Zum Inhalt springen

Auswirkungen der Coronakrise Starker Anstieg der Arbeitslosenzahlen im April

  • Der Schweizer Arbeitsmarkt hat im April die Coronakrise stark zu spüren bekommen.
  • Die Arbeitslosenquote stieg im April von 2.9 Prozent im März auf 3.3 Prozent, wie das Staatssekretariat für Wirtschaft (Seco) mitteilt.
  • Das ist der höchste Wert seit Frühling 2017.
  • Anfang Mai sei der Wert bereits auf 3.4 Prozent angestiegen – 160'000 Personen seien zurzeit arbeitslos, so das Seco.

Man stelle jedoch eine Verlangsamung des Anstiegs der Arbeitslosen fest, liess das Seco verlauten. Insgesamt waren Ende April 153'413 Personen bei den Regionalen Arbeitsvermittlungszentren (RAV) arbeitslos gemeldet – knapp 18'000 mehr als noch im Vormonat.

Der Anstieg der Zahlen ist historisch

Box aufklappen Box zuklappen

Eine Einschätzung von SRF-Wirtschaftsredaktorin Denise Joder-Schmutz:

Dass die Arbeitslosigkeit wegen der Coronakrise stark steigen würde, war zu erwarten. Doch einen so starken Anstieg – um 43 Prozent gegenüber dem Vorjahresmonat – gab es nicht einmal während der Finanzkrise.

Ebenfalls historisch sind die Zahlen zu den Anträgen auf Kurzarbeit. Diese hat immerhin laut dem Seco dazu geführt, dass die Arbeitslosigkeit vorerst weniger stark angestiegen ist, als befürchtet. Denn je stärker Kurzarbeit beansprucht wird, desto geringer ist der Anstieg der Arbeitslosigkeit. Dank der Kurzarbeit konnten bisher auch grössere Massenentlassungen verhindert werden.

Die Kurzarbeit konnte den Anstieg der Arbeitslosigkeit also bremsen – allerdings nur vorläufig. Denn längerfristig dürfte die Arbeitslosigkeit weiter ansteigen, weil vielen Unternehmen dann doch irgendwann der Atem ausgehen wird und sie Konkurs anmelden müssen. Wie viele das sein werden hängt davon ab, wie lange die Krise dauert.

Ende April seien insgesamt 1.9 Millionen Anträge für Kurzarbeit registriert worden, teilte das Seco weiter mit. Diese hohe Zahl zeige den Willen der Betriebe, Entlassungen zu vermeiden.

Anstieg bei allen Gruppen

Die Arbeitslosenquote stieg im April in sämtlichen Altersgruppen – bei den Jugendlichen (15-24-Jährige) auf 3.3 von 2.8 Prozent und bei den Älteren (50-64-Jährige) auf 3.0 von 2.7 Prozent.

Arbeitslosenquote dürfe noch weiter steigen

Box aufklappen Box zuklappen
Boris Zürcher.
Legende: Keystone

Laut Boris Zürcher, Leiter der Direktion für Arbeit im Staatssekretariat für Wirtschaft (Seco), ist Ende Jahr mit einer Arbeitslosenquote von «deutlich über 4 Prozent» zu rechnen, wie er an einer Telefonkonferenz sagte.

«In einzelnen Monaten könnte die Quote auch 5 Prozent erreichen», fügte er an. «Das wären dann deutlich über 200'000 Personen.»

Zum Vergleich: Im letzten Jahr fiel die Quote zeitweise auf 2.1 Prozent und die Zahl der Arbeitslosen auf unter 100'000.

Sie nahm ebenfalls bei den Schweizern (2.4% nach 2.1%) und bei den Ausländern (5.8% nach 5.2%) zu, sowie bei den Frauen (3.1% nach 2.7%) als auch bei den Männern (3.5% nach 3.1%).

In der Westschweiz und im Tessin war die Quote mit 4.5 Prozent (Vormonat: 4.0) deutlich höher als in der Deutschschweiz , wo die Quote 2.8 Prozent erreichte (Vormonat: 2.5).

Deutlich weniger Stellenangebote

Weiter hat das Seco im Berichtsmonat 231'196 Stellensuchende gezählt, das waren 17'299 mehr als im Vormonat. Die Zahl der als offen gemeldeten Stellen nahm auf der anderen Seite um gut 13'000 auf 18'415 ab. Davon unterlagen 4'663 Stellen der im Juli 2018 eingeführten Stellenmeldepflicht für Berufsarten mit einer bestimmten Arbeitslosenquote.

Seit Januar 2020 gilt neu ein Schwellenwert von 5 Prozent, zuvor lag er noch bei 8 Prozent. Wegen des Coronavirus und seiner Folgen hat der Bundesrat jedoch die Stellenmeldepflicht ab dem 26. März 2020 für sechs Monate aufgehoben, wie das Seco betont.

SRF4 News, 07.05.2020, 08:30 Uhr ; 

Meistgelesene Artikel