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Bilanz der Versicherer Unwettersommer verursachte Rekordschäden in der Schweiz

  • Zwei Milliarden Franken haben die Unwetter in der Schweiz in diesem Sommer gekostet.
  • Noch nie seien so viele Schäden registriert worden, hiess es an einer gemeinsamen Veranstaltung der kantonalen Gebäudeversicherungen und des Versicherungsverbandes.
  • Wegen des Klimawandels drohen künftig noch höhere Schäden. Um dafür gewappnet zu sein, brauche es noch weitere Anstrengungen, sagen die Versicherer.

So schlimm wie in Deutschland war es nicht bei uns: Unwetter, Starkregen und Hochwasser forderten dort im Juli rund 200 Todesopfer und hinterliessen Schäden in zweistelliger Milliardenhöhe. Und auch finanziell sind die Folgen für die Betroffenen in der Schweiz viel geringer. Denn während hierzulande praktisch jedes Gebäude gegen Hochwasser, Hagel und andere Naturgewalten versichert ist, sind es in Deutschland weniger als die Hälfte.

Faktische Versicherungspflicht

Nach der Naturkatastrophe kommt deshalb für viele Menschen noch die Sorge hinzu, wer ihnen hilft, die Schäden zu tragen, die Handwerker zu bezahlen, verlorenes Eigentum zu ersetzen. Kein Wunder, wird in deutschen Medien derzeit mit Interesse über das Schweizer Modell berichtet.

Alain Rossier, der Direktor des Verbandes der kantonalen Gebäudeversicherungen, sagt dazu: «Wir haben etliche Anfragen von deutschen Journalisten. Wir können jeweils aufzeigen, dass mit man mit einer Pflichtversicherung, die gewisse regulatorische Rahmenbedingungen setzt, viel machen kann.»

Das System hat gezeigt, dass es funktioniert. Alles wird entschädigt und aufgenommen – und wir sind auch bereit für ähnliche Ereignisse in den Folgejahren.
Autor: Alain Rossier Direktor des Verbands der kantonalen Gebäudeversicherungen

In der Schweiz gibt es faktisch die Pflicht, ein Gebäude zu versichern. In 19 Kantonen gibt es dafür eine kantonale Gebäudeversicherung, in den übrigen Kantonen übernehmen die privaten Versicherungen diese Aufgabe. Und das habe sich auch in diesem Sommer bewährt, sagt Rossier.

Denn wenn alle ihr Haus versichern müssten, dann sei das Risiko der Elementarschäden auf alle verteilt, sodass auch die Prämien für alle bezahlbar blieben. «Das System hat gezeigt, dass es funktioniert. Alles wird entschädigt und aufgenommen – und wir sind auch bereit für ähnliche Ereignisse in den Folgejahren.»

Klimarisiken haben Einfluss auf die Immobilienpreise

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Erstmals errechnete die Immobilienfirma Wüest Partner den Einfluss der Klimarisiken auf die Immobilienpreise. Hierfür hat sie eine eigene Gefahrenkarte erstellt. Die Grundlage waren Zeitungsberichte über Naturereignisse der vergangenen 50 Jahre, welche die Forschungsanstalt für Wald, Schnee und Landschaft, in einer Datenbank erfasst hat. «Die Gefahren verteilen sich sehr stark in der Schweiz. Es gibt Bergstürze, die eher im alpinen Raum auftreten, das Hochwasser ist aber ein schweizweites Phänomen», sagt Patrick Schnorf, Research-Leiter bei Wüest Partner. «Wir haben nachweisen können, dass Immobilien in diesen Risikogebieten bis zu drei Prozent an Wert verlieren können, obschon sie versichert sind.»

In gefährdeten Gebieten wird weiterhin gebaut

Für den Immobilienmarkt dürften Wetterextreme in Zukunft zu einer grösseren Gefahr werden, da Wetterextreme häufiger und extremer auftreten würden, schreibt Wüest Partner in ihrer Medienmitteilung zur Publikation des jährlich erscheinenden Immomonitors, der einen Überblick über den Immobilienmarkt widergibt. «Nach wie vor wird in Gebieten mit einer nachweislich deutlichen Gefährdungslage gebaut», sagt Schnorf.

Auch Martin Jordi, Geschäftsleitungsmitglied der Vereinigung kantonaler Gebäudeversicherungen, stellt in solchen Gebieten zuweilen eine rege Bautätigkeit fest. «Bei guter Planung muss das kein Problem sein», sagt Jordi. «Wenn man bei der Planung mögliche Gefahren mit einbezieht und beim Bau das Gebäude entsprechend ausrichtet, kann man spätere Schäden vermeiden.» Wenn man beispielsweise der Tiefgarageneinfahrt eine leichte Erhöhung einbaut, um das Wasser abzuhalten, sei das in den Baupreisen auch nicht weiter spürbar. Probleme gebe es hingegen bei alten respektive bestehenden Gebäuden, da die oft nicht geschützt sind.

Mit der Klimaerwärmung dürfte das Risiko für schwere Unwetter, Stürme und Hochwasser weiter zunehmen. Finanziell sei man auch dafür gerüstet, betonen die Versicherer. Doch damit die Schäden nicht ins Unermessliche steigen, müsse noch mehr in die Prävention investiert werden, sagt Urs Arbter vom Schweizerischen Versicherungsverband: «Je besser die präventiven Massnahmen sind, umso kleiner sind die Schäden. Hier sind die Bauherren wie auch die öffentlichen Institutionen für die Rahmenbedingungen gefordert.»

Denn auch das zeigt der Schadensommer 2021: Ohne die Schutzbauten der letzten Jahre und ohne die neuen aufblasbaren Schutzdämme wären die Hochwasserschäden nochmals deutlich höher ausgefallen. Und auch bessere Vorwarnsysteme halfen mit, Schäden zu verhindern oder wenigstens zu verringern.

Info3, 28.10.2021, 17 Uhr

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