Wie brisant sind die Epstein Files, wie steht es um die US-Wirtschaft und kommt es im Venezuela-Konflikt zur Eskalation? Im Live-Chat haben Barbara Colpi, Andrea Christen und Roger Aebli die Community-Fragen beantwortet. Die wichtigsten Erkenntnisse.
Fall Epstein zwingt Trump in die Defensive
Ein Grossteil der Community-Fragen drehte sich um die Veröffentlichung der Epstein-Files. «Die Epstein-Sache scheint wie kein anderes Thema Trump selbst in die Defensive zu bringen», erläutert Andrea Christen. Es habe das Potenzial, seine MAGA-Bewegung zu spalten. Selbst enge republikanische Verbündete stellen sich inzwischen gegen ihn. In den USA wird bereits spekuliert, ob Trump zur «lame duck» – zur lahmen Ente – werde und die Partei ihn faktisch hinter sich lasse.
Barbara Colpi geht auf die Befürchtung ein, dass grosse Teile der Dokumente geschwärzt bleiben. Das sei in der Tat gut möglich, so Colpi. «Dies wird weitere Spekulationen, ob etwas vertuscht wird, befeuern.»
Wirtschaftslage und Inflation
Zur wirtschaftlichen Situation erklärt Barbara Colpi: «Die Inflation steigt zwar kontinuierlich, dennoch bleibt die US-Wirtschaft trotz handelspolitischer Spannungen und Zöllen robust.» Konsumentinnen und Konsumenten spürten aber einen Preisanstieg – bei Lebensmitteln, Wohnraum und von Zöllen betroffenen Produkten.
Roger Aebli ergänzt: «Im September sind 119'000 Jobs entstanden, was mehr ist als prognostiziert.» Doch die Arbeitslosenquote stieg auf 4.4 Prozent. Diese widersprüchlichen Daten erschweren der Notenbank die Entscheidung über Zinssenkungen.
US-Rolle im Ukraine-Krieg
Auf die Frage nach der geringen US-Intervention in der Ukraine erklärt Andrea Christen: «Präsident Trump hat eine gut dokumentierte Faszination für Autokraten und Diktatoren. Das war schon in der ersten Amtszeit deutlich – und gilt speziell für Putin.» Die Figur des «Strongman», der ohne Rücksicht auf demokratische Prozesse regiert, übe auf ihn besonderen Reiz aus.
Putins Ideologie – Anti-Wokeismus, Betonung von Familie und Christentum – finde zudem Anklang bei Teilen der Republikanischen Partei. Christen betont jedoch, dass es weiterhin einen ukrainefreundlichen, putinkritischen Flügel in der Partei gebe.
Unverständlich bleibe für ihn Trumps Tendenz, Putin mehr zu vertrauen, als den eigenen Geheimdiensten. «Man darf sich ernsthaft fragen, ob die USA unter Trump einem Nato-Mitglied militärisch zu Hilfe eilen würden, falls Russland angreifen würde», so Christen.
Eskalation in Venezuela?
Barbara Colpi schätzt die Lage in Venezuela als angespannt ein. Die USA haben ihre Militärpräsenz vor der Küste massiv erhöht und könnten Luftangriffe planen, um Druck auf das Maduro-Regime auszuüben. Ob es bei Drohungen bleibe oder zur Eskalation komme, sei schwer vorherzusagen.
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Ein offener Krieg sei jedoch nicht Trumps Ziel. Er strebe einen Regimewechsel zugunsten einer US-gestützten Regierung an. «Die Gründe dafür sind neben dem Kampf gegen Drogenhandel auch wirtschaftliche Interessen, denn Venezuela verfügt über die grössten Ölreserven der Welt, die für US-Energiekonzerne attraktiv sind.»
Dritte Amtszeit und demokratische Gegenstrategie
Zur Frage der dritten Amtszeit Trumps entgegnet Roger Aebli, dass sie von der «Verfassung explizit ausgeschlossen» werde. Auch eine Kandidatur als Vizepräsident wäre nicht zulässig. Und angesichts interner Risse, schwacher Umfragewerte und seines Alters sei es fraglich, wie viel Rückhalt er hätte.