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Bahnverkehr Neue SBB-Strategie: Alte Tugenden statt Robotertaxis

«Der Kluge fährt im Zuge – und nicht im Robotertaxi.» Mit diesem leicht ergänzten SBB-Slogan aus dem letzten Jahrhundert könnte die neue SBB-Strategie 2030 umschrieben werden. Zurück zum Kerngeschäft – sichere, zuverlässige und pünktliche Bahnverbindungen – und zurück in die schwarzen Zahlen, darauf legt die SBB-Führung das Schwergewicht. Von hochfliegenden Plänen wie selbstfahrenden Zügen oder Robotertaxis, die die Kundinnen zuhause abholen und auf den nächsten Bahnhof bringen, steht nichts mehr im neusten Strategiepapier, das die neu-alte SBB-Führung erarbeitet hat.

Digitalisierung als Hilfsmittel im Hintergrund

Verwaltungsratspräsidentin Monika Ribar, die schon die vorherige Strategie verantwortet hatte, sagte denn auch, es sei «eine Evolution und keine Revolution». Auch der neue SBB-Konzernchef Vincent Ducrot will wie zuvor Andreas Meyer die Digitalisierung vorantreiben, aber in erster Linie als Hilfsmittel im Hintergrund, um die internen Abläufe zu verbessern und beispielsweise die Planung von Baustellen, die Einsatzpläne oder die Wartung der Rollmaterialflotte effizienter zu machen. Zudem verspricht sich die SBB einiges von einer personalisierteren Ansprache der Kunden – indem etwa bei Verspätungen Ausweichrouten vorgeschlagen werden oder Tickets einfacher bestellt werden können.

Woher sollen die Mehreinnahmen kommen?

Dies alles wird aber nicht reichen, um die Reisenden wieder zurückzuholen, die wegen Corona zuhause geblieben sind und die auch künftig weniger pendeln und öfter von zuhause aus arbeiten werden. Doch die SBB braucht besser ausgelastete Personen- und auch Güterzüge, um ihr System als Ganzes aufrechterhalten zu können. Tiefe Einschnitte in ihr Angebot kann sie nicht machen, will sie nicht noch mehr Kundinnen verlieren; mit höheren Bundesgeldern, wie sie jetzt coronabedingt fliessen, kann sie auf Dauer nicht rechnen.

Woher aber künftige Mehreinnahmen kommen könnten, dazu ist im Strategiepapier wenig zu lesen. Bei der wichtigsten Massnahme, die mehr Geld in die Kasse spülen könnte, bei den Tarifen nämlich, kann die SBB nicht allein entscheiden, sondern ist eingebunden in die ganze Branche.

So bleibt die Hoffnung, mit einem internen Effizienz-Effort die Kosten senken und dort mehr Geld reinholen zu können, wo es der SBB in Eigenregie möglich ist. Mit lukrativen Immobilien-Entwicklungsprojekten auf attraktiven Bahnhofsarealen etwa. Und es bleibt vor allem die Hoffnung, dass pünktlichere, sicherere und zuverlässigere Züge auf Dauer auch wieder mehr Fahrgäste anziehen, die helfen, die Rechnung wieder ins Gleichgewicht zu bringen.

Klaus Bonanomi

SRF-Wirtschaftsredaktor

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Klaus Bonanomi ist seit 2009 Wirtschaftsredaktor bei Radio SRF. Davor war er Nachrichtenredaktor, Bundeshauskorrespondent und Produzent der Sendung Rendez-vous. Er ist zudem als Korrespondent für die österreichische Zeitung «Der Standard» und für den deutschen «Südkurier» tätig.

Echo der Zeit, 25.11.2021, 18 Uhr

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