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Krieg in der Ukraine Das ist über den US-Plan für die Ukraine bekannt

Kein Nato-Beitritt, kleineres Heer, dauerhafte Gebietsabtretungen – Vorschläge, die für Kiew schwer zu akzeptieren sind. Der Überblick.

Darum geht es: Mehrere Medien veröffentlichten den Entwurf des 28 Punkte umfassenden Abkommens, das einen dauerhaften Waffenstillstand nach mehr als dreieinhalb Jahren Krieg absichern soll. Eine Delegation unter Leitung von Daniel Driscoll, einem Staatssekretär im US-Verteidigungsministerium, hatte die neuesten Vorstellungen der Regierung von Präsident Trump bei Gesprächen in Kiew präsentiert.

Hier können Sie die 28 Punkte im Detail nachlesen:

Forderungen an die Ukraine: Laut übereinstimmenden Berichten des US-Nachrichtenportals «Axios» und anderer Medien sieht der Entwurf territoriale Zugeständnisse der Ukraine und noch vieles mehr vor: Die Krim und die ebenfalls besetzten ukrainischen Gebiete Donezk und Luhansk werden als faktisch russisch anerkannt. Dazu muss die Ukraine qua Verfassung demnach auf einen Beitritt zur Nato verzichten, die Grösse ihres Heers auf 600'000 Mann beschränken und atomwaffenfrei bleiben. Zumindest theoretisch dürfte das Land der EU beitreten.

Forderungen an Russland: Russland, das den völkerrechtswidrigen Angriffskrieg im Februar 2022 begann, soll auf weitere Gebietsansprüche verzichten und sich per Gesetz dazu verpflichten, Aggressionen gegenüber Europa und der Ukraine abzuschwören. Beschlagnahmtes russisches Staatsvermögen in Milliardenhöhe soll dazu genutzt werden, Wiederaufbau und Investitionen in der Ukraine zu fördern – eine Bedingung, die für Moskau nicht leicht zu akzeptieren sein dürfte.

Keine offizielle Reaktion auf Seiten Russlands

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Eine offizielle Reaktion aus Moskau gab es nach Bekanntwerden der 28 Punkte zunächst nicht. Präsident Wladimir Putin besuchte indes demonstrativ einen Kommandoposten der russischen Armee und bekräftigte bei einem Auftritt in Tarnuniform das Festhalten an seinen Kriegszielen. «Wir haben unsere gemeinsamen Aufgaben, unsere Ziele. Das Wichtigste ist, unbedingt die Ziele der speziellen Militäroperation zu erreichen», wurde Putin vom Kreml zitiert. Der Staatschef liess sich demnach von Generälen über den Vormarsch seiner Truppen in der Ukraine unterrichten.

Das sagt Selenski: Der ukrainische Präsident machte sich den Vorschlag der USA ausdrücklich nicht zu eigen, zeigte sich aber zumindest gesprächsbereit. «Die amerikanische Seite hat Punkte eines Plans vorgestellt, um den Krieg zu beenden – ihre Sichtweise. Ich habe unsere Grundsätze vorgestellt.» Nach Angaben seines Büros will Selenski bald mit Trump telefonieren. «Wir sind bereit zu klarer und ehrlicher Arbeit – die Ukraine, die USA, unsere Partner in Europa und weltweit.»

Damit irgendein Plan funktioniert, braucht es die Ukraine und die Europäer an Bord.
Autor: Kaja Kallas EU-Aussenbeauftragte

Die Sicht der europäischen Partner: Die europäischen Unterstützer der Ukraine, die an Verhandlungen beteiligt werden wollen, wurden von dem US-Vorstoss eher überrascht. Die EU forderte eine Beteiligung an Verhandlungen. «Damit irgendein Plan funktioniert, braucht es die Ukraine und die Europäer an Bord», sagt die EU-Aussenbeauftragte Kaja Kallas. Die britische Regierung teilt mit, dass nur die Ukraine selbst ihre Zukunft entscheiden kann. Deutschlands Aussenminister Johann Wadephul wertete das Konzept nicht als fertigen Plan, sondern als Beitrag, um die Konfliktparteien an einen Tisch zu bringen. Und tatsächlich enthält der Kompromissvorschlag mehrere Punkte, die auch aus Sicht der Europäer wohl kaum hinzunehmen wären.

So soll es dem Entwurf nach weitergehen: Wenn alle Seiten dem «Friedensplan» zugestimmt haben und der militärische Rückzug auf vereinbarte Positionen abgeschlossen ist, beginnt – so das Ziel – der Waffenstillstand. 100 Tage nach Abschluss des Abkommens sollen Wahlen in der Ukraine abgehalten werden. Eine amerikanisch-russische Arbeitsgruppe zu Sicherheitsfragen soll darüber wachen, dass die Abmachungen eingehalten werden – und ein «Friedensrat» unter Trumps Vorsitz die Einhaltung des Abkommens garantieren.

USA wollen entlohnt werden

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Laut US-Regierungssprecherin Karoline Leavitt wurde der Plan von Aussenminister Marco Rubio und Trumps Sondergesandtem Steve Witkoff über Wochen hinweg ausgearbeitet. Beide seien mit Vertretern Russlands und der Ukraine in den Austausch getreten, um zu verstehen, wozu die Länder jeweils bereit seien, um einen dauerhaften Frieden zu erreichen.

Für ihre nicht näher definierten Sicherheitsgarantien würden die USA gemäss dem Friedensplan entlohnt. So sollen sie von verschiedenen Wirtschaftsprojekten profitieren, etwa im Energiesektor und bei der Ausbeutung seltener Erden. Russland wiederum würde wieder in die Weltwirtschaft integriert und eingeladen, der Gruppe führender Industrienationen nach seinem zeitweisen Ausschluss erneut beizutreten. Aus den G7 würden damit wieder die G8.

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Heute Morgen, 21.11.2025, 6 Uhr ; 

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