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Bitcoin steigt und steigt Krypto-Fans hoffen auf Anbindung an die «alte Welt»

Der Bitcoin-Kurs hat sich 2023 mehr als verdoppelt. Das hat auch mit Plänen des weltgrössten Vermögensverwalters zu tun.

Weshalb steigt der Bitcoin-Kurs? Vergangene Woche überstieg der Bitcoin erstmals seit eineinhalb Jahren die 38'000-Dollar-Marke. Als wichtiger Grund gilt die Hoffnung, dass in den USA bald ein Bitcoin-ETF zugelassen werden könnte. Ein börsengehandelter Indexfonds – herausgegeben von Blackrock, dem weltweit grössten Vermögensverwalter, also einem Player aus der «alten Welt». Bislang hat die US-Börsenaufsicht SEC Gesuche für Krypto-ETFs abgelehnt, nun finden gemäss mehreren Medien wieder Gespräche zwischen Blackrock und der SEC statt. Was, wenn die SEC dieses Mal «Ja» sagt? «Wenn eine Gesellschaft wie Blackrock einsteigt, ist das so etwas wie ein Vertrauenssiegel», sagt Tatjana Puhan, Anlagechefin beim Vermögensverwalter Copernicus, im «Eco Talk».

Das ist so etwas wie ein Vertrauenssiegel.
Autor: Tatjana Puhan Anlagechefin Copernicus Wealth Management

Ein ähnliches Produkt in Kanada bündelt laut Desirée Velleuer von Crypto Consulting gut eine Milliarde Dollar. Der Aktienmarkt in den USA sei 20 Mal grösser als der kanadische, «da ist also viel Potenzial drin».

Trauen Schweizer Banken den Krypto-Währungen? Bei der Zuger Kantonalbank können Kundinnen und Kunden seit gut zwei Monaten Kryptowährungen handeln wie Aktien. Die Luzerner und die St. Galler Kantonalbank, ebenso Postfinance, haben entsprechende Angebote angekündigt. «Die Banken müssen dies anbieten, um ihre Wettbewerbsvorteile nicht zu verlieren», sagt Desirée Velleuer von Crypto Consulting.

Zu grosse Schwankungen, zu viele ungeklärte Fragen.
Autor: Fredy Hasenmaile Chefökonom Raiffeisen

Es gibt aber auch warnende Stimmen: Raiffeisen-Chefökonom Fredy Hasenmaile sagt, noch bestünden bei Kryptowährungen «zu grosse Schwankungen, zu viele ungeklärte Fragen bezüglich Regulierung, Transparenz und massivem Energieverbrauch».

Wollten Krypto-Fans nicht Intermediäre wie Banken ausschalten? Dank der Blockchain alle Daten auf zahlreichen Servern speichern und Banken als Intermediäre überflüssig machen: Das war zu Beginn die Idee der Krypto-Anhänger. Nun scheint aber ausgerechnet die Anbindung ans herkömmliche Finanzsystem den Bitcoin-Kurs anzutreiben. Das gefällt nicht allen in der Krypto-Szene. Laut Desirée Velleuer gibt es dort zwei Strömungen: Die Anhänger des Grundgedankens, dass die Blockchain-Technologie Geldtransfers ohne Banken ermöglicht, setzen weiterhin auf dezentrale Börsen. Anhängerinnen der anderen Strömung setzten nur noch auf voll regulierte Anbieter wie die Schweizer Kryptobanken Sygnum und Seba. «Dort hat man womöglich ein etwas kleineres Universum an Anlagemöglichkeiten, dafür mehr Sicherheit», so Velleuer.

Schaden die Skandale dem Bitcoin nicht?  Gerade hat Binance, die weltweit grösste Kryptobörse, über 4 Milliarden Dollar Strafe bezahlt, weil sie in den USA Geldwäscherei-Gesetze verletzt hatte. Der CEO tritt zurück. Und Anfang November wurde Sam Bankman-Fried verurteilt, ihm drohen bis zu 115 Jahre Haft. Er, der Gründer der Kryptobörse FTX, hatte Kundenvermögen veruntreut. Und der Bitcoin-Kurs? Er steigt. Eine mögliche Erklärung liefert Desirée Velleuer: Die Aufarbeitung dieser Skandale könnte einen positiven Einfluss auf den Kurs haben, weil sie zu mehr Regulierung führe. «Das gibt institutionellen Anlegern mehr Sicherheit, dann trauen sie sich eher, einzusteigen.» Die Kehrseite: Je mehr reguliert wird, desto eher dürften sich auch die Renditen normalisieren – weg von Traumrenditen wie teils in der Vergangenheit.

ECO Talk, 27.11.2023, 22:25 Uhr

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