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Chinesisches Pendant zu Uber Peking bremst Fahrdienst Didi nach Börsengang aus

In China rufen sich die Leute ein Didi statt ein Uber. Doch das Unternehmen soll gegen Datenschutzgesetze verstossen haben.

Darum geht es: Das US-Unternehmen Uber bietet über eine App Taxifahrten an. Das chinesische Pendant dazu heisst Didi Chuxing. Dieses versucht, nun ebenfalls in den USA Fuss zu fassen. Seit letzter Woche wird die Didi-Aktie an der Technolgiebörse Nasdaq in New York gehandelt. Nun wird das Unternehmen aber vom chinesischen Staat gebremst. Die Behörden in Peking haben veranlasst, dass die App aus den chinesischen Stores gelöscht wird.

Das ist der Vorwurf: Das Unternehmen soll illegal persönliche Daten seiner Kundinnen und Kunden gesammelt haben. Details dazu sind nicht viele bekannt. Kurz nach dem Börsengang gab die chinesische Aufsichtsbehörde für den Cyberspace bekannt, dass man die Firma untersuche, unter anderem um die nationale Sicherheit von China zu gewährleisten. Was weiter folgt, ist unklar. UserInnen und User – rund eine halbe Milliarde haben die App schon – dürfen Didi aber weiterhin benutzen. Bloss, und das ist keine gute Nachricht für Didi: Neue Kundinnen und Kunden können vorerst keine dazukommen.

Das ist der Grund für dieses Timing: Der Zeitpunkt für die Sperrung der Didi-App in den chinesischen Stores kurz nach dem Börsengang in den USA ist auffällig. Im Vorfeld war spekuliert worden, ob Didi Daten an die USA weitergeben würde. Dagegen wehrte sich der Vizechef des Unternehmens und schrieb in den sozialen Medien: Er klage gegen jeden, der so etwas behaupten würde. Andere chinesische Firmen, deren Aktien im Ausland gehandelt würden, hätten genau wie Didi chinesische Userdaten auf chinesischen Servern gespeichert. Die Parteizeitung «Global Times» schrieb, dass der Schutz der persönlichen Daten auch eine Frage der nationalen Sicherheit sei, weil Didi internationale Aktionärinnen und Aktionäre habe. Das ist ein Hinweis, dass die Massnahme mit dem US-Börsengang zu tun hat.

Das ist die politische Komponente: Es wird vermutet, dass Firmen wie Didi zu mächtig geworden sind für die Kommunistische Partei. Tatsächlich waren grosse Tech-Konzerne wie Didi lange zu wenig stark reguliert in China, vor allem auch was den Datenschutz angeht. Seit einer Weile verschärft die Regierung die Regeln. Inzwischen wurde auch bekannt, dass zwei weitere Tech-Firmen untersucht werden; die Full Truck Alliance Company (eine Art Uber für Lastwagen) und Boss Zhipin, eine Plattform für Personalvermittlung. Beide Firmen sind ebenfalls vor kurzem in den USA an die Börse gegangen.

Das ist die Vorgeschichte: Es gibt schon eine Weile einen Crackdown von grossen Tech-Firmen seitens der Regierung in Peking. Am bekanntesten ist der plötzliche Stopp des geplanten Börsengangs der Ant Group im vergangenen Jahr und die Milliardenbusse für Alibaba wegen Vergehen gegen das Kartellrecht. Daneben gab es noch weitere grosse Tech-Firmen, die in Europa weniger bekannt sind, aber ins Visier der Behörden geraten sind. Das hat wahrscheinlich Auswirkungen auf künftige Börsengänge in den USA. Firmen und potenzielle Investoren werden sich den Schritt gut überlegen.

Echo der Zeit, 05.07.2021, 18:00 Uhr ; 

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