der militärischen Friedensförderung oder ein obligatorischer Orientierungstag».

Pulli betont, dass die aktuelle Herausforderung denn auch nicht an einem zu kleinen Rekrutierungspool liege. Das Problem seien «die frühzeitigen Abgänge in den Zivildienst». Entsprechende Massnahmen sind laut Bund in Planung.

Das würde zu direkten Mehrkosten in Milliardenhöhe führen.
Autor: Pälvi Pulli Stellvertretende Staatssekretärin für Sicherheitspolitik

Die Initiative bewirke zudem, «dass man sehr viele Dienstpflichtige hat, die ausserhalb des Sicherheitsbereichs engagiert werden müssten – ausserhalb von Armee und Zivilschutz», so Pulli. «Das würde zu direkten Mehrkosten in Milliardenhöhe führen, pro Jahr.» Schliesslich würden die volkswirtschaftlichen Kosten für Arbeitnehmende ebenfalls ins Gewicht fallen.

Der Bürgerdienst als Investition

«Die Mehrkosten entstehen vor allem, wenn wir jetzt nichts machen», entgegnet Noémie Roten. Sie ist die Präsidentin des Initiativkomitees.

Aktuell muss eine Frau den Mut haben, mit 98 Prozent Männern einen Dienst leisten zu wollen.
Autor: Noémie Roten Präsidentin des Komitees der Service-citoyen-Initiative

«Die Kosten, die entstehen im Krisenfall. Dann, wenn wir nicht in der Lage sind, einer Überflutung etwas entgegenzusetzen, sind sie ein Vielfaches höher als die Kosten, die mit dem Service Citoyen entstehen würden», ist Roten überzeugt. Der Bürgerdienst sei eine Investition – «in unsere Sicherheit, in den Zusammenhalt».

Die Befürworterin, die selbst freiwillig Armeedienst geleistet hat, weist auch auf die aktuellen Hürden für dienstwillige Frauen hin: «Ich muss mich proaktiv melden, vom Militärarzt als tauglich erklärt werden und dann noch den Mut haben, mit 98 Prozent Männern Dienst zu leisten.» Laut Roten sagen sich dann viele Frauen: «Nein, das tue ich mir nicht an.»

Wie sehen es die Jungen? Welchen Bereich würden sie bei einer allgemeinen Dienstpflicht überhaupt wählen?

«Wahrscheinlich schon die Armee», sagt Louis am Rekrutierungstag. Sarina meint: «Ich würde eher ein soziales Projekt machen, als mit Waffen schiessen.» Für Benjamin «steht die Armee an erster Stelle». Und Marliène vor dem Universitätsgebäude in Bern ist überzeugt: «Ich persönlich würde schon Militärdienst leisten.»

Abstimmungsdossier

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Grafik
Legende: SRF

News und Hintergründe zu den eidgenössischen Abstimmungen vom 30. November 2025.

10vor10, 24.10.2025, 21:50 Uhr ; 

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